Menschenrecht-Experte Nowak und der Folter-Atlas
Manfred Nowak kann es nicht lassen. Der Professor für Internationales Recht an der Universität Wien war sechs Jahre lang UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechtsfragen und Folter. Nun zeichnet der Experte Nowak in seinem aktuellen EU-Projekt „Atlas of Torture“ ein düsteres Bild zur weltweiten Verbreitung der Folter.
Egal ob es sich bei der Folter um Prügel, Verbrennungen, Verbrühungen, Vergewaltigungen, Zwangsernährung, Nervengifte, Schlafentzug, simuliertes Ertränken oder Elektroschocks handelt – Folter hat viele hässliche und grausame Gesichter. Dazu nimmt Menschenrechtsexperte Nowak Stellung: „Ich habe die Lage in Bezug auf Folter und Haftbedingungen weltweit gesehen und muss erschreckende Schlussfolgerungen ziehen: In mehr als 90 Prozent der Länder wird gefoltert.“
Manfred Nowak ist auch Mitbegründer des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte in Wien und widmet sich bereits seit 1973 der Erforschung und Bekämpfung des Phänomens „Folter“. Auf vielen Reisen zur Tatsachenfindung besuchte Nowak unangekündigt die Gefängnisse und Verhörstuben dieser Welt um Beweise für physische und psychische Misshandlungen zu sammeln.
EU-Projekt setzt UN-Arbeit fort
Seit Oktober 2010 bündelt Menschenrechtsexperte Nowak seine Erfahrungen und sein Wissen als Rechtswissenschafter im Rahmen des EU-Projekts „Atlas of Torture“. Die Website liefert einen Überblick über die weltweite Situation von Folter und anderen Formen der Misshandlung und dient als zentrales Werkzeug zur Information. „Die Idee zum Projekt geht auf die gleichnamige Website zurück, die während meines UN-Mandats eingerichtet worden ist und kontinuierlich mit neuen Untersuchungs- und Erfahrungsberichten über Folter gefüllt wird“, so Nowak.
Der Folter-Atlas soll nationalen Organisationen in ihrem Kampf gegen Folter sowie bei der Entwicklung und Umsetzung von effektiven Präventions- und Kontrollstrategien unterstützen. „Es geht mir aber auch darum, meinen Empfehlungen Nachhaltigkeit zu verleihen“, sagt Nowak. Letzteres soll im Rahmen des Projekts auch durch konkrete Verhandlungen mit ausgewählten Ländern – Grundvoraussetzungen waren das Vorhandensein einer aktiven Zivilgesellschaft sowie einer kooperationsbereiten Regierung – erreicht werden.
Warum Folter?
Hauptgrund für Folter liegt nach Nowak’s Erfahrungen im Versagen der jeweiligen Strafjustiz. „In der Mehrheit der Fälle geht es darum, ein Geständnis zu erzwingen, das dann vor Gericht für eine Verurteilung verwendet wird. Vor allem in Diktaturen ist zu beobachten, dass Folter-Methoden gegen Regimekritiker eingesetzt werden“, erklärt er. Neben der dramatischen Menschenrechtslage, die laut Nowak auch mit dem „War on Terror“ und seinen politischen Folgen zusammenhängt, stehen die katastrophalen Haftbedingungen in den Gefängnissen der Welt auf der Agenda des „Atlas of Torture“-Projekts. Der Rechtswissenschafter möchte damit auch einen Beitrag zur Besserung der „weltweiten Krise der Haft“ leisten. (sfr / idw)
Weitere Informationen: Atlas of Torture
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