Moskau: Armee zerstört erneut westliche Militärtechnik

Die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine wurden erneut zum Ziel der russischen Armee. Derweil bezeichnen beide Kriegsparteien den Beginn des Getreide-Exports aus ukrainischen Häfen als eine gute Sache. Die Kämpfe dauern unvermindert an. Die aktuellen Entwicklungen.
Rauch steigt auf nach einem russischen Raketenangriff auf eine Militäreinheit am Stadtrand von Kiew.
Rauch steigt auf nach einem russischen Raketenangriff auf eine Militäreinheit in der Ukraine.Foto: David Goldman/AP/dpa
Epoch Times1. August 2022

Russlands Armee hat in der Ukraine eigenen Angaben zufolge erneut westliche Militärtechnik zerstört. In der ostukrainischen Stadt Charkiw seien auf einem Werksgelände zwei Abschussanlagen für US-amerikanische Himars-Raketen getroffen worden. Das sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow.

Unweit der Metropole Odessa hätten die russischen Truppen eine Vorrichtung für ebenfalls von den USA gelieferten Schiffsabwehrraketen des Typs Harpoon zerstört. Die Aussagen ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die westliche Militärhilfe, mit der die Ukraine eigenen Angaben zufolge teils erfolgreiche Gegenoffensiven startet, ist Russland ein Dorn im Auge.

Getreide-Export

Der Start der Getreidelieferung aus der Ukraine hat die Hoffnung auf eine Linderung der sich anbahnenden Ernährungskrise geweckt. „Heute macht die Ukraine gemeinsam mit Partnern einen weiteren Schritt zur Verhinderung des Hungers in der Welt“, teilte der ukrainische Infrastrukturminister Olexander Kubrakow bei Facebook mit. Auch die EU, die NATO und Russland begrüßten den Schritt.

Unterdessen hat Moskau seine Angriffe auf zahlreiche ukrainische Stellungen fortgesetzt, dabei aber wohl nur Teil-Erfolge erzielt. Angesichts der immer spärlicheren Versorgung der EU mit russischem Gas warnt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen noch einmal ganz deutlich vor einer Mega-Krise.

Moskau sieht in Getreide-Lieferungen „positives Zeichen“

Russland hat das Auslaufen des ersten Frachtschiffes mit ukrainischem Getreide aus dem Schwarzmeer-Hafen Odessa begrüßt. „Das ist ziemlich positiv“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. „Das ist eine gute Möglichkeit, die Effektivität der Arbeit von Mechanismen zu testen, die bei den Verhandlungen in Istanbul vereinbart wurde.“

In Istanbul hatten am 22. Juli Vertreter der Länder das unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei ausgehandelte Abkommen über den Getreideexport unterzeichnet. Am Morgen war das Frachtschiff „Razoni“ mit 26.000 Tonnen Mais an Bord in Richtung Libanon aufgebrochen. Seine Fracht soll am Dienstag bei einem Zwischenstopp in Istanbul überprüft werden.

Ukraine hofft durch Getreide auf Milliarden-Einnahmen

Durch die Wiederinbetriebnahme von drei Häfen könne die Wirtschaft der Ukraine mindestens eine Milliarde US-Dollar (rund 980 Millionen Euro) einnehmen und Planungen im Agrarsektor ermöglichen, sagte Infrastrukturminister Kubrakow. 16 weitere Schiffe warteten bereits in den Häfen am Schwarzen Meer auf ihre Abfahrt, sagte Kubrakow. Diese Frachter seien seit der russischen Invasion vor gut fünf Monaten blockiert gewesen. Russland hatte stets betont, es erwarte im Gegenzug, dass seine Getreide-, Lebensmittel- und Düngerexporte ebenfalls wieder in vollem Umfang aufgenommen werden können.

Weiter heftige Kämpfe in der Ost-Ukraine

In der ostukrainischen Region Donezk haben die russischen Truppen Angaben aus Kiew zufolge ihre Angriffe in Richtung der Stadt Bachmut fortgesetzt. „Die Kämpfe dauern an“, teilte der ukrainische Generalstab auf Facebook mit. Auch in der benachbarten Stadt Soledar habe es Vorstöße der Russen gegeben, die aber abgewehrt worden seien. Die Angaben ließen sich nicht aus unabhängiger Quelle überprüfen.

Der ukrainische Generalstab berichtete zudem von Kämpfen nordwestlich und westlich der unter russischer Kontrolle stehenden Großstadt Donezk. Die russischen Attacken bei Pisky und Marjinka seien jedoch ohne Erfolg geblieben, hieß es.

Russland gibt Pläne zum Wiederaufbau Mariupols bekannt

Russland hat Pläne zum Wiederaufbau der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol bekannt gegeben. Die ersten bereits im Bau befindlichen Gebäude sollten bis zum Herbst fertiggestellt sein, sagte Vize-Ministerpräsident Marat Chusnullin am Montag dem russischen Fernsehsender RBC. Mariupol war vor seiner Einnahme durch die russischen Truppen wochenlang belagert und bombardiert worden. Dabei wurden große Teile der Stadt zerstört.

Chusnullin sagte nun: „Die ersten Wohngebäude werden im September stehen.“ Auch sollten bis dahin die ersten Krankenhäuser fertig gebaut sein. Ferner gebe es Pläne für den Wiederaufbau des historischen Zentrums von Mariupol. Dort sollen nach Angaben des Vize-Regierungschefs alle Gebäude restauriert werden, die nicht vollständig durch den russischen Beschuss zerstört wurden.

Chusnullin hatte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag einen Plan für den Wiederaufbau von Mariupol innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren vorgelegt. Die Stadt hatte vor Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine im Februar rund 400.000 Bewohner. Chusnullin sagte, bis zum Jahr 2025 solle die Einwohnerzahl wieder auf 350.000 steigen. Er konkretisierte nicht, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

Das Asow-Stahlwerk in Mariupol soll laut Chusnullin jedoch nicht in seiner früheren Größe wiederaufgebaut werden. In der Fabrikanlage hatten früher mehr als 12.000 Menschen gearbeitet. In der Anlage sollten aber auf jeden Fall neue Arbeitsplätze geschaffen werden, kündigte der Vize-Ministerpräsident an. „Höchstwahrscheinlich wird es ein Technologiepark mit Landschaftselementen werden.“

Das Stahlwerk war zum Symbol des ukrainischen Widerstands geworden, als die letzten Verteidiger von Mariupol sich dort wochenlang in den unterirdischen Tunneln verschanzt hielten. Auch hunderte Zivilisten fanden dort Zuflucht. Im Mai gaben dann die letzten ukrainischen Kämpfer im Asow-Stahlwerk auf.

Zurückgetretener Kreml-Beamter auf Intensivstation

Der nach Beginn des Ukraine-Kriegs zurückgetretene prominente Kreml-Beamte Anatoli Tschubais wird laut Medienberichten mit schweren gesundheitlichen Problemen in Europa in einem Krankenhaus behandelt. „Das ist natürlich eine traurige Nachricht, wir wünschen ihm baldige Genesung“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Angaben der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ zufolge wird Tschubais in einer Klinik auf der Mittelmeerinsel Sardinien behandelt, wo er zuvor Urlaub gemacht haben soll.

Am Sonntag hatte die prominente russische Moderatorin und frühere Präsidentenkandidatin Xenia Sobtschak unter Berufung auf Tschubais‘ Familie geschrieben, der 67-Jährige sei in „nicht stabilem Zustand“ auf eine Intensivstation gebracht worden. „Ihm wurde schlecht. Seine Arme und Beine erlahmten plötzlich.“ Sobtschaks Angaben zufolge wurde der Raum, in dem sich Tschubais zuletzt aufhielt, von „Spezialisten in Chemie-Schutzanzügen“ untersucht.

Angesichts dieser Beschreibungen entbrannten in sozialen Netzwerken Spekulationen darüber, ob der einstige Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin möglicherweise vergiftet worden sein könnte. Auch die „Repubblica“ schrieb, es werde einem Vergiftungsverdacht nachgegangen. Mögliche Ursache von Tschubais‘ Unwohlsein könne aber auch eine seltene Nervenkrankheit sein, hieß es.

Von der Leyen warnt vor „schlimmster Situation“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat vor einer Zuspitzung der Energiekrise in der Europäischen Union gewarnt. Grund sei der Ukraine-Krieg. „Da Russland bereits zwölf Mitgliedsländern (der EU) die Gaslieferungen ganz oder teilweise abgedreht hat, müssen wir uns alle auf die schlimmste Situation vorbereiten“, erklärte von der Leyen im Interview der spanischen Zeitung „El Mundo“.

Der vorige Woche vereinbarte europäische Notfallplan zur Drosselung des Gaskonsums werde aber „dazu beitragen, unseren Bedarf an Wintervorräten zu decken“. Spanien hatte sich wie andere EU-Länder dem Notfallplan zunächst widersetzt, das Vorhaben nach Zugeständnissen aber am Ende gebilligt.

Forderungen nach Beibehaltung der Atomkraft werden lauter

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken auf vorerst unbestimmte Zeit gefordert. „So lange die Bundesregierung kein neues Konzept für die Energiewende erarbeitet hat, müssen die Atomkraftwerke weiterlaufen“, sagte Kretschmer dem „Handelsblatt“. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende erklärte die Energiewende in dieser Form für misslungen. „Die Energiewende mit Gas als Grundlast ist gescheitert.“

Bereits der vergangene Winter habe gezeigt, dass die Produktion aus Ökoenergien oftmals nicht ausreiche, sagte Kretschmer. Auch andere Politiker von Union und FDP fordern längere AKW-Laufzeiten, um kurzfristig mögliche Stromengpässe im Winter im Zuge des Ukraine-Kriegs zu überbrücken. Vor allem die in der Ampel mitregierenden Grünen tun sich aber schwer mit dem Thema. (dpa/afp/mf)



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