Macht Wall Street-Bankster haftbar

Titelbild
Wall Street, New York City.Foto: Spencer Platt/Getty Images
Von 26. Mai 2010

Wir stecken alle noch in der „Big Muddy“ – nein, nicht in den Kriegen von gestern oder sogar in der Öl-Katastrophe. Der Schlamm, den ich meine, ist mehr als Treibsand und zieht jeden, der wissen möchte, was in der Finanzkrise passiert ist, immer tiefer und tiefer hinein.

Bald werden Sie in tobender See von sogenannten „exotischen Finanzinstrumenten“ sowie von Teilbeträgen, Derivaten, Kreditausfallversicherungen, Leerverkäufen und so weiter und so fort, ad infinitum (bis unendlich) überrollt. Darin ist es düsterer als in den ölverseuchten Gewässern des Golfs von Mexiko.

Halt, mein Kopf tut weh.

Eine viel einfachere Erklärung, nämlich dass die Ursachen in weit verbreiteten Betrugs- und Wirtschaftsdelikten zu suchen sind, wurde von den meisten unserer wirtschaftlichen Genies ignoriert. Als ich meinen Film „Plunder: The Crime of Our Time“ drehte, eine „Kriminalgeschichte“, wandte ich mich gegen die Ignoranz, auf die mein Film „In Debt We Trust“ im Jahr 2006 traf, der vor einem Crash warnte. Daraufhin wurde ich als Untergangsprediger bezeichnet. Jetzt wurde ich einfach nur ignoriert oder für jemanden gehalten, der die Dinge grob vereinfacht.

Warum ist das so? Es gibt kulturelle und ideologische Gründe. Die Welt der Finanzen wird von der Elite der Elite dominiert, alles brave Bürger, darunter viele Philanthropen und Mäzene. Wie konnten so wichtige „große Männer“ jemals widerlicher Verbrechen angeklagt werden?

„Unanständigkeit“

James K. Galbraith, Ökonom und der Sohn von John Kenneth Galbraith, der späte und große Ökonom, der behauptete, dass Unternehmensdiebstahl hinter dem Crash von ‘29 steckte (ich ehre ihn in der DVD meines Films), glaubt, dass der Beruf des Ökonomen bzw. die „Experten“, die die Voraussetzungen für die Diskussion bestimmen, mitverantwortlich sind.

In einer kürzlich vor dem US-Kongress gemachten Zeugenaussage teilte er seine Ansichten mit: „Ich schreibe Ihnen über einen in Ungnade gefallenen Beruf. Die Wirtschaftstheorie, wie sie seit den 1980er-Jahren weitreichend gelehrt wird, scheiterte kläglich daran, die Kräfte hinter der Finanzkrise zu verstehen. Aufgrund von Konzepten, die rationale Erwartungen, Marktdisziplin und die Theorie effizienter Märkte einschließen, glaubten Ökonomen, dass die Spekulation die Preise stabilisieren würde, dass die Verkäufer handeln, um ihren Ruf zu schützen, dass man sich auf den Gewährleistungsausschluss verlassen könnte und dass es deshalb nicht zu weit verbreitetem Betrug kommen könnte. Nicht alle Ökonomen glaubten dies – aber die meisten.“

„Deshalb wurden die Studien über den Finanzbetrug wenig beachtet. Es gibt praktisch keine Forschungsinstitute; Ökonomen und Kriminologen arbeiten nur selten zusammen; in den führenden Abteilungen gibt es nur wenige Spezialisten und nur sehr wenige Studenten.“

Die Ökonomen haben die Rolle des Betrugs in jeder Krise, die sie untersuchten, heruntergespielt einschließlich des Debakels bei Savings & Loan (bei Ersparnissen und Darlehen), der Veränderungen in Russland, des Crashs in Asien und der dot.com-Blase. Und das tun sie jetzt immer noch.“

„Auf einer Konferenz, die am 17. April in New York vom Levy Economics Institute gesponsert wurde, kam ein ehemaliger Staatssekretär des Finanzministeriums, Peter Fisher, dieser Frage am nächsten, indem er das Wort „Unanständigkeit“ verwendete. Das war an dem Tag, als die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC Goldman Sachs wegen Betrug anklagte.“

Was für eine Welt: Menschen, die Nahrung stehlen, werden als Verbrecher angesehen und in einem Gefängnissystem mit der weltweit größten Anzahl von Gefangenen zu langen Haftstrafen verurteilt. Banksters werden als „unanständig“ angesehen.

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Die Untersuchungen beginnen

Dies kann sich ändern, wenn auch noch so langsam, denn jetzt beginnt eine neue Ära der Ermittlungen. Der Präsident hat auf bundesstaatlicher Ebene eine neue Einsatzgruppe gegen Finanzbetrug geschaffen. Bei Goldman Sachs wird sondiert. Und bei Morgan Stanley ebenfalls.

The Daily Beast berichtet über Andrew Cuomos neuesten hochpolitischen Rechts-Jihad: „Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo leitet jetzt eine Untersuchung gegen acht Banken ein, um festzustellen, ob sie Ratingagenturen irreführten, wie The New York Times am 13. Mai behauptete. Die Agenturen werden seit Beginn der Finanzkrise angegriffen, weil sie den Wert der Hypotheken-Investitionen, die von den Banken angeboten wurden, überschätzt haben sollen.

„Cuomos neue Untersuchung lässt vermuten, dass er glaubt, die Fehler könnten zum Teil wegen der Täuschung der Banken begangen worden sein. Der Generalstaatsanwalt zielt auf Goldman Sachs, Morgan Stanley, UBS, Citigroup, Credit Suisse, Deutsche Bank, Crédit Agricole und Merrill Lynch. Es ist eine Untersuchung auf höchstem Niveau für einen Politiker, von dem man sagt, er habe sein Herz auf den New Yorker Gouverneurssitz gelegt.“

Institutionen stehen im Mittelpunkt

Das Problem dabei ist, dass die kriminelle Unternehmung, gegen die wir vorgehen, nicht nur im Finanzbereich stattfindet, wo Sicherheitsgesetze nur Investoren schützen, sondern auch im Bereich von Immobilien und Versicherungen, wo mehr Verbrechen begangen werden und mehr Menschen geschadet wird. Sie müssen ein Gefühl dafür entwickeln, wie dieses ganze System von Korruption funktioniert hat.

Deshalb müssen die Staatsanwälte das RICO-Gesetz anwenden, das nicht nur auf einzelne Übeltäter, sondern auf Verschwörungen abzielt. Leider bevorzugen viele in den Medien, einschließlich der Progressiven, die Herangehensweise von Magazinen, die die Top-Ten-Liste nutzen und damit den Schwerpunkt auf Personen, aber nicht auf Institutionen legen. Dadurch personalisiert sich das Problem und die Wut konzentriert sich auf schlechte Menschen, nicht auf ein System, das Amok läuft. Beispiel: eine ausgezeichnete, aber begrenzte Liste der bösen Jungs, die im AlterNet über Amerikas zehn korrupteste Kapitalisten eingestellt wurde (siehe auch America’s Ten Most Corrupt Capitalists).

In Griechenland und England, sowie in anderen Teilen Europas, wurden die Raubtiere der amerikanischen Unternehmenskultur, vor allem Goldman Sachs, angeklagt. Sie werden als Finanz-Terroristen denunziert und man spricht über sie im Hinblick auf ihre Verbindungen zu verschiedenen Wirtschafts-Elite-Gruppierungen wie der Bilderberg-Gruppe.

Während die Gewerkschaften sagen, dass die Arbeitnehmer zu Zielen in einem wirtschaftlichen Krieg werden, sieht die Linke auch eine Konterrevolution gegen die Demokratie im Gange, wobei die Macht nicht in die Hände von Volksparlamenten und gewählten Politikern übergeht, sondern sicherlich in die von Anleihehändlern und Märkten, die Sparmaßnahmen fordern. Europäische Staats- und Regierungschefs sagen, dass sie sich im Krieg – auch gegen die Spekulanten – befinden. Überraschenderweise gibt es auch Stimmen der Rechten, die sich deutlich äußern.

Cliff Kincaid von Accuracy in Media, einer ultra-konservativen Organisation, fürchtet sich jetzt vor der „Hedge Funds Spark World Revolution“ und schreibt: „Die Marxisten waren gewöhnlich Experten, wenn es darum ging, menschliches Leid für die Zwecke der sprühenden Revolution auszunutzen. Doch die Hedge-Fonds machen es besser als die Marxisten.“

„Bedenken Sie, dass die Wirtschaftspublikation Barron‘s einen Artikel mit folgender Überschrift auf ihre Titelseite setzte: „A Savvy Hedge-Fund Manager Reveals How to Make Money on Old World’s Woes“. [Ein cleverer Hedge-Fonds-Manager deckt auf, wie man auf Kosten der Alten Welt Geld machen kann]. Eine bessere Überschrift wäre gewesen: „How to exploit Human Suffering“. [Wie man menschliches Leid ausbeuten kann]. In einer Zeit, in der die Menschen in Griechenland aufgrund von Aufständen sterben, die die Antwort auf die wirtschaftlichen Probleme sind, welche Publikation würde öffentlich dazu raten, Geld auf Kosten anderer zu machen und von ihrer Not zu profitieren?“

„Aber genau so arbeiten die Hedge-Fonds-Leerverkäufer und ihre Fürsprecher.“ Aber selbst als die Banken die Finanzreform entschieden zurückweisen, sowie die Rechtsprechung gegen Derivate, Too-Big-To-Fail-Banken [Zu groß, um zu versagen] und sogar eine vollständige Prüfung der Federal Reserve Bank verwässern, gerät die Krise außer Kontrolle. Die New York Times berichtet, dass die Schaffung vieler Arbeitsplätze nicht mehr möglich ist und die Schulden einen historischen Stand erreichen. Der nächste Crash wird der schlimmste werden.

Die Bankster müssen gestoppt werden, aber nur die Menschen können das tun – unsere Medien und Politiker des rechten Zentrums und die Progressiven sind dieser Aufgabe nicht gewachsen. Was wir mehr als Exposés brauchen, ist eine große Anstrengung, um so etwas wie unter foroureconomy.org beschrieben zu organisieren. Dies ist der einzige Weg, um sich gegen einen einseitigen Krieg zu wehren.

Der Nachrichten-Analyst Danny Schechter drehte „Plunder: The Crime of Our Time“ und schrieb das Begleitbuch „The crime of Our Time“. Plunderthecrimeofourtime.com.

Originalartikel auf Englisch: Stopping the Economic War Sweeping the World

 

 

 



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