Mazedoniens Präsident fühlt sich betrogen: „In der Flüchtlingskrise bezahlen wir jetzt die Fehler der EU“

Der Präsident wörtlich: "Ich habe verstanden, dass wir Europa egal sind. Aber ich lasse nicht zu, dass wir jetzt auch noch die Schuld für die Fehler der anderen tragen sollen!" Die EU solle "Mazedonien nicht länger beschuldigen. Wir passen nur auf uns auf", so Ivanov weiter.
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Grenze Mazedonien - GriechenlandFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times11. März 2016

In ungewöhnlich scharfer Form hat sich Mazedoniens Präsident Gjorge Ivanov über die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik geäußert. Gegenüber "Bild" (Freitag) erklärte Ivanov: "In der Flüchtlingskrise bezahlen wir jetzt die Fehler der EU." Mazedonien sei aus Sicht der EU "nichts, kein EU-Land, kein Schengen, keine Nato. Niemand will uns."

Dennoch schütze jetzt Mazedonien als "Nicht EU-Land Europa vor einem EU-Land, nämlich Griechenland". Griechenland habe "die Flüchtlinge mangelhaft kontrolliert beziehungsweise einfach weitergeschickt", so Ivanov. Dennoch bekomme Griechenland "jetzt schon wieder 700 Millionen Euro von der EU, die kriegen alles, was sie wollen. Das Problem ist nur: Sie machen damit nichts!" Mazedonien habe dagegen von Europa nichts bekommen, "keinen Cent", so Ivanov.

Der Präsident wörtlich: "Ich habe verstanden, dass wir Europa egal sind. Aber ich lasse nicht zu, dass wir jetzt auch noch die Schuld für die Fehler der anderen tragen sollen!" Die EU solle "Mazedonien nicht länger beschuldigen. Wir passen nur auf uns auf", so Ivanov weiter.

"Die Sicherheit wurde in der Flüchtlingskrise völlig aus den Augen verloren", sagte Ivanov. "Wenn wir uns auf Brüssel verlassen und nicht selbst reagiert hätten, wären wir längst mit Jihadisten überspült worden." So hätten mazedonische Behörden bei Flüchtlingen 9.000 gefälschte Pässe und Dokumente sichergestellt. Ivanov: "Sogenannte Flüchtlinge reisen mit falschen Identitäten durch ganz Europa, und Griechenland gibt ihnen einfach die Stempel zur Weiterreise. Wir müssen davon ausgehen, dass viele, die mit diesen Papieren unterwegs waren, als radikale Kämpfer auf der Flüchtlingsroute einreisen wollten."

Während die Türkei am Verhandlungstisch mit der EU sitze, sei Mazedonien lediglich "Teil der Speisekarte. Wir waren schon immer Opfer der EU-Institutionen. 25 Jahre lang sind wir angelogen und manipuliert worden", so Ivanov weiter. Mazedonien stecke "sozusagen seit 25 Jahren in einem Aufzug fest".

Auch am Verhalten der deutschen Regierung übte Ivanov scharfe Kritik: "Bei der Humanität hat Deutschland sehr gut gehandelt. Aber bei der Sicherheit hat Ihr Land völlig versagt. Nur ein Beispiel: Wir wollten mit Europa, wir wollten mit Deutschland unsere Informationen über diese mutmaßlichen Jihadisten austauschen. Aber keiner wollte unsere Daten. Man hat uns gesagt: Wir können nicht mit euch zusammenarbeiten, ihr seid ein Drittland, wir dürfen die Daten nicht austauschen."

Auch bei technischer Hilfe habe die Regierung in Berlin sich verweigert, so der mazedonische Präsident: "Wir brauchten Ausrüstung für den biometrischen Datenabgleich, Deutschland hat immer alles abgelehnt."

Angesichts weiter steigender Flüchtlingszahlen forderte Ivanov von Kanzlerin Merkel "den Mut, jetzt zu sagen, was da noch alles kommen kann". Ivanov: "Kanzlerin Merkel hat sich ihre Rolle als Retterin Europas ja selbst ausgesucht und mit ihren Entscheidungen Europa alleine in eine Richtung gedrängt. Jetzt will sie es mit der Türkei schaffen. Es wird sich zeigen, ob das wirklich so ist. Ich bin da sehr skeptisch." Ivanov versicherte, zur Abwehr von Flüchtlingen entlang der Grenze zu Griechenland werde sein Land keine Schusswaffen einsetzen: "Wir sind doch keine Tiere, die auf Kriegsflüchtlinge schießen!"

(dts Nachrichtenagentur)



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