Macron: Frieden „ohne Demütigung“ Russlands

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images
Epoch Times9. Mai 2022

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat vor einer Erniedrigung Russlands bei möglichen Friedensverhandlungen gewarnt. „Wir müssen für den Frieden arbeiten“, sagte Macron am Montag im Europaparlament in Straßburg. „Das geht nur, ohne den anderen auszuschließen und ohne Demütigung.“ Er spielte damit auf den Friedensvertrag von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg an, der nach Ansicht von Historikern für Deutschland einer Demütigung gleichkam.

Ziel sei es, „niemals der Versuchung des Demütigens oder der Rache nachzugeben“, sagte Macron. Dies habe schon zu oft in der Vergangenheit den Frieden verhindert. Europa müsse alles tun, „damit die Ukraine erhalten bleibt und Russland sie nicht vereinnahmt“, betonte der französische Präsident bei einem Festakt zum Europatag.

Der 9. Mai habe zwei verschiedene Gesichter gezeigt – auf russischer Seite „eine Machtdemonstration, Einschüchterung und eine kriegerische Rede“ und auf der anderen Seite die Bürger und Abgeordneten Europas, die über die Zukunft des Kontinents beraten, fügte er hinzu. In der EU wird am 9. Mai der Europatag begangen. Russland feiert an diesem Datum traditionell den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland.

Scholz war nicht zu Feierlichkeiten in Moskau eingeladen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in diesem Jahr keine Einladung zu den russischen Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa erhalten. Es sei „keine Einladung an den Bundeskanzler von russischer Seite ergangen“, teilte das Bundespresseamt am Montag mit.

Demnach war im Jahr 2010 die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu den Feierlichkeiten nach Moskau gereist. Wie das Bundespresseamt weiter mitteilte, wurde Merkel auch im Jahr 2015 in die russische Hauptstadt eingeladen. Damals reiste sie jedoch nicht am eigentlichen Gedenktag, dem 9. Mai, sondern einen Tag später an und gedachte der Kriegsopfer durch eine Kranzniederlegung am Grab des Unbekannten Soldaten.

Große Militärparade in Moskau zum 9. Mai

Panzer rollten am Montag durch die Straßen von Moskau – so wie jedes Jahr am 9. Mai. Der Tag des Sieges mit seiner großen Militärparade über den Roten Platz und das Zentrum der russischen Hauptstadt ist einer der wichtigsten russischen Feiertage.

Der Fokus liegt dabei üblicherweise in der Vergangenheit, es wird an die „Heldentaten“ und die großen Opfer der Sowjetarmee erinnert. Doch mit dem Einsatz der russischen Truppen in der Ukraine ist die Gegenwart diesmal präsent wie selten.

Irina, eine Frau in den Vierzigern, ist gekommen, um ihrer Großväter zu gedenken. Für sie ist es diese Erinnerung, die gefeiert werden muss – und nicht das russische Vorgehen in der Ukraine. „Man darf diese Parallele nicht ziehen, das sind völlig unterschiedliche Epochen“, sagt sie – und fügt hinzu: „Hoffentlich ist es schnell vorbei.“

Für andere dagegen ist der Feiertag einfach eine Gelegenheit, etwas Freizeit zu genießen und das Spektakel der Parade zu sehen. Die Innenstadt ist mit roten Fahnen übersät, Zuschauer schwenken russische oder sowjetische Flaggen und winken den Soldaten zu.

„Schau mal, das sind die Boden-Luft-Raketen S300 und die S400, die werden gerade in der Ukraine eingesetzt“, erklärt ein Mann seiner Freundin. „Das sind die stärksten Waffen, die wir haben“, sagt zugleich ein Vater zu seinem Sohn, der auf seinen Schultern sitzt.

„Wir haben alle Angst vor der Zukunft“

Viktoria hat ihr Café in einer Unterführung von Moskau für die Dauer der Parade geschlossen. Die 30-Jährige findet es „ein bisschen seltsam“, in diesem Jahr den Sieg im Zweiten Weltkrieg zu feiern. „Ich vermeide es, die Nachrichten zu lesen, aber was ich trotzdem verfolge, sind die in der Ukraine gefallenen Soldaten“, sagt die junge Frau aus der autonomen Region Kalmückien im Südwesten Russlands.

Viktoria fürchtet die wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen gegen Moskau: „Wir haben alle Angst vor der Zukunft. Es gab die Corona-Toten, wird es jetzt auch Hungertote geben?“ (afp/dl)



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