Merkel-Macron: Ein neues deutsch-französisches Gespann in der Geschichte Europas

Heute trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel den neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron - ein neues Kapitel in der deutsch-französischen Freundschaft. Vor ihnen trafen sich schon ihre Vorgänger und begründeten ein Verhältnis, das in der Geschichte beider Länder und bei der Entwicklung Europas eine sehr wichtige Rolle spielte.
Titelbild
Deutsche und französische Flagge (Symbolbild).Foto: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images
Epoch Times15. Mai 2017

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bilden das neue deutsch-französische Gespann.

In der Geschichte beider Länder und bei der Entwicklung Europas spielte das Verhältnis von Bundeskanzlern und französischen Präsidenten häufig eine sehr wichtige Rolle:

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle

Die Politiker mussten zwei Länder miteinander versöhnen, die sich in zwei Weltkriegen erbittert bekämpft hatten. Trotz anfänglichen Misstrauens machten sie schnell Fortschritte. 1958 besuchte Adenauer den General erstmals in dessen Wohnort Colombey-les-deux-Eglises.

Im Januar 1963 unterzeichneten beide Staatsmänner in Paris den Elysée-Vertrag zur deutsch-französischen Freundschaft. Besiegelt wurde der Vertrag nicht nur mit ihren Unterschriften – sondern auch mit einem berühmt gewordenen Bruderkuss der grauhaarigen Herren.

Montage de deux photos du g?n?ral de Gaulle (D) enla?ant le chancelier allemand Konrad Adenauer apr?s la signature du trait? de coop?ration franco-allemand le 22 janvier 1963 dans le salon Murat du Palais de l'Elys?e ? Paris. Combo shows French President General Charles de Gaulle (R) and German Chancellor Dr Konrad Adenauer hugging on January 22, 1963 at the Elys?e Palace in Paris after signing the French-German cooperation treaty. AFP PHOTO Foto: AFP/AFP/Getty Images

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle am 22. Januar 1963 bei der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags in Paris. Foto: AFP/AFP/Getty Images

Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing

Als Schmidt und Giscard d’Estaing 1974 in ihren Ländern Kanzler und Präsident wurden, kannten sie sich schon gut: Beide waren zuvor Finanzminister gewesen.

Zwischen beiden Männern entstand eine tiefe Freundschaft, die unterschiedlichen politischen Lagern angehörenden Politiker nannten sich vertraut beim Vornamen. Gemeinsam trieben sie die europäische Einigung voran und legten 1979 mit der Schaffung des Europäischen Währungssystems (EWS) den Grundstein für eine einheitliche Währung.

Bundeskanzler Helmut Schmidt (l.) und Frankreichs Präsident Valery Giscard d'Estaing am 19. Juli 1977 In Straßburg. Foto: ARCHIVES/AFP/Getty Images

Bundeskanzler Helmut Schmidt (l.) und Frankreichs Präsident Valery Giscard d’Estaing am 19. Juli 1977 In Straßburg. Foto: ARCHIVES/AFP/Getty Images

Helmut Kohl und François Mitterrand

Hand in Hand gedachten Kohl und Mitterrand 1984 auf dem Soldatenfriedhof von Verdun der Toten der beiden Weltkriege – das Foto ging um die Welt und wurde zum Symbol für die deutsch-französische Aussöhnung.

Bereits im Jahr zuvor hatte Mitterrand Kohl bei einer Rede im Bundestag den Rücken gestärkt und den umstrittenen Beschluss zur Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland unterstützt.

Die deutsche Wiedervereinigung war eine Belastungsprobe für das Verhältnis beider Länder; Mitterrand stimmte aber trotz seiner Sorgen vor einem zu mächtig werdenden Deutschland zu.

Frankreichs Präsident François Mitterrand (l.) und Bundeskanzler Helmut Kohl se tiennent la main en écoutant les hymnes nationaux français et allemand lors d'une cérémonie de réconciliation commémorant le souvenir des soldats français et allemands tombés pendant les deux guerres mondiales et scellant l'entente retrouvée, le 22 septembre 1984 à Douaumont, près de Verdun. German Chancellor Helmut Kohl (R) and French president Francois Mitterrand hold hands to reaffirm French-German reconciliation, during a ceremony commemorating the victims of the World Wars on September 22, 1984 on a battlefield in Verdun, eastern France. / AFP / MARCEL MOCHET (Photo credit should read MARCEL MOCHET/AFP/Getty Images)

Frankreichs Präsident François Mitterrand (l.) und Bundeskanzler Helmut Kohl am 22. September 1984 in Verdun, Frankreich. Foto: MARCEL MOCHET/AFP/Getty Images

Gerhard Schröder und Jacques Chirac

Der Sozialdemokrat und der Konservative brauchten einige Zeit, um miteinander warm zu werden. Anfang 2001 vereinbarten sie zur Verbesserung der Beziehungen im elsässischen Blaesheim regelmäßige informelle Treffen von Regierungsmitgliedern beider Länder.

Die gemeinsame Ablehnung des Einmarsches der USA im Irak 2003 und die Feiern zum 40. Jahrestag des Elysée-Vertrags im selben Jahr führten die Politiker weiter zusammen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (r.) und Frankreichs Präsident Jacques Chirac nach einem Mittagessen im Élysee-Palast am 30. September in Paris 30 September. Schroeder's visit in France is his first trip abroad since his election on September 27. (ELECTRONIC IMAGE) AFP PHOTO / AFP / GERARD FOUET (Photo credit should read GERARD FOUET/AFP/Getty Images)

Bundeskanzler Gerhard Schröder (r.) und Frankreichs Präsident Jacques Chirac nach einem Mittagessen im Élysee-Palast am 30. September 2003 in Paris. Foto: GERARD FOUET/AFP/Getty Images

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy

Auch hier war es nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, zu unterschiedlich waren Charakter und Politikstil der bedächtigen Merkel und des hyperaktiven Sarkozy.

Die 2008 hereinbrechende weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise schweißte beide aber zusammen. Bei der Bekämpfung der Eurokrise entwickelten sie eine so enge Zusammenarbeit, dass fortan nur noch vom Tandem „Merkozy“ die Rede war.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am 16. Mai 2007 in Berlin. Foto: JACQUES DEMARTHON/AFP/Getty Images

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am 16. Mai 2007 in Berlin. Foto: JACQUES DEMARTHON/AFP/Getty Images

Angela Merkel und François Hollande

Die Zusammenarbeit begann unter keinem guten Stern: Im Präsidentschaftswahlkampf 2012 hatte Merkel offen Hollandes Rivalen Sarkozy unterstützt.

Auch bei der Wirtschaftskrise in Europa lagen die Vorstellungen der beiden lange weit auseinander: Der Sozialist wollte mehr investieren, die Christdemokratin pochte auf Haushaltsdisziplin. Später waren beide um Kompromisse bemüht, ein kraftvolles deutsch-französisches Tandem bildeten sie aber nie.

Bundeskanzlerin Angela Merkel and Frankreichs Präsident Francois Hollande feiern am 8. Juli 2012 in Reims, Frankreich, 50 Jahre der der deutsch-französischen Versöhnung. Foto: Patrick Aventurier/Getty Images

Bundeskanzlerin Angela Merkel and Frankreichs Präsident Francois Hollande feiern am 8. Juli 2012 in Reims, Frankreich, 50 Jahre der der deutsch-französischen Aussöhnung. Foto: Patrick Aventurier/Getty Images

Die Pariser Anschläge vom Januar 2015 und die Germanwings-Katastrophe zweieinhalb Monate später brachten die beiden auf einer emotionalen Ebene einander näher. (afp)

 



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