Nach Fußball-WM-Spiel: Japanische Fans verblüffen Katarer

Die Fußball-WM 2022 wird in Katar ausgetragen. Zuschauer waren überrascht, dass die japanischen Fans nach dem Eröffnungsspiel den Müll auf den Tribünen des Stadions beseitigten.
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Japan traf bei der Fußballweltmeisterschaft am 23. November 2022 auf Deutschland. Ein japanischer Fan sammelt nach dem Spiel den Müll auf der Tribüne ein.Foto: Alex Grimm/Getty Images
Von 24. November 2022

In Katar filmte ein „Social-Media-Influencer“ auf der 22. Fußball-WM, wie japanische Fans den Müll von den Tribünen wegräumten. Beim Eröffnungsspiel am 20. November trafen Gastgeber Katar und Ecuador in einem Spiel aufeinander, das viele Zuschauer anzog. Bereits in der ersten Halbzeit kassierte Katar zwei Gegentore und verlor das Spiel mit 0:2.

Nach dem Spiel sahen Zeugen eine Gruppe japanischer Fans mit Müllsäcken, die den Platz aufräumten, denn die Tribünen und Gänge des Stadions waren mit Müll übersät.

Omar Farooq, ein Produzent und Internet-Persönlichkeit aus Bahrain, filmte die Gruppe fleißiger Japaner und stellte sein Video danach auf die Instagram-Website. Die „Müllaufsammler“ trugen japanische Trikots, Kostüme und Flaggen.

Faroq kommentierte seine Aufnahme mit folgenden Worten: „Mir wurde zu verstehen gegeben, dass das normal sei. Diese japanischen Fans wollten die Tribüne aufräumen. Es war nicht einmal ihr Spiel“, so Faroq begeistert. Als er sie fragte, warum sie Dinge wegräumten, die gar nichts mit ihnen zu tun hatten, antwortete einer von ihnen:

  Die Japaner lassen keinen Müll zurück. Wir respektieren den Ort.“

Japanische „Müllbeseitigung“ bereits bei Fußball-WM 2018

Diese Gewohnheit der Sauberkeit scheint sich in der japanischen Kultur widerzuspiegeln. Bereits bei früheren Fußballweltmeisterschaften hatten japanische Fans den Müll beseitigt.

Laut „BBC“ war Japan am 19. Juni 2018 das erste asiatische Team, das eine südamerikanische Mannschaft bei der Weltmeisterschaft besiegte, als es Kolumbien mit 2:1 bezwang. Und nach dem Spiel standen die japanischen Fans mit ihren mitgebrachten Müllsäcken auf der Tribüne, um den Abfall einzusammeln (hier ein kurzes Video).

Der in Japan lebende Sportjournalist Scott McIntyre war nicht überrascht, dass die japanischen Fans es auf sich nahmen, Müll aufzusammeln.

Gegenüber „BBC“ entgegnete er: „Es ist nicht nur Teil der Fußballkultur, sondern auch der japanischen Kultur.“ Weiter fuhr er fort: „Man hört oft, dass der Fußball die Kultur widerspiegelt. Einer der wichtigsten Punkte der japanischen Gesellschaft ist es, darauf zu achten, dass alles ordentlich und aufgeräumt ist. Das gilt für alle Turniere, eben auch für den Fußball.“

Regelmäßiges Reinemachen hat traditionellen und spirituellen Hintergrund

In Japan gibt es kaum öffentliche Mülleimer – und trotzdem liegt kaum Müll auf den Straßen, weil die meisten ihren Abfall brav in einer Plastiktüte mit nach Hause nehmen. Die Sauberkeitserziehung fängt schon in der Schule an: Anders als in Deutschland reicht es nicht, einmal schnell das Klassenzimmer durchzufegen, sondern auch die Toiletten, die Turnhalle und die Gänge sowie alle weiteren Unterrichtsräume werden von den Schülern selbst gereinigt.

Das regelmäßige Reinemachen ist in Japan Tradition. Am Ende des Jahres wird immer eine große Putzaktion gestartet, um das neue Jahr frisch und von Altlasten befreit zu beginnen. Und das nicht nur im privaten Bereich, sondern auch in öffentlichen Gebäuden.

Der Brauch des sogenannten „Großputzes“ stammt aus der Edo-Zeit, die von 1603 bis 1868 andauerte. Sie beinhaltet die längste Friedenszeit der japanischen Geschichte und bezieht sich auf die Hauptstadt Edo, das heutige Tokio.

Damals verwendeten die meisten Menschen noch Holzkohleöfen. So war das Haus am Jahresende häufig sehr verschmutzt. Außerdem hatte das Großreinemachen einen spirituellen Hintergrund: Man sah es als ein reinigendes Ritual zur Vorbereitung auf den Shintō-Gott Toshigami (年神, „Jahresgott“) an. Dieser wurde als Neujahrsgott verehrt und man glaubte, dass er zu Beginn des neuen Jahres jedem Haus einen Besuch abstattete.

Mülltrennung nicht ganz so einfach

Die Mülltrennung im heutigen Japan gestaltet sich manchmal nicht ganz so einfach. In manchen Städten sortieren die Menschen ihren Abfall sogar in 45 Kategorien. Jeder muss seinen fein säuberlich getrennten Müll selbst zum Wertstoffhof bringen – gewaschen und getrocknet, weil das die Wiederverarbeitung leichter macht.

(Mit Material der chinesischsprachigen Epoch Times)



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