Lauterbach in Israel – Zusammenarbeit soll Digitalisierung in Deutschland vorantreiben

Corona ist das große Thema für den Gesundheitsminister – auch beim Besuch in Jerusalem. Doch er will auch israelische Impulse für die alltägliche Versorgung aufnehmen, mit denen die Partner Vorreiter sind.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht bei einem Besuch im Hadassah Krankenhaus in Jerusalem mit Schutzkleidung in einem Operationstrakt.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht bei einem Besuch im Hadassah Krankenhaus in Jerusalem mit Schutzkleidung in einem Operationstrakt.Foto: Christophe Gateau/dpa
Epoch Times11. September 2022

Deutschland will die Zusammenarbeit mit Israel mit Blick auf Corona und die Digitalisierung des Gesundheitswesens vertiefen. „Das ist eine Menge, was man hier mitnehmen kann“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Sonntag nach einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Nitzan Horowitz in Jerusalem. Als Beispiel nannte er etwa die „wichtige Forschung“ Israels zu Corona-Medikamenten und Long-COVID. Nach israelischem Vorbild will Lauterbach zudem das Nutzen digitaler Gesundheitsdaten für neue medizinische Erkenntnisse voranbringen.

In Bezug auf Corona hat der Minister weitere Erkenntnisse gewonnen. „Es ist besser, sehr viele, besonders Ältere, früh zu impfen – als fast alle Menschen, aber viel später. Zeit schlägt Vollständigkeit, das hat Israel immer wieder gezeigt.“ In Deutschland ist eine nächste große Kampagne mit neuen Impfstoffen geplant, die an die Omikron-Virusvarianten angepasst sind.

Engerer Austausch vereinbart

Die beiden Minister vereinbarten einen engeren deutsch-israelischen Austausch – auch von Experten und nicht nur zu Corona. „Es ist beeindruckend, wie schnell es hier gelingt, aus neuen Ideen auch Produkte zu machen“, sagte Lauterbach. Besonders beim Nutzen digitaler Behandlungsdaten für beschleunigte Forschungserkenntnisse und eine bessere Versorgung soll Israel ein Vorbild sein. „Hier nutzen alle Kliniken und Praxen eines Patienten dieselben Daten“, sagte Lauterbach. Sie könnten sich so über Behandlungen austauschen.

Auf Lauterbachs Besuchsprogramm stehen bis diesen Dienstag auch noch Treffen mit israelischen Forschern und Krankenkassen sowie eine Regionalkonferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Während sich Deutschland auf einen weiteren Herbst mit Einschränkungen einstellt, spielt das Virus im Alltag in Israel nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Maskenpflicht – auch in Bus und Bahnen – wurde Ende April abgeschafft und auch in der jüngsten Corona-Welle im Juni nicht wieder eingeführt. In Flugzeugen braucht man seit Mai keine Maske mehr. Ausnahmen gibt es nur in Altenheimen und Krankenhäuser, hier sind einfache OP-Masken zu tragen.

Israel lange Corona-Musterschüler

Israel hatte anfangs innerhalb kürzester Zeit einen Großteil der 9,4 Millionen Einwohner geimpft. Mittlerweile haben laut Gesundheitsministerium nur noch knapp zwei Prozent einen gültigen Impfschutz. Bei 68 Prozent ist er abgelaufen, der Rest ließ sich nicht impfen. Eine vierte Impfung wird zwar allen über 60 Jahren empfohlen, eine weitere Impfkampagne wurde aber noch nicht angekündigt.

Lauterbach besuchte in Jerusalem auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. „Das größte Verbrechen der Menschheit“, sagte der SPD-Politiker, als er in der „Halle der Namen“ stand. In das Gästebuch schrieb er am Ende unter anderem: „Keine Krise, weder Pandemie noch Krieg, darf missbraucht werden für neuen Antisemitismus und alte Ressentiments.“

Impfstoffforscher bezweifelt signifikanten Nutzen angepasster Präparate

Während sich Hersteller und Gesundheitspolitiker von den Auffrischungsimpfstoffen erhoffen, gegen mögliche neue Corona-Wellen im kommenden Herbst und Winter gerüstet zu sein, zweifeln Skeptiker daran, dass die neuen Impfstoffe einen erkennbaren Mehrwert mit Blick auf die Gesundheit der Allgemeinheit herbeiführen.

Einer der Gründe für die Skepsis ist, dass vor allem in den westlichen Ländern von einem hohen Maß an Grundimmunisierung auszugehen ist. Der Anteil derjenigen, die entweder vollständig geimpft oder geimpft und genesen sind, könnte prozentual bereits so hoch sein, dass die Gesamtpopulation in hohem Maße gegen schwere oder tödliche Verläufe geschützt sei. Der potenzielle Nutzen des Boosters sei demgegenüber gering,

Sowohl Pfizer/BioNTech als auch Moderna haben für ihre angepassten Präparate jeweils Boten-RNA (mRNA) verwendet, die für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 kodiert ist. Die neuen Impfstoffe sind jedoch bivalent: Die Hälfte der mRNA ist abgestimmt auf das Spike-Protein des Stammvirus, die andere auf jene in BA.1 oder in BA.4 und BA.5, die identische Spikes aufweisen. Da die neuen Präparate eine geringere Dosis an mRNA enthalten, sind die Impfungen nur als Auffrischungsimpfung gedacht und nicht für Personen geeignet, die noch nie geimpft wurden. (dpa/red/sua)



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