Kohle wird in Deutschland und Polen knapp – Stromnetzbetreiber warnen

Stein- und Braunkohle werden derzeit in großen Mengen für die Stromversorgung gebraucht. Die Preise für Rekord-Briketts sind explodiert, sie liegen bei über 1.000 Euro pro Tonne für Privathaushalte. Eine Steigerung der Produktion ist nicht möglich.
Titelbild
Braunkohleabbau in Polen.Foto: Istock
Epoch Times4. Dezember 2022


Um die Lücken der Stromversorgung in der derzeitigen Energiekrise zu decken, sind fossile Brennstoffe verstärkt zum Einsatz gekommen. Jetzt schlagen die europäischen Stromnetzbetreiber Alarm – Kohle wird in Deutschland und Polen knapp, wie die „Welt“ kürzlich berichtete.

Die stärkste Belastung dürfte das europäische Stromnetz aus Sicht der Betreiber im Januar und Februar erfahren. Polen stehe gegen Ende des Winters größeren Risiken gegenüber, schreibt die europäische Netzgruppe Entsoe in einem am Donnerstag veröffentlichten Ausblick. Die Kohlevorräte dort sollten den ganzen Winter über nicht übermäßig genutzt werden. Polens Nettostromexporte könnten deshalb im Winter begrenzt sein.

Auch Deutschland habe in letzter Zeit mehr Kohle für die Stromerzeugung verbrannt. Da die letzten Kernkraftwerke Deutschlands laut einem Beschluss des Bundestages am 15. April 2023 endgültig abgeschaltet werden, wird es eng.

Vorgezogener Braunkohleausstieg im rheinischen Revier beschlossen

In der Nacht zum 2. Dezember hat der Bundestag für den vorgezogenen Braunkohleausstieg in Nordrhein-Westfalen gestimmt. Das Gesetz der Regierung wurde mit 525 Ja- zu 92 Nein-Stimmen angenommen. Zwei Abgeordnete enthielten sich.

Den Kabinettsbeschluss hatte die Regierung Anfang November getroffen. Das Gesetz sieht vor, den Ausstieg aus der Braunkohle im Rheinischen Revier um acht Jahre auf 2030 vorzuziehen. Die letzten Braunkohlekraftwerke von RWE werden demnach am 31. März 2030 stillgelegt. Ursprüngliches Enddatum war der 31. Dezember 2038.

Allerdings soll zugleich die Laufzeit von zwei Braunkohlekraftwerken, die eigentlich zum Jahresende stillgelegt werden sollten, bis Ende März 2024 verlängert werden. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte zu dem vorgezogenen Ausstieg eine entsprechende Vereinbarung mit dem Energiekonzern RWE getroffen.

Spätestens 2038 soll dann das letzte deutsche Kohlekraftwerk vom Netz gehen, so haben es Bundestag und Bundesrat Anfang Juli beschlossen.

Kohlemangel: Weniger Ware für private Endverbraucher

Die Folgen für private Nutzer machen sich nach wie vor bemerkbar, da nicht nur Stein-, sondern auch Braunkohle immer knapper wird.

Brennstoffhändler in ganz Deutschland berichteten von Engpässen und Kunden klagten über fehlende Ware, so die „Welt“. Dazu kämen die völlig überhöhten Preise. Im Internet würde die Tonne Rekord-Briketts bereits zu Spitzenpreisen von 1.400 Euro angeboten.

Laut „Welt“ befinde sich Europas letzter aktiver Briketthersteller im Ortsteil „Schwarze Pumpe“ der Stadt Spremberg in Brandenburg. Der Betreiber LEAG habe auf Nachfrage der Zeitung bereits Ende November angegeben, dass die stark steigende Kohlenachfrage nun auch zulasten der Privathaushalte gehe: Derzeit werde weniger Ware für private Endverbraucher produziert (offiziell ist von einer „Produktionseinschränkung“ die Rede).

Als Grund habe LEAG wortwörtlich den „ungeplanten Umstand“ der Wiederinbetriebnahme zweier Blöcke des Kraftwerks Jänschwalde angegeben. Diese würde nun „zur Stromerzeugung gebraucht“. Mehr Kohle im Tagebau abzubauen sei aber nicht möglich, da die Kapazitäten „voll ausgelastet“ seien.

Die europäische Netzgruppe „Ensoe“ gehe wegen der Kohlemangellage davon aus, dass ein zunehmender Anteil der Stromversorgung durch Gaskraftwerke erfolgen muss. „Für die Angemessenheit des europäischen Systems werden beträchtliche Gasmengen benötigt, die etwa ein Drittel des europäischen Arbeitsgasvolumens erreichen könnten“, so die Netzbetreiber. (afp/il)



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