„Neun Kommentare“ und die Hoffnung Chinas

Pressekonferenz in Israel lobt 30 Millionen Chinesen
Titelbild
Die Partei ist zu Ende. Oder die Partei am Ende. Wortspiel zu 30 Millionen KPC-Austritten. (Foto: EPT)

Am 6. Januar wurde vor der chinesischen Botschaft in Tel Aviv eine besondere Pressekonferenz abgehalten. Ihr Anlass: die Überschreitung der 30-Millionen-Grenze von Austritten aus der Mitgliedschaft zur kommunistischen Partei Chinas (KPCh) und ihr zugehörigen Organisationen. In der chinesischen Diktatur ist ein solcher „Austritt“ ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Leib und Leben.

„Geehrte Mitarbeiter der chinesischen Botschaft, wir sind hier, weil wir an Ihre Gutherzigkeit glauben“, sagte der Repräsentant der Epoch Times Ben Kaminsky auf chinesisch. „Das ist eine historische Zeit, die nur kurz andauern wird. Nachdem das alles vorbei ist, wenn einmal die Verbrechen vollständig aufgedeckt sein werden und die kommunistische Partei gefallen sein wird, wird es keine Gelegenheiten mehr geben … tretet jetzt aus der Partei aus und erspart euch späte Reue, “ fuhr Kaminsky fort.

Die Appelle verkündete Kaminsky anlässlich einer von der israelischen Epoch Times und diversen Menschenrechtssprechern veranstalteten Pressekonferenz vor der chinesischen Botschaft in Tel Aviv.
Die Pressekonferenz unterstützte die 30 Millionen Chinesen, die bereits die KPCh und ihre zugehörigen Organisationen verlassen haben. Weiteres Ziel war es, die breite Öffentlichkeit auf das faszinierende Phänomen der gigantischen Parteiaustrittwelle in China aufmerksam zu machen.

Lange Reihen von Bannern erzählten die unglaublichen Geschichten der von der KPCh verübten Verbrechen. Verbrechen wie Folterungen, Organraub an lebenden Falun Gong Praktizierenden, die Massaker an Tibetern, das Niederreißen und Plündern von Häusern, die weiteren Einschränkungen der Freiheiten angesichts der kommenden Olympischen Spiele und die 80 Millionen Chinesen, die während der bisherigen KPCh-Herrschaft eines unnatürlichen Todes gestorben sind. Repräsentanten burmesischer, in Israel lebender Flüchtlinge, waren ebenfalls auf der Konferenz anwesend. Sie protestierten gegen die chinesische Unterstützung der Militärjunta in Burma und forderten das chinesische Volk zum Austritt aus der KPCh auf.

Die Austrittswelle

Die Austrittswelle aus der KPC begann im November 2004. Anlass war die Veröffentlichung der Neun Kommentare. Das Buch besteht aus einer Serie von neuen Essays, die die 60-jährige Existenz der chinesischen kommunistischen Partei vollständig entblößt. Seit der Veröffentlichung wurden die Neun Kommentare in China großflächig, aber unter der Ladentheke verteilt (der Besitz allein stellt in China ein Strafrechtsdelikt dar). Viele Chinesen sehen in den klaren und unverfälschten Ausführungen in den Neun Kommentaren die Bestätigung ihrer eigenen, nicht aussprechbaren, Erfahrungen. Die Neun Kommentare stellen für das seit Jahrzehnten brutal unterdrückte Volk eine große Erleichterung durch die Wahrheit dar.

Der Eintritt in die Partei und die dazugehörenden Organisationen beginnt in der kommunistischen Diktatur schon im frühen Kindesalter. Er beginnt mit dem Eintritt in den kommunistischen Jugendverband und der kommunistischen Jungpioniere. Später, wenn man höhere Bildungsanstalten besuchen will oder eine qualifizierte Arbeit ausüben will, ist die Mitgliedschaft der KPC eine Grundvoraussetzung. Der Austritt ist in China ein Tabu und bringt sofortige Probleme mit sich.

Unter denen die ausgetreten sind, sind mittlerweile sehr viele hochrangige Parteimitglieder. Ihre Gewissen können den überwältigenden moralischen Druck der Verbrechen nicht mehr aushalten.

Der Austrittsvorgang

Tagtäglich verkünden über 40 Tausend Chinesen ihren Parteiaustritt. Die formale Austrittsurkunde wird auf einer Internet Webseite Tuidang (chinesisch für „Parteiaustritt“) gepostet. Es ist möglich dies unter einem Pseudonym zu machen, um die eigene wie auch die Sicherheit der Familie zu gewährleisten. Die in China lebenden Chinesen müssen dabei die weltweit größte Internetblockade überwinden.

Die Gesamtanzahl dieser Austritte hat kürzlich die 30 Millionen Grenze überschritten. Diese Zahl steigt täglich rasant an. Dabei erreichen nicht alle Austrittserklärungen die Webseite. Chinesen, die in entfernten Dörfern leben und keinen Internetzugang haben, leiten ihre Willenserklärungen oft an Dritte weiter. In diesen Fällen dauert es manchmal lange, bis die Nachricht offiziell registriert werden kann. Manche kleben kleine Zettel mit dem Austrittswunsch an öffentliche Gebäude oder kritzeln den Text sogar auf Geldnoten.

Verbrechen gegen die Menschheit …

Ora Feidman, eine Repräsentantin der Falun Gong-Bewegung, sagte: „Das diktatorische Regime der KPCh schafft übelsten Terror in China. Diejenige, die das aussprechen oder sich dagegen einsetzen, setzen sich schlimmsten Gefahren aus – wie zum Beispiel der bekannte Menschenrechtsaktivist Gao Zhisheng und Hu Jia. Beide wurden vom Regime wegen der Verteidigung von Menschenrechten verschleppt. Ihre Verbleibe sind momentan ungewiss.

Feidman forderte die chinesischen Behörden auf, die Zwangsarbeitslager und die geheimen Camps, in welchen der Organraub an lebenden Falun Gong Praktizierenden stattfindet, zu öffnen. „Wir fordern alle Ebenen der chinesischen Regierung auf: lasst das chinesische Volk würdig und frei leben, ohne ihre Gewissen verraten zu müssen, “ ende Feidman.

Feidman sprach über die Verbrechen gegen große Massen von Falun Gong Praktizierenden: „Ihre Organe werden ihnen entrissen, während sie noch am Leben sind. Diese Organe werden profitbringend in einem Markt verkauft, den die KPCh selbst geschaffen hat. Nachdem die Organe entfernt wurden, werden die Körper der Praktizierenden verbrannt – so wie damals in Ausschwitz. Manchmal leben die Leute sogar noch – es geht darum, Beweise zu beseitigen.“

… und Olympische Spiele

Yaniv Nitzan, ein Repräsentant des Fackellaufs für Menschenrechte, sprach ebenfalls bei der Konferenz. Die Fackel wird durch 150 Städte in 37 Ländern gereicht. Die Botschaft lautet: „Die olympischen Spiele und Verbrechen gegen die Menschheit dürfen nicht koexistieren.“ „Die Fackel wird im Februar in Israel ankommen“, sagte Nitzan, „und viele Studentenbünde und Jugendbewegungen haben bereits ihre Teilnahmen angekündigt“.

Zivile Verantwortung

Tamuz Itai, der Geschäftsführer der israelischen Epoch Times, erläuterte, warum die Zeitung das Phänomen der Austrittswelle unterstützt. „Die Presse ist der Wachhund der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“, sagte Itai, „die Epoch Times als globale Zeitung trägt daher globale Verantwortung.“

„Zum Beispiel deckte die Washington Post den Watergate Skandal auf. Anfangs attackierten die Menschen die Zeitung, aber Nixons Mannschaft musste schließlich abdankten. Das Ansehen der Zeitung gewann in der Folge gewaltig an Prestige und genießt dieses bis heute.

„Genauso ist es bei unserer Zeitung. Zum ersten Mal in der Geschichte werden das wahre Gesicht der KPCh, ihre Brutalität, ihre Willkür, die Morde und das Böse aufgedeckt. Wir sehen es als unsere zivile Verantwortung das zu machen. Ein Jahr vor der Publikation der Neun Kommentare berichtete unsere Zeitung erstmalig von den Anstrengungen des chinesischen Regimes, die SARS Epidemie in China zu vertuschen. Itai fuhr fort, „Im März 2006 zeigte unsere Zeitung ebenfalls zum ersten mal auf, dass in KPCh im großen Stil Organe von Falun Gong Praktizierenden raubt.

„Ab dem Zeitpunkt der Aufdeckung der Gräueltaten der KPCh reichte unsere Zeitung die Verantwortung an die chinesische Bevölkerung weiter, und nun beginnt diese, ihre Verantwortung zu übernehmen.

„Genauso wie die Menschen im ehemaligen Ostblock in den späten 1980iger Jahren den Kommunismus entblößten, entblößen ihn nun die Chinesen. Wenn etwas aus der Geschichte gelernt werden kann, dann wird dies hier der Fall sein. Es wird dann auch keiner besonders überrascht sein, wenn das kommunistische Regime in China wahrscheinlich schon sehr bald fallen wird“.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 3 (16.-22. Januar 2008)



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