Lambrecht besucht erstmals seit Kriegsbeginn die Ukraine

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD, 3.v.l) besichtigt mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Olexij Resnikow (l) eine Verteidigungsstellung außerhalb von Odessa und lässt sich einen von den Russen erbeuteten Panzer zeigen.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD, 3.v.l) besichtigt mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Olexij Resnikow (l) eine Verteidigungsstellung außerhalb von Odessa und lässt sich einen von den Russen erbeuteten Panzer zeigen.Foto: Jörg Blank/dpa
Epoch Times2. Oktober 2022

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat am Samstag erstmals seit Kriegsbeginn die Ukraine besucht. In der Hafenstadt Odessa traf sie mit ihrem ukrainischen Kollegen Oleksij Resnikow zusammen, wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte.

Gemeinsam mit Resnikow tauschte sie sich mit Kommandeuren über die Lage und den Einsatz von Militärtechnik aus, die von Deutschland geliefert wurde. Zudem nahm die Ministerin in einem Krankenhaus an der Auszeichnung verdienter Soldaten teil. Ein Exemplar der Panzerhaubitze 2000 bekam Lambrecht bei ihrem Besuch nicht zu Gesicht. Dafür besuchte die Ministerin in der Nähe von Odessa eine mit Bunkern befestigte Verteidigungsstellung. Dort wurde ihr unter anderem ein von den Russen erbeuteter Panzer vorgeführt.

Lambrecht sagte die rasche Lieferung einer Einheit des Luftabwehrsystems Iris-T SLM zu. Deutschland will der Ukraine zunächst vier der jeweils 140 Millionen Euro teuren Systeme zur Verfügung stellen. Die Finanzierung von drei weiteren Systemen ist gesichert. Eine Einheit besteht aus vier Fahrzeugen – einem Feuerleitgerät und drei Raketenwerfern. Das System ermöglicht dem deutschen Hersteller Diehl Defence zufolge Schutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen.

Zum Nato-Beitrittswunsch der Ukraine sagte Lambrecht, in Brüssel herrsche Einigkeit, dass die Nato keine Kriegspartei wird. Dies werde auch in Zukunft so bleiben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Freitag als Reaktion auf die Annexion von vier ukrainischen Regionen durch Russland zügige Aufnahme seines Landes in die Nato gefordert.

Diskussion um Leopard-2-Kampfpanzer

Die Ukraine fordert von westlichen Staaten wie Deutschland auch Kampfpanzer wie den modernen Leopard-2 und Schützenpanzer. Bisher hat aber kein Nato-Land Kampfpanzer westlicher Bauart geliefert. Scholz betont stets, dass es in dieser Frage keinen deutschen Alleingang geben werde. Lambrecht bestätigte diese Linie.

Vor ihrem Besuch in der Ukraine war Lambrecht nach Moldau gereist, wo sie die Bereitschaft zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit dem Nachbarland der Ukraine in der Soldatenausbildung und der Ausrüstung bekräftigte.

Russland zieht sich aus strategisch wichtiger Stadt Lyman zurück

Derweil kündigte Selenskyj die Rückeroberung weiterer von Russland kontrollierter Gebiete an. „Im Laufe der Woche wehten neue ukrainische Flaggen über dem Donbass“, sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. „In der kommenden Woche werden es noch mehr werden“. Ukrainische Streitkräfte hatten zuvor einen Vorstoß in der strategisch wichtigen Stadt in der Ostukraine gemeldet, die seit dem Frühjahr von russischen Truppen besetzt war.

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte bei Twitter ein Video von Soldaten, die eine ukrainische Flagge neben einem Schild mit dem Namen der Stadt hochhalten.

Moskau bestätigte kurz darauf den Rückzug seiner Truppen aus der Stadt wegen der „Gefahr“ einer Einkesselung. Zuvor hatten ukrainische Armeesprecher gemeldet, tausende Soldaten in der Nähe von Lyman eingekesselt zu haben.

Lyman liegt in der ostukrainischen Region Donezk, für die Russland am Freitag – ebenso wie für die drei weiteren von Moskau kontrollierten Regionen Luhansk, Saporischschja und Cherson – die Annexion durch die Unterzeichnung von Abkommen besiegelt hatte. (afp/dpa/dl)



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