Organentnahme an Lebenden

“Ich habe dann die Gedanken, die in meinem Herzen waren, ausgesprochen.“
Titelbild
Dr. Wenyi Wang (The Epoch Times)
Von 25. April 2006

Dr. Wenyi Wang, eine Reporterin der Epoch Times, wurde am 20. April beim Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao bei seinem US Amtskollegen George Bush abgeführt und verhaftet. Sie hatte zuvor von der Pressetribüne laut gerufen: „KPC verheimlicht ihr Verbrechen Organe von Falun Gong Praktizierende bei lebendigem Leibe in Arbeitslagern zu entnehmen“, „Präsident Bush, lassen Sie ihn damit aufhören, Falun Gong zu verfolgen!“ und „Hu Jintao, Deine Tage sind gezählt“. Dr. Wang ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß, ein Gerichtsverfahren ist für den 3. Mai angesetzt.

Es war eine persönliche Aktion von Dr. Wenyi Wang, von der sich die Epoch Times Gruppe distanzierte und eine Entschuldigung veröffentlichte. Allerdings wurde Dr. Wenyi Wang zum Teil bei darauf folgenden Interviews mit anderen Medien gehindert, darüber zu sprechen, warum sie wirklich die Zwischenrufe gemacht hat. Im Folgenden ihre Stellungnahme vom 23. April 2006:

„Gestern wurde ich vom Gericht in Washington D.C. freigelassen. Ich halte es für wichtig, meine Gedanken und Erlebnisse [über die Vorkommnisse der letzten Tage] öffentlich weiterzugeben.

Wie Sie wissen, hat The Epoch Times am 9. März über die Verbrechen im Rahmen der Organentnahmen in Sujiatun berichtet. Danach hat die Kommunistische Partei in China umgehend alle Zeugen und Beweise an einen anderen Ort gebracht und dann die Fakten geleugnet. Als Journalistin mit medizinischem Hintergrund und mit Erfahrung auf dem Gebiet der Transplantationsforschung wurde ich von The Epoch Times mit der Recherche über die Organentnahmen an Falun Gong-Praktizierenden in China beauftragt.

Seit Anfang März habe ich die beiden Zeugen bei Interviews mit internationalen Medien begleitet, wir gingen auch zusammen zum U.S.-Kongress und zu anderen Regierungsbehörden, um darüber zu berichten.

Durch ihre Recherchen hat unsere Zeitung gleichzeitig viele weitere Beweise und Informationen über den großen Umfang an Organentnahmen und Organraub an lebenden Falun Gong-Praktizierenden in Arbeitslagern in den Jahren 2001 – 2003 erhalten. Wir sind auch im Besitz vieler weiterer Beweise und Briefe von Ärzten und Patienten, die im Zusammenhang mit Organraub stehen. Manche Patienten sagten mir sogar direkt, dass in den letzten Jahren viele Patienten aus anderen Ländern Organtransplantationen [in China] durchführen ließen. Und nicht nur einem, sondern mehreren wurde vor der Operation gesagt, dass die Organe von lebenden Falun Gong-Praktizierenden stammten.

Es gibt noch etliche Ärzte, die den gesamten Umfang und Hintergrund kennen. Sie haben uns auch gesagt, wenn die Sache ans Tageslicht käme, wenn das vollkommen enthüllt würde, dann würde man sehen, dass die Grausamkeiten noch weit größer sind als alles, was in den Berichten von The Epoch Times bisher geschrieben wurde. Wenn das alles aufgedeckt wird, dann wird die Welt nur noch sprachlos sein.

Obwohl sie in engem Kontakt mit uns stehen, wagen diese Menschen [die darüber Bescheid wissen und mit Dr. Wang sprachen] nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil sie Angst haben, dann umgebracht zu werden, damit sie als Zeugen mit Beweisen vernichtet werden. Sie beobachten genau die Haltung der Amerikaner und der internationalen Medien über diese Ereignisse, denn sie brauchen dringend eine Umgebung, die ihnen Schutz bietet, wenn sie ihre Beweise bekannt geben. Genau vor diesem Hintergrund ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, dass die USA und die ganze Welt informiert werden. Andere Kollegen [der Zeitung] liefern ihnen deswegen ständig die neuesten Informationen.

Hier möchte ich der internationalen Gesellschaft sagen, viele Untersuchungen und sogar Tonbandaufnahmen zeigen, dass auf dem Festland China in vielen Krankenhäusern die Anzahl der Transplantationen rasant zugenommen hat. Mehrere Webseiten für Transplantation geben an, dass sie in der Lage sind, die benötigten Organe innerhalb von zwei Wochen oder sogar von wenigen Tagen zu finden. Manche Krankenhäuser sagten direkt, dass die Quelle (lebende) Falun Gong-Schüler sind. Eine Organtransplantation beinhaltet viele unterschiedliche Faktoren. Voraussetzung ist, dass Spender und Empfänger dieselbe Blutgruppe und HLA haben [Human Leucocytesystem Antigen]. Außer bei eineiigen Zwillingen ist derselbe HLA-Typ sehr schwer zu finden. Nur eineiige Zwillinge haben gleiche HLA. Identische HLA ist fast unmöglich zu finden. Normalerweise kann man für eine Transplantation nur unter einigen Hunderten bis zu einigen Zehntausenden einen passenden Spender finden, der nicht aus der Familie selbst stammt und ähnliche HLA aufweist. Deswegen benötigen die Patienten bestimmte Präparate, um die Zellabwehrreaktionen zu unterdrücken.

Es ist unglaublich, dass das internationale Transplantations-Zentrum in Shenyang [Provinzhauptstadt im Nordosten Chinas] offiziell und in verschiedenen Sprachen darüber informieren kann, dass man dort in einem Zeitraum von 2 – 3 Wochen die Nieren austauschen und dann wieder seine Arbeit aufnehmen kann. Das kann nur der Beweis dafür sein, dass hinter diesem Transplantationszentrum eine große lebende Organbank steht, die schon vorher auf HLA getestet wurde. Für eine Herztransplantation kann das Organ höchstens 4 – 6 Stunden außerhalb des menschlichen Körpers transplantationsfähig erhalten werden. Die Zeit von der Entnahme bis zum Implantieren eines Organs beträgt für ein Herz 4 – 6 Stunden, für eine Niere 24 – 48 Stunden, für eine Leber 12 – 24 Stunden. Es ist sehr schwierig, innerhalb kurzer Zeit einen passenden Organspender zu finden.

In Shenyang gibt es ein Dutzend Gefängnisse und Arbeitslager; auch in anderen Gefängnissen und Arbeitslagern sind seit Jahren viele Falun Gong-Schüler eingesperrt. Tausende von Praktizierenden sind verschwunden, sie werden überall von ihren Familien gesucht, aber es findet sich keine Spur von ihnen.

Nach dem Bekanntwerden des Todeslagers Sujiatun wurde die chinesische Webseite des Transplantationszentrums geschlossen. Für mich als Ärztin ist es klar, dass auf dem chinesischen Festland eine große Anzahl von lebenden Organbanken existiert. Dieser Gedanke schmerzt mich sehr. Ich kann auch nicht ertragen, dass die KP Chinas die vorläufige Vorschrift für die Organentnahme veröffentlicht hat und dass viele Krankenhäuser bei Telefonaten sagten, die Patienten sollten sofort kommen, weil es nach dem 1. Juli schwierig werde. Es ist sehr offensichtlich, wie die KPC einerseits bemüht ist, Beweise zu vernichten und andererseits noch schnell viele Transplantationen durchgeführt werden. Tonbandmitschnitte solcher Telefonate sind schon auf der Webseite von WOIPFG (World Organization to investigate the Persecution of Falun Gong) veröffentlicht.

Ich habe New York verlassen; ich habe kaum Zeit, mich um meine Familie zu kümmern. Seit einem Monat pendele ich unablässig zwischen Regierungsbehörden und Medien hin und her. Meine einzige Hoffnung ist, dass das Verbrechen der Organentnahme an Falun Gong-Schülern sofort beendet wird, um diese Menschen zu retten.

In meinen Gesprächen mit internationalen Medien haben manche meiner Gesprächspartner geäußert, dass sie die Organentnahmen an Lebenden für wahr halten. Aber sie können den Druck nicht ertragen, wenn sie darüber berichten würden, und das betrifft wahrscheinlich auch noch die Beziehungen zwischen China und ihren jeweiligen Heimatländern. Daher können sie sich nicht dazu äußern.

Jetzt kam Hu Jintao zu Besuch in die USA. Am 19. April, einen Tag vor dem Treffen zwischen Bush und Hu, war ich im US-Kongress bei einer Anhörung über die Situation der Menschenrechte in China anwesend. Aber die zwei Zeugen, die das Ereignis unter Einsatz ihres Lebens bestätigen, und ich, durften bei dieser Anhörung nicht über unsere Beweise berichten. Weil sie [die Zeugen] ständig bedroht werden, wagten sie sich nicht an die Öffentlichkeit.

Am 20. April war ich zur Berichterstattung als Journalistin bei dem Treffen zwischen Bush und Hu anwesend. Als ich sah, dass Bush [seinem Kollegen] Hu die Hand schüttelte, habe ich an die Leben gedacht, die von Organraub bedroht sind. Mein Herz wurde schwer. Ich habe dann die Gedanken, die in meinem Herzen waren, ausgesprochen.

Ich möchte nicht mit ansehen, dass der US-Präsident und die internationalen Medien noch einmal von der KPC betrogen werden. Ich hoffe auch, dass Hu nicht Jiang Zemin folgen wird auf dem Weg von Unmenschlichkeit und Völkermord.

Ich habe die Zwischenrufe gemacht, weil ich die Verbrechen entlarven und die Welt über die grausame Verfolgung von Falun Gong informieren möchte.

Seit diesem Jahr bin ich ständig bemüht, der internationalen Gesellschaft ein wahres Bild von der Situation zu vermitteln. Ich habe mehrmals Interviews bei der UNO und mit Politikern geführt. Ich denke, die Organentnahme an Lebenden ist das grausamste Verbrechen, das es bisher in der  Geschichte der Menschheit gegeben hat. Als ich aus dem Gericht kam, habe ich vielen Medien berichtet, was ich erlebt habe. Neulich war ich zu einem [Life-] Interview bei einem internationalen Sender eingeladen. Mir wurde vorher gesagt, das Thema Organ-Transplantation sollte ich nicht erwähnen. Bis heute ist das Verbrechen der Organentnahme in den Arbeitslagern noch nicht in der internationalen Gesellschaft umfassend aufgedeckt worden. Über die Gründe, warum ich in diesem wichtigen Augenblick die Zwischenrufe machte, haben die Medien noch immer nicht ausführlich berichtet. Aber genau das, was ich hier berichtet habe, ist der Grund für meine Zwischenrufe gewesen.

Die USA haben sich Respekt erworben, weil sie die Menschenrechte achten. Ich denke, Völkermord und Organentnahme an Lebenden berühren uns alle und fordert uns heraus. Es ist eine Herausforderung der Menschlichkeit. Das ist eine Herausforderung an alle Menschen. Solche Verbrechen und Sünden dürfen nicht weitergehen!

[Dr. Wenyi Wang promovierte in Pharmakologie an der Universität von Chicago. Derzeit arbeitet sie am medizinischen Zentrum „Mount Sinai“ in New York als Pathologin. Sie ist Chefeditor des in Nordamerika erscheinenden medizinischen Fachjournals „Medical Life“.]



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion