Kuba: Stromabschaltungen und hohe Preise fördern neue Proteste in Kuba
Staatliche Medien berichteten am vergangenen Samstag, dass die Regierung in Havanna Anfang August den Strom zeitweise abschalten, den Karneval absagen und weitere Maßnahmen ergreifen wird. Grund sei die Verschärfung der Energiekrise in Kuba.
Die Hauptstadt, in der ein Fünftel der 11,2 Millionen Einwohner Kubas lebt und die das Zentrum der Wirtschaftstätigkeit ist, sei bisher von den täglichen Stromabschaltungen von vier Stunden oder mehr verschont geblieben, berichtet „Deutschlandfunk“. Laut dem Chef der Kommunistischen Partei in Havanna, Luis Antonio Torres, sei nun der Moment gekommen, um Solidarität mit dem Rest der Insel zu zeigen, die bereits seit Monaten unter Strommangel leide.
Stromnetz kurz vor Totalausfall
Der Energieexperte Jorge Pinon von der „University of Texas“ sagte der Nachrichtenagentur „Reuters“, das gesamte Stromnetz stehe nach Bränden in zwei der 20 ohnehin veralteten Kraftwerke kurz vor dem Kollaps. Weiter sagte er:
„Wenn man die Anlagen über ihren Wartungsplan hinaus laufen lässt, gerät das System in eine Abwärtsspirale, für die es keine kurzfristige Lösung gibt. Die angekündigten Stromausfälle sind nicht aus Solidarität, sondern eine Notwendigkeit, um einen möglichen totalen Zusammenbruch des Systems zu vermeiden“.
Doch Strom ist nicht der einzige Mangel. In Kuba fehlt es zudem an Essen und Benzin – und der Hoffnung, dass sich die Situation bald verbessere, berichtete die „Tagesschau“.
Regelmäßige Stromabschaltungen lösen Proteste aus
Wie Omar Everleny, Ökonom auf Kuba, gegenüber der „Tagesschau“ erklärte, habe das durchschnittliche Gehalt im vergangenen Jahr 3.528 Pesos betragen. Preise von 1.000 Pesos für ein Kilogramm Milchpulver und 300 Pesos für ein Pfund Schwein können sich die wenigsten leisten. Auch an Diesel fehlt es, wobei vermutet wird, dass die Regierung einen Teil davon einbehält und zur Stromerzeugung nutzt.
Nach einem Zeitplan für Stromausfälle wird die Stromversorgung in jeder der sechs Gemeinden Havannas alle drei Tage während der Hauptverkehrszeiten zur Mittagszeit unterbrochen, so die lokale Tageszeitung der Kommunistischen Partei, Tribuna de la Habana, die über eine Sitzung der lokalen Behörden berichtete.
Die Rationierung hatte in diesem Sommer erneut einige lokale Proteste ausgelöst, nachdem im Juli 2021 bereits die größten Proteste gegen die Regierung und die Kommunistische Partei Kubas seit 1994 stattgefunden hatten.
Auslöser war ein Mangel an Nahrungsmitteln und medizinischen Produkten sowie die Reaktion der Regierung auf die COVID-19-Pandemie in Kuba. Hinzu kam, 2021 war für den Agrarbereich eines der schlechtesten Jahre der letzten Dekade. Das sagte Landwirtschaftsminister Ydael Pérez Brito bei der Vorstellung des Jahresberichts seines Ressorts.
Präsident von Kuba bittet um Geduld
Wie die „Tagesschau“ berichtet, regt sich an einigen Orten immer mehr Widerstand. Auch in den sozialen Medien machten viele Menschen ihrem Ärger Luft. Vermutlich im Rückblick auf die Proteste vor einem Jahr warnte Kubas Präsident Miguel Diaz-Canel davor, die Situation auszunutzen, um „die Revolution anzugreifen“.
Weiter bat er um „Geduld und Zusammenhalt“ und nannte als Grund die Wirtschaftsblockade der USA. Der wahre Grund dürfte allerdings gesellschaftlicher Natur sein.
Laut „Tagesschau“ habe sich die Hoffnung vieler Kubaner auf mehr Öffnung bislang nicht erfüllt. Für einige weniger als für andere. Nach den Protesten im Juli 2021 sitzen noch immer etwa 400 Menschen im Gefängnis, teils mit kontroversen Haftstrafen von bis zu 25 Jahren – zur Abschreckung vor neuen Proteste, kritisieren Menschenrechtler, juristische korrekt, sagen die kubanischen Behörden. (il/ts)
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