Massenunruhen in Serbien: Rücktritt von Vucic gefordert – Mindestens 19 Polizisten und 17 Demonstranten verletzt

In der serbischen Hauptstadt Belgrad kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten. Sie fordern den Rücktritt von Präsident Aleksandar Vucic. Weitere Demonstrationen sind in Vorbereitung.
Von 9. Juli 2020

In Belgrad und anderen serbischen Städten protestierten am Abend des 8. Juli erneut Tausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen. Die Menschen stürmten am Tag zuvor das Parlament, seither eskaliert die Situation. Es flogen Steine und Feuerwerkskörper, Polizeiautos brannten. Es sind weitere Demonstrationen geplant.

Die schon seit einigen Tagen andauernden Proteste richten sich gegen Präsident Vucic sowie geplante Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Präsident Vucic nahm zwar die ursprünglich für das Wochenende geplante Ausgangssperre zurück, kündigte dafür aber andere Maßnahmen an. Vucic sprach am Donnerstag von „gewalttätigen Angriffen krimineller Hooligans“.

Kritiker werfen den serbischen Behörden vor, die Zahl der Corona-Infizierten und Todesopfer vor der Parlamentswahl absichtlich zu niedrig angegeben zu haben, um die Corona-Maßnahmen aufheben zu können. Nun würden die Zahlen massiv ansteigen.

Die Wahl, die vom Großteil der Opposition boykottiert wurde, zementierte Vucics Macht.

Demonstranten fordern seinen Rücktritt

Vucic bezeichnete die Demonstranten als „Faschisten“. Auch bestehe der Verdacht der „Einmischung durch ausländische Geheimdienste“, sagte der Präsident, ohne nähere Angaben dazu zu machen. Die Opposition wirft Vucic einen zunehmend autokratischen Führungsstil vor. Die Parlamentswahlen am 21. Juni, aus der seine Fortschrittspartei (SNS) als klarer Sieger hervorgegangen war, war von mehreren Parteien boykottiert worden.

Die Demonstranten fordern den Rücktritt des Präsidenten. Viele Kritiker werfen Vucic vor, die Corona-Beschränkungen mit Blick auf die Parlamentswahlen zu rasch gelockert und so eine zweite Infektionswelle begünstigt zu haben.

Tränengas, Knüppel und Pferde

Die Polizei setzt weiterhin Tränengas und Knüppel gegen die Demonstranten ein. Auch berittene Polizei kam zum Einsatz. In Belgrad riegelten starke Polizeieinheiten das Zentrum am Abend des 8. Juli ab.

Gegen Mitternacht flauten die Proteste ab, die Menschenmassen lösten sich allmählich auf. Das serbische Fernsehen berichtete, dass Kamerateams bei den Protesten in Novi Sad und Nis von Demonstranten angegriffen worden seien. Die örtliche Nachrichtenagentur Beta meldete, dass einer ihrer Journalisten von der Polizei geschlagen wurde.

Der regionale Fernsehsender N1 zitierte aus Krankenhausquellen, dass 19 Polizisten und 17 Demonstranten bei den Unruhen verletzt worden seien.

Ähnliche Proteste wie in Belgrad gab in den Städten Novi Sad, Nis und Kragujevac, wo das Gebäude und Anwesen der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) von Vucic verwüstet wurde.

In beiden Nächten übertrug das Fernsehen Szenen voller Polizeibrutalität. Die Opposition warf der Polizei unverhältnismäßige Gewalt vor. Am Dienstag war zu sehen, dass Beamte mit Schlagstöcken auf drei friedlich auf einer Bank sitzende Männer einschlugen.

(Mit Material der Agenturen)



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