Nato-Ostflanke: US-Militärführung für dauerhafte Stützpunkte

Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine rüstet die Nato im Osten massiv auf. Der Generalstabschef des US-Militärs befürwortet eine dauerhafte Präsenz von US-Soldaten in Osteuropa.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (vorne r) und Generalstabschef Mark Milley (vorne l).
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (vorne r) und Generalstabschef Mark Milley (vorne l).Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Epoch Times6. April 2022


Infolge des Kriegs in der Ukraine hat sich die Führung des US-Militärs für die Einrichtung permanenter US-Stützpunkte in den osteuropäischen Nato-Staaten ausgesprochen.

Er würde dazu raten, dauerhafte Stützpunkte einzurichten, die dann von zeitweise entsandten US-Soldaten genutzt werden könnten, sagte Generalstabschef Mark Milley im US-Kongress. Damit habe man die Vorteile einer permanenten Militärpräsenz ohne gewisse Nachteile wie zum Beispiel die Notwendigkeit des Nachzugs von Familien, deren Unterbringung und den Bedarf für Schulen zu haben.

Permanente Präsenz soll „abschreckend“ wirken

Die osteuropäischen Partner, darunter die Staaten im Baltikum, Polen oder Rumänien, seien „sehr, sehr gewillt“, die Stützpunkte für die US-Truppen zu bauen und zu zahlen, sagte Milley in einer Anhörung zum Verteidigungsbudget für das kommende Haushaltsjahr. Damit könne man die abschreckende „Wirkung“ einer permanenten Präsenz erreichen, die Soldaten selbst müssten aber nicht für „zwei oder drei Jahre“ entsandt werden, sondern könnten jeweils nach kürzeren Einsätzen abgelöst werden, sagte Milley den Abgeordneten.

Verteidigungsminister Lloyd Austin fügte vor dem Streitkräfteausschuss des Repräsentantenhauses hinzu, die Nato sei im Prozess zu prüfen, wie die „Sicherheitsarchitektur in der Region sich auf absehbare Zeit verändern wird“. Falls die Nato zu dem Schluss käme, ihre Präsenz in Osteuropa zu verändern, dann wäre das US-Militär „sicherlich ein Teil davon“, sagte er. Es sei davon auszugehen, dass dies ein Thema beim Nato-Gipfel im Juni sein werde. Das Ziel der US-Regierung sei es, den Bedenken der östlichen Partner Rechnung zu tragen, insbesondere jenen im Baltikum, sagte Austin.

Neue Truppen an der Ostflanke

Zuvor hatte die Nato die Einsatzbereitschaft von neuen Truppen an der Ostflanke bestätigt. Wie eine Sprecherin des Militärbündnisses der Deutschen Presse-Agentur sagte, haben die vier neuen multinationalen Gefechtsverbände in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei die erste Stufe der Einsatzbereitschaft erreicht. Ihr Aufbau wurde erst vor einigen Wochen angekündigt.

Zu Details äußerte sich die Nato zunächst nicht. Nach Angaben des Hauptquartiers Alliierter Streitkräfte in Europa (Shape) besteht allerdings allein der Gefechtsverband in der Slowakei aus 2.100 Soldaten, die von Tschechien, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Slowenien und den USA gestellt werden. In Ungarn sind es demnach 800 Soldaten aus Kroatien, den USA sowie dem Gastgeberland und in Bulgarien 900 Soldaten aus den USA und dem Gastgeberland. In Rumänien wird der Gefechtsverband derzeit von Soldaten aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden gebildet.

Zur Größe machten die Nato-Militärs keine Angaben. In einer Nato-Grafik vom 21. März war zuletzt die Zahl von 3.300 in Rumänien stationierten Soldaten genannt worden. Bei ihr sind aber auch Truppen mitgezählt, die nicht Teil des Nato-Gefechtsverbands sind.

Battlegroups deutlich verstärkt

Die neuen Gefechtsverbände sollen angesichts des Ukraine-Krieges die Abschreckung und die Verteidigungsfähigkeiten weiter erhöhen. Bislang hatte die Nato nur in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen dauerhaft multinationale Verbände stationiert. Normalerweise sind diese Battlegroups etwa 1.000 bis 1.200 Soldaten stark, sie wurden allerdings zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs deutlich verstärkt.

„Wir haben jetzt im östlichen Teil der Allianz 40.000 Soldaten unter direktem Nato-Kommando“, sagte Stoltenberg am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Hinzu kämen Hundertausende Truppen in erhöhter Alarmbereitschaft und Hunderte Schiffe und Flugzeuge.

Beteiligt an der Mission sind auch zahlreiche deutsche Soldaten. So führt Deutschland derzeit Gefechtsverband in Litauen. In die Slowakei wurden im März zudem Soldaten der Luftwaffe mit dem Flugabwehrraketensystem Patriot verlegt, die jetzt Teil der Battlegroup sind.

Brigaden im östlichen Bündnisgebiet?

Nach Angaben des Hauptquartiers Alliierter Streitkräfte sollen alle Gefechtsverbände noch im Verlauf dieses Jahres nach der sogenannten Anfangsbefähigung (Initial Operational Capability) auch die sogenannte Vollbefähigung (Full Operational Capability) erreichen und damit alle gestellten Anforderungen erfüllen können. In Ungarn wird es den Plänen zufolge bereits Ende dieses Monats der Fall sein.

Noch offen ist allerdings, wie die langfristige Nato-Präsenz an der Ostflanke aussehen soll. Als Option gilt, erstmals Brigaden im östlichen Bündnisgebiet zu stationieren. Sie könnten jeweils rund 5.000 Soldaten stark sein und zum Beispiel durch Elemente der Luft- und Seestreitkräfte oder Spezialkräfte ergänzt werden.

Russland lehnt eine permanente Stationierung von Nato-Kampftruppen in den osteuropäischen Staaten unter Berufung auf ein Abkommen aus den 1990er Jahren strikt ab. Seit Anfang dieses Jahres haben US-Streitkräfte ihre Militärpräsenz in den östlichen Nato-Staaten wegen des Ukraine-Konflikts allerdings bereits deutlich ausgebaut – pro forma handelt es sich dabei aber vor allem um zeitlich begrenzte Einsätze, keine permanente Stationierung. (dpa/red)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion