Kreml: Russland zielte am Hafen von Odessa auf „militärische Infrastruktur“
Russland hat bei dem Angriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa nach eigenen Angaben „militärische Infrastruktur“ zerstört. Dabei seien „hochpräzise“ Kalibr-Marschflugkörper eingesetzt worden, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf dem Online-Dienst Telegram am Sonntag mit.
„Die Kalibr-Raketen zerstörten ein Objekt der Militärinfrastruktur des Hafens von Odessa, indem sie mit einem hochpräzisen Schlag einen ukrainischen Militärkutter an die Lieblingsadresse des Kiewer Regimes schickten.“
Der für die ukrainischen Getreidelieferungen wichtige Hafen am Schwarzen Meer war am Samstag, einen Tag nach der Unterzeichnung eines Abkommens zur Wiederaufnahme der Getreide-Ausfuhr, nach Angaben aus Kiew, beschossen worden.
Russland hatte laut der Türkei zunächst seine Beteiligung an den Luftangriffen bestritten. „Die Russen haben uns gesagt, dass sie mit diesem Angriff nichts zu tun haben und dass sie die Angelegenheit sehr genau untersuchen“, hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar versichert.
Ob die Vereinbarungen zur Ausfuhr von Getreide und anderer landwirtschaftlicher Güter, die nach russischen Angaben in den „nächsten paar Tagen“ greifen sollten, damit hinfällig sind, war zunächst unklar. Ein Überblick über die geplanten Bestimmungen:
Koordinationszentrum in Istanbul
Vertreter der Ukraine und Russlands sowie der Türkei und der Vereinten Nationen sollen gemeinsam den Fahrplan für die Frachtschiffe durch das Schwarze Meer festlegen. Nach Aussagen von Experten könnte das Zentrum in drei bis vier Wochen einsatzfähig sein.
Untersuchung der Schiffe auf Waffen
Die Frachtschiffe sollen voraussichtlich in Istanbul bei Abfahrt und Ankunft von Vertretern der vier Parteien inspiziert werden, um heimliche Waffenlieferungen zu verhindern. Dies hatte Moskau gefordert.
Sichere Korridore im Schwarzen Meer
Die Ukraine und Russland verpflichten sich, die sicheren Korridore für die Frachtschiffe zu respektieren und dort auf militärische Aktivitäten zu verzichten. Bei der Abfahrt aus der Ukraine sollen die Frachtschiffe von ukrainischen Militärbooten begleitet werden. Die Schiffe laufen demnach aus den ukrainischen Häfen Odessa, Piwdenny (Juschne) und Tschornomorsk aus.
Vertrag gilt für zunächst für vier Monate
Der Vertrag soll zunächst für vier Monate gelten und sich automatisch verlängern. Wenn pro Monat etwa acht Millionen Tonnen Getreide ausgeführt werden können, sollten vier Monate ausreichen, um das derzeit blockierte Getreide in einer Größenordnung von 25 Millionen Tonnen auszuführen.
Garantien für russische Exporte landwirtschaftlicher Güter
Der Vertrag soll durch ein von Russland und den Vereinten Nationen unterzeichnetes Abkommen ergänzt werden. Dieses soll garantieren, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland den Export russischen Getreides und Düngers nicht beeinträchtigen. Russland hatte sich zuvor beschwert, dass Sanktionen gegen Transportunternehmen, Banken und Versicherungen indirekt auch die Exporte landwirtschaftlicher Güter behinderten.
Vorerst keine Minenräumung
Die Unterhändler sehen von einer Minenräumung im Schwarzen Meer zunächst ab. Dies hätte laut UNO „zu viel Zeit in Anspruch genommen“. Die Minen wurden in erster Linie von der Ukraine zur Verteidigung ihrer Häfen gelegt. Ukrainische Kriegsschiffe werden die Getreidefrachter zu Beginn der Reise auch deswegen begleiten, um die Minen zu umfahren. Falls eine Minenräumung doch nötig sei, solle dies von Vertretern eines weiteren, noch nicht genannten Landes übernommen werden, heißt es in dem Abkommen.
Frachtschiffe aus der Türkei und Griechenland
Nach Angaben des Instituts für Seehandel (Isemar) werden vor allem türkische und griechische Massenguttransporter für die Verschiffung des Getreides genutzt werden. Ein Schiff kann üblicherweise zwischen 20.000 und 70.000 Tonnen Getreide laden.
Sicherheit für Reeder und Besatzung
Große Teile des Schwarzen und des Asowschen Meeres werden seit Beginn des Krieges Ende Februar nicht mehr von den Versicherungen abgedeckt. Laut Slyvain Gauden vom französischen Rückversicherer Scor muss für die betreffenden Schiffe noch über eine Art Zusatzversicherung verhandelt werden. Auch die Sicherheit der Besatzung muss nach Angaben der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS) noch geregelt werden, bevor das Abkommen in Kraft treten kann. (afp/dpa/dl)
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