Kinder als Versuchskaninchen? In Amerikas Schulen tobt der Kulturkampf

Konflikte um den richtigen Weg in der Bildung sind in Amerikas Schulen nichts Neues. Seit dem Vorantreiben der „Kritischen Rassentheorie“ nimmt die Intensität zu.
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An einer Schule in New York.Foto: Michael Loccisano/Getty Images
Von 15. März 2022

Schulratssitzungen, einst langweilige Angelegenheiten, haben sich in den Vereinigten Staaten zu einem politischen Kräftemessen entwickelt. Eltern in unterschiedlichen Bundesstaaten sind mit der Schulpolitik zunehmend unzufrieden. Wegen der Corona-Maßnahmen gab es weniger Berührungspunkte zwischen den Eltern und den Schulgremien – dies hätten manche Schulbehörden ausgenutzt, um die kritische Rassentheorie voranzutreiben und den Lehrplan drastisch zu verändern, sagen sie.

„Die Critical Race Theory [„kritische Rassentheorie“] ist ein interdisziplinärer Theorieansatz, der davon ausgeht, dass Rassismus keine Ausnahmeerscheinung, sondern ein strukturell verankerter Teil der gesellschaftlichen Ordnung ist“, schreibt die „Tagesschau“. Sie sei eine wissenschaftliche Theorie. Die konservativen Kräfte hätten daraus einen politischen Kampf in den USA gemacht.

Warnende Stimmen sehen darin eher ein typisches Konzept des Klassenkampfes aus dem Marxismus – wobei zwei Gesellschaftsklassen gegeneinander ausgespielt werden, um sie so unter Kontrolle zu bringen und über sie zu herrschen.

San Francisco: Tiefe Unzufriedenheit der Eltern

Die Wähler in San Francisco haben nun drei Mitglieder des Schulausschusses abgewählt – ein Sieg für die Eltern, die über die Prioritäten des Bezirks während der Pandemie verärgert waren.

Ihre Hauptkritik: Die Schulbehörde hat sich in der Pandemie-Zeit kein Konzept für die Öffnung der Schulen entwickelt. Stattdessen hätten sie Sitzungen zur Umbenennung von Schulen abgehalten, so „Fox News“. Die Schulbehörde wollte 44 Schulen umbenennen, die Namen einiger historischer Persönlichkeiten tragen, darunter Abraham Lincoln.

Bemerkenswert ist, dass die Eltern die Absetzung der Mitglieder in der Hochburg der Demokratischen Partei – San Francisco – erreicht haben. Die entschiedene Ablehnung der Politik der Schulbehörde deutet auf eine tiefe Unzufriedenheit hin. 

„Sie benutzen Kinder als Versuchspersonen für ihre sozialen Experimente, ohne selbst irgendwelche Konsequenzen zu tragen“, sagte Rob Kutner, Vater und Organisator einer Petition für die Absetzung, gegenüber „Fox News“. „Es ist ein Albtraum. Ich kenne niemanden, der die Handlungen der Schulbehörde unterstützt.“

„Es sind die Menschen, die sich in San Francisco erheben und sagen, dass es inakzeptabel ist, die Verantwortung für die Bildung unserer Kinder aufzugeben“, sagte Siva Raj zu „Economist“. Der Familienvater sah den Tribut, den seine Kinder für das Fernlernen in der Pandemie zahlen mussten. „Unsere Kinder fielen immer weiter zurück“, sagte er. 

Weder Gespräche mit der Schulbehörde noch Petitionen oder Proteste schienen etwas zu bewirken. Im Februar begannen Raj und seine Lebensgefährtin Autumn Looijen, Unterschriften für die Absetzung zu sammeln.

Das Ergebnis: Die drei Mitglieder des Schulausschusses – Alison Collins, Gabriela López und Faauuga Moliga – wurden am 15. Februar abgesetzt. Es ist die erste erfolgreiche Abberufungskampagne in San Francisco seit 1914.

Die Verfechter der kritischen Rassentheorie versuchten vergeblich, die Abberufung als rechte Machtübernahme darzustellen, so Looijen. „Dies war eine Revolution der Kompetenz“, sagte sie. Und es sei eine Warnung an die Radikalen in den Schulbehörden in ganz Amerika.

Nach der Abberufung beschuldigte die abgewählte Gabriela López diejenigen, die für ihre Absetzung stimmten, mit „weißen Rassisten“ verbündet zu sein.

Zudem haben rassistische Tweets aus dem Jahr 2016 von Alison Collins, die schwarz ist, die Gemüter in San Francisco aufgewühlt, nachdem sie erneut in die Öffentlichkeit gelangen. Bevor sie in den Vorstand kam und Vizepräsidentin wurde, twitterte Collins unter anderem, dass asiatische Amerikaner „weißes rassistisches Denken“ benutzt hätten, um sich zu assimilieren und so leichter voranzukommen. 

Als Collins degradiert wurde, verklagte sie den Bezirk und ihre Kollegen auf 87 Millionen US-Dollar und löste damit eine weitere Kontroverse aus.

Texas: Zwei Väter festgenommen

In Texas eskalierte die Situation bei einer Sitzung der Schulbehörde im September 2021. Zwei Väter wurden während einer Sitzung verhaftet, weil sie sich zu einem Thema zu äußern versuchten, das nicht auf der Tagesordnung der einberufenen Vorstandssitzung stand – und zwar über die Maskenpflicht in Schulen.

Die Väter erklärten gegenüber „Fox News“, dass sie damit zum Schweigen gebracht wurden. Die Präsidentin der Schulbehörde, Amy Weir, bestritt jedoch ihre Behauptungen. Einer der Väter, Jeremy Story, wurde mehrfach vom Vorstandsvorsitzenden zurechtgewiesen und weigerte sich, die Regeln einzuhalten, weshalb er schließlich hinausbegleitet wurde.

„Ich glaube, dass ich verhaftet wurde, um mich und andere Eltern und Gemeindemitglieder einzuschüchtern – damit sie sich nicht mehr gegen den Schulleiter und fünf Mitglieder des Schulausschusses aussprechen können“, sagte Dustin Clark, Vater von vier Kindern in öffentlichen Schulen.

Ein Mitglied des Ausschusses verließ aus Protest die Sitzung. Er sagte gegenüber „Fox News“, dass der Bezirk nur 18 Bürgern den Zutritt zur Sitzung gestattete, obwohl der Raum „300 Personen Platz bietet“. Er berichtet: „Lasst uns rein!“, habe die Menge außerhalb der Versammlung gerufen.

North Carolina: Kinder der Schule verwiesen

Aus North Carolina berichten die Eltern Doug und Nicole Turpin, dass ihre 11 und 13 Jahre alten Kinder zur Zielscheibe von Vergeltungsmaßnahmen des Schulleiters wurden. Sie wurden im letzten Herbst von der Schule verwiesen. Dies geschah, nachdem die Eltern Bedenken über die, wie sie es nannten, „schnelle Änderung des Lehrplans“ an der Charlotte Latin School geäußert hatten.

Die Kinder „wurden erniedrigt“, sagte Doug Turpin, Vater der beiden Kinder, gegenüber Epoch Times. Plötzlich mussten sie ihre Schränke ausräumen, sie wurden dauerhaft von der Schule verwiesen.

Was war geschehen? Die Eltern wurden auf Veränderungen in der Schulphilosophie aufmerksam, die während der COVID-Einschränkungen stattfanden, als der Austausch zwischen Lehrern und Eltern ausgesetzt wurde.

Bei der Abschlussfeier der 5. Klasse konnten sich die Eltern wieder treffen. „Bei der Feier konnten wir endlich mit anderen Eltern sprechen und viele von uns waren beunruhigt über das, was wir hörten“, sagte Turpin. „Wir begannen, uns im Juni 2021 zu treffen, um unsere Eindrücke auszutauschen und eine Strategie zu entwickeln, wie wir versuchen können, mit dem Vorstand über die Änderungen ins Gespräch zu kommen.“

Die Änderungen zeigen eine „drastische Abkehr“ von der bisherigen Schulphilosophie. Die Schule hätte einen „altersunangemessenen Lehrplan“ aufgestellt und „pornografisches Lesematerial“ in die Schulbibliothek platzieren lassen. Zudem seien „hochpolitische Themen“ zum Unterricht hinzugefügt wurden, obwohl die Schule zuvor erklärte, sie sei unpolitisch, so Turpin.

Initiative der Eltern führt zur Vergeltung

Um den radikalen Änderungen entgegenzuwirken, gründeten sechzig Eltern der Charlotte Latin School  die Gruppe „Refocused Latin“. Sie präsentierten ihre Argumente dem Vorstandsvorsitzenden der Schule. „Uns wurde versprochen, dass es keine Vergeltungsmaßnahmen für dieses Feedback geben würde“, sagte Turpin.

Der Direktor der Schule, Charles Baldecchi, veröffentlichte jedoch wenige Wochen nach der Besprechung ein Video, in dem er die Gruppe angriff und ihre Präsentation als „einfach schrecklich“ bezeichnete.

Danach bekam Turpins Sohn die schulische Verärgerung zu spüren, beispielsweise als einer der Lehrer sich weigerte, ihn während einer zweistündigen Unterrichtsstunde auf die Toilette gehen zu lassen oder seine Maske herunterzuziehen zu können, um etwas zu trinken.

„Meine Kinder haben absolut nichts falsch gemacht“, sagte Turpin. „Sie wurden nur bestraft, weil die Eltern in die Erziehung ihrer Kinder einbezogen werden wollten.“

Die Charlotte Latin Schule wurde laut Turpin 1970 als Reaktion auf radikalisierte Lehren gegründet, die in den 1960er-Jahren entstanden waren. Die Gründer der Schule wollten zu traditionellem Unterricht wie Latein zurückkehren und sich wieder auf Mathematik, Naturwissenschaften und Englischkenntnisse konzentrieren.

In einer Videoserie, die die Schulleitung im Jahr 2020 veröffentlichte, argumentierte ein Mitarbeiter, dass die Schule als Teil der „weißen Flucht“ gegründet wurde. Die „Flucht der Weißen“ oder der „Exodus der Weißen“ ist die plötzliche oder allmähliche Abwanderung weißer Menschen aus Gebieten, die eine größere rassische oder ethnisch-kulturelle Vielfalt aufweisen. Zu Beginn der Schule wurden jedoch Kinder von Minderheiten integriert und gefördert, erinnert sich Turpin.

Project 1776 vs. Project 1619

Jonathan Collins, Professor für Pädagogik an der Brown University, erklärt, dass Kämpfe zwischen Schulräten nichts Neues sind. Aber ihre Intensität sei ungewöhnlich, sagte er gegenüber „Economist“. 

Normalerweise geht es bei den Sitzungen um umständliche lokale Angelegenheiten wie die Modernisierung von Einrichtungen oder Schulbudgets. Seit dem „Projekt 1776“ des ehemaligen US-Präsident Donald Trump und mit dem Vorantreiben der kritischen Rassentheorie durch den jetzigen Präsidenten Joe Biden wurden die Diskussionen in den Schulen zunehmend politisch.

Die sogenannte 1776-Kommission war ein 18-köpfiges Gremium, das im September 2020 von Trump beauftragt wurde, einen Bericht über die US-amerikanische Geschichte zu erstellen. Trumps Ziel war, die Geschichte der USA aus einer patriotischen Sicht in die Schulen zu bringen. Die Kommission wurde am 20. Januar 2021 von Biden aufgelöst und der 45-seitige Bericht der Kommission zurückgezogen.

Zudem hat Biden an seinem ersten Tag im Amt die Anordnung der Trump-Administration aufgehoben, die Schulungen zur kritischen Rassentheorie für Bundesbehörden und Auftragnehmer des Bundes verbietet.

Dies geschah auf Vorschlag des US-Bildungsministeriums. Das Ministerium zitierte dabei das „Projekt 1619“ der „New York Times“, das anlässlich des 400. Jahrestages der Einfuhr von Sklaven aus Afrika gestartet wurde. Ziel der Serie ist es, „die Geschichte des Landes neu zu gestalten, 1619 als unsere wahre Gründung zu verstehen und die Folgen der Sklaverei und die Beiträge schwarzer Amerikaner in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen, die wir uns darüber erzählen, wer wir sind“.

Das Ministerium hat auch die Werke vom Dr. Ibram X. Kendi erwähnt, zu dessen zahlreichen radikalen Argumenten der Vorschlag gehört, dass jedes Gesetz im Land von einem nicht gewählten Gremium „antirassistischer“ Akademiker genehmigt werden sollte, schreibt die „Heritage“ Stiftung.

Der Artikel erschien zuerst in der Wochenzeitung Ausgabe 35 am 11. März 2022.



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