KI-Boom: Karibischer Inselstaat hat Millioneneinnahmen mit Domainname

Boom durch Künstliche Intelligenz: Die steigende Nachfrage nach Webadressen mit der Endung .ai wird in diesem Jahr Millionen in die Staatskasse von Anguilla spülen. Der karibische Inselstaat könnte damit sein BIP um zehn Prozent steigern.
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Karibikinsel Anguilla. Bald Geld wie Sand am Meer durch KI-Boom?Foto: Istock danilloforcellini
Von 5. September 2023

Kennen Sie Anguilla? Anguilla ist eine der „Inseln über dem Winde“ der Kleinen Antillen in der Karibik, östlich von Puerto Rico gelegen. Zusammen mit mehreren kleinen, unbewohnten Koralleninseln bildet Anguilla eines der Überseegebiete des Vereinigten Königreiches. Das Segelparadies ist ein nur mit kleinen Inselhoppern oder dem Boot erreichbares Urlaubsparadies der „Rich and Famous“. Es bietet atemberaubend weiße Sandstrände, umrahmt von türkisfarbenem Wasser.

Tourismus bislang größter Wirtschaftsfaktor

Der Tourismussektor trägt mit 37 Prozent zur gesamten Wirtschaftstätigkeit des Territoriums bei. Im gleichen Zeitraum erwirtschafteten die Immobilien-, Vermietungs- und Geschäftstätigkeitsbranche 14 Prozent des BIP, während die Transport-, Lager- und Kommunikationsbranche sowie der Finanzsektor jeweils elf Prozent beitrugen. Das Inselparadies ist Steuerparadies und rangiert seit den frühen 1990er-Jahren als eine der bedeutendsten Offshore-Finanzregionen weltweit.

Vor der Corona-Zeit im Jahr 2019 hatte das BIP Anguillas mit 307 Millionen US-Dollar seinen Höchststand und das Pro-Kopf-BIP Anguillas mehr als 23.000 US-Dollar erreicht. Das BIP im Jahr 2021 wird nach jüngsten UN-Daten auf 288 Millionen US-Dollar beziffert.

Dank ChatGPT: 30 Millionen on top durch KI-Boom

Jetzt könnte die kleine Karibikinsel mit nicht mal 20.000 Einwohnern 30 Millionen US-Dollar aus dem KI-Boom ziehen und damit ihr BIP um zehn Prozent steigern. Der Grund dafür: Der Karibikstaat hat von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers den Ländercode ai zugewiesen bekommen.

Seit den 1990er-Jahren ist Anguilla somit für die Vergabe von Internetadressen mit der Endung .ai an Einwohner und Unternehmen, die Websites registrieren möchten, zuständig. Bis vor Kurzem war dieser länderspezifische Domainname leicht zu übersehen. Durch das rasant ansteigende Interesse an Künstlicher Intelligenz wird .ai nun zu einer begehrten Domain.

Karibischer Traum: Einnahmen innerhalb eines Jahres verdoppelt

Denn die Registrierungsgebühren für die .ai-Domains fließen in die Staatskasse der Regierung von Anguilla. Jeder, der eine URL mit der Endung .ai haben möchte, muss diese von der anguillanischen Regierung erhalten. Nach einem Bericht der „New York Times“ beliefen sich die Gesamteinnahmen aus dem Verkauf von .ai-Domains im Jahr 2018 auf 2,9 Millionen US-Dollar. Laut öffentlichen Aufzeichnungen im Jahr 2021 hat Anguilla durch die Domain-Vergabe 7,4 Millionen US-Dollar eingenommen. In diesem Jahr wird sich der Betrag voraussichtlich mehr als verdoppeln.

Softwareentwickler Vince Cate, der die Domain im Namen Anguillas seit den 1990er-Jahren verwaltet, erklärte gegenüber „Bloomberg“, dass sich die Gesamtzahl der .ai-Registrierungen im vergangenen Jahr auf 287.432 beliefe. Das sei fast eine Verdoppelung innerhalb eines Jahres. Seit dem öffentlichen Start von ChatGPT im November letzten Jahres hätten sich „die Dinge hier sehr verändert“.

Besonders bei Start-ups im Trend

Domains kosten circa 120 US-Dollar für jeden Zweijahreszeitraum. Seit Dezember 2017 unterstützt das .ai-Register das Extensible Provisioning Protocol. Folglich dürfen viele Registrierstellen .ai-Domains verkaufen. Seitdem ist .ai auch bei Unternehmen und Organisationen, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen, beliebt. Der Trend dazu ist vorrangig bei „neuen“ KI-basierten Unternehmen beziehungsweise Start-ups zu beobachten, die sich mit KI – artificial intelligence (AI) – befassen.

Neben den Start-ups gibt es auch zahlreiche Websites der Hauptakteure der Branche, die auf .ai enden und ihre Besucher auf KI-ausgerichtete Seiten ihrer Unternehmen weiterleiten – etwa Google.ai oder Facebook.ai. Auch wenn viele etablierte KI- und Tech-Unternehmen es vorgezogen haben, sich nicht für die .ai-Domäne zu entscheiden, wie zum Beispiel das britisch-amerikanische Forschungslabor DeepMind, das seit 2014 auch zum Google-Konzern Alphabet gehört.

Expert.ai ist die wertvollste .ai-Domain, die jemals verkauft wurde. Der Verkauf wurde im Juni 2020 für 95.000 Euro (circa 108.000 US-Dollar) abgeschlossen.

Schon einmal gab es eine „Domain-Erfolgsgeschichte“, von der auch ein nahezu unbekannter Inselstaat profitierte: Tuvalu im Pazifik mit nur 11.000 Einwohnern hatte den Ländercode .tv zugeteilt bekommen. Video-Websites wie Twitch nutzen eine .tv-Domain. Im Jahr 2019 nahm Tuvalu 7,1 Millionen US-Dollar, das entspricht etwa acht Prozent der Gesamteinnahmen der Regierung, durch die Vergabe von .tv ein.



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