Das ist in der Nacht zu Freitag passiert
Nach dem Vorrücken russischer Truppen zu Europas größtem Atomkraftwerk in der Nähe der Großstadt Saporischschja brach ein Feuer in einem Gebäude der Anlage aus. Am Morgen wurde es nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums gelöscht. Gebrannt habe ein Trainingskomplex. Erhöhte Radioaktivität wurde nicht gemeldet. Russische Truppen hätten das Kraftwerk besetzt.
Russland äußerte sich zunächst nicht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss von Reaktorblöcken durch russische Panzer.
Der ehemalige deutsche Brigadegeneral Erich Vad sieht in der Besetzung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja durch die russische Armee keine nukleare Eskalation des Kriegs in der Ukraine. „Für die russische Armee ist es ein Ziel, mit ihrem Vorrücken kritische Infrastruktur in der Ukraine unter ihre Kontrolle zu bringen“, sagte Vad den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Ich denke daher nicht, dass Russland ein gezieltes Interesse daran hat, dort eine Nuklearkatastrophe auszulösen.“
Baerbock kündigt weitere Sanktionen an
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat weitere Strafmaßnahmen gegen Russland angekündigt. „Über die drei scharfen Sanktionspakete hinaus, die wir bereits beschlossen haben, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen, die gezielt in das Machtzentrum Putins treffen“.
Das sagte sie am Rande eines Sondertreffens der Außenminister der Nato-Staaten in Brüssel. Details nannte die Grünen-Politikerin zunächst nicht.
Russische Truppen kreisen Kiew weiter ein
Russische Truppen setzen nach ukrainischen Armeeangaben ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew fort. „Die Hauptanstrengungen der Besatzer konzentrieren sich auf die Einkreisung Kiews“, heißt es im Morgenbericht der ukrainischen Armee.
Es wurden zunächst keine Angaben zu Kämpfen rund um die Millionenstadt gemacht. Die Stadt löste seit Mitternacht mehrfach Luftalarm aus. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow berichtete, dass die ukrainische Marine ihr Flaggschiff „Hetman Sahajdatschnyj“ selbst versenkt habe, damit es nicht den Gegnern in die Hände falle. Die Fregatte lag zur Reparatur vor Anker.
Ukraine bittet um deutsche Panzer und U-Boote
Die ukrainische Botschaft in Berlin bittet die Bundesregierung um Lieferung weiterer Waffensysteme, darunter Kampfpanzer, U-Boote und Kampfflugzeuge. Das geht aus einer sogenannten Verbalnote der Botschaft an das Kanzleramt, das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Begründet wird die Bitte damit, dass Putin einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Ukraine und die Ukrainer begonnen habe, in dem höchst moderne Waffensysteme eingesetzt würden – auch geächtete Waffen wie Kassettenbomben mit Streumunition.
Hotline zwischen Moskau und Washington
Das Pentagon hat wegen des Kriegs in der Ukraine eine neue Hotline mit Russland eingerichtet. Ziel sei, Fehleinschätzungen, militärische Zwischenfälle und Eskalationen zu vermeiden, teilte das US-Verteidigungsministerium auf Nachfrage mit. Die US-Regierung will keine Truppen in die Ukraine schicken. Sie ist aber besorgt, dass der Konflikt mit Russland auf Nato-Staaten übergreifen könnte.
Schröder zu Aufgabe von Russland-Posten aufgerufen
Nach der SPD-Spitze hat auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den früheren Regierungschef Gerhard Schröder dazu aufgefordert, seine Posten bei russischen Staatsunternehmen zu räumen. „Mein Rat an Gerhard Schröder ist doch, sich aus diesen Ämtern zurückzuziehen“, sagte Scholz in der ZDF-Sendung „maybrit illner“. Dies sei keine Privatsache. Zudem plädierte Scholz dafür, die Finanzierung des Büros des Altkanzlers aus Steuergeldern zu überprüfen.
Russlands Kreditrating sinkt weiter
Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat Russlands Kreditwürdigkeit aufgrund der neuen westlichen Sanktionen weiter abgestuft. Die Bonitätsnote wurde angesichts gestiegener Ausfallrisiken der Anleihen von „BB+“ auf „CCC-“ gesenkt.
Vergangene Woche hatte die Agentur die Bewertung in den sogenannten Ramschbereich für spekulative Anlagen abgestuft. Nun ging es weitere acht Stufen nach unten – das Rating liegt nur noch knapp über der Kategorie für Zahlungsunfähigkeit. Der russische Aktienmarkt bleibt am Freitag den fünften Tag in Folge geschlossen.
Google stoppt Werbegeschäft in Russland
Google setzt sein Anzeigengeschäft in Russland aus. Betroffen sei Werbung sowohl im Umfeld der Internetsuche als auch bei der Videoplattform Youtube, teilte der Konzern mit. Zuvor hatte Google nur bestimmte Anzeigen rund um den Krieg blockiert. Als weiteres Tech-Unternehmen stoppte der Apartment-Vermittler Airbnb seine Aktivitäten in Russland und auch der Ukraine. Auch Intel setzt alle Lieferungen an Kunden in Russland aus.
Das wird am Freitag wichtig
Die Außenminister der EU-Staaten kommen am Nachmittag erneut zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammen. Erwartet wird auch die Teilnahme von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und des US-Außenministers Antony Blinken. Abzuwarten bleibt, ob Boris Johnson eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates erreichen kann. (dpa/red)
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