OSZE: Menschenhandel zeigt „wirklich tiefe Abgründe“ – Flüchtlinge häufig betroffen

Viele Flüchtlinge aus der Ukraine werden im Westen Opfer von Menschenhandel. Dies stellt die OSZE fest. Ukraines Außenminister Dmytro Kuleba hat jedoch andere Prioritäten.
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Teilnehmer des weltweiten «Walk for Freedom» setzen mit einem Schweigemarsch auch in Berlin ein Zeichen gegen Menschenhandel.Foto: Christoph Soeder/dpa/dpa
Von 10. Januar 2023

Der Krieg in der Ukraine hat zu einer starken Zunahme der Fälle von Menschenhandel auch in der EU geführt. Zu dieser Erkenntnis kam die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Deren Generalsekretärin Helga Maria Schmid erklärte in einem Interview mit der „Welt“:

 

Die weltweite Online-Suche nach sexuellen Dienstleistungen und pornografischen Darstellungen durch ukrainische Frauen und Kinder hat seit Beginn des Krieges um bis zu 600 Prozent zugenommen.“

Auch sei es seit Beginn des Krieges zu einer Zunahme des Handels mit schwangeren Frauen gekommen. Bereits im März hatten Verfassungsschutzbehörden gewarnt, zu lasche Kontrollen bei der Einreise ukrainischer Kriegsflüchtlinge könnten diese in Gefahr bringen. Die Befürchtung scheint sich vielfach bewahrheitet zu haben – insbesondere im Zusammenhang mit privaten Gebern von Unterkünften für nicht registrierte Geflüchtete.

Verfassungsschutz warnte vor Potenzialen für Menschenhandel

Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge warnte Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer damals vor der organisierten Kriminalität. Diese versuchen bereits, die Flüchtlingssituation „für sich nutzbar zu machen, wenn man unter anderem an Menschenhandel und Prostitution denkt“. Aus diesem Grund sei eine lückenlose Registrierung vor allem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen erforderlich.

OSZE-Generalsekretärin Schmid bestätigt nun, dass diese Ahnung sich vielfach bestätigt habe. Nicht nur manche private Geber von Unterkünften agierten mit Hintergedanken. Auch lockten Täter Betroffene über das Internet mit falschen Versprechungen. Beteiligte am Menschenhandel träten an der Grenze getarnt in Erscheinung. Schmid dazu:

 

Häufig ist die organisierte Kriminalität im Spiel. Diese skrupellosen Kriminellen treffen dann auf Menschen, die hilfsbedürftig sind, Geld verdienen müssen, die Sprache im neuen Land nicht sprechen und häufig auch vom Krieg traumatisiert sind.“

Weltweite Gewinne aus Menschenhandel auf 150 Milliarden US-Dollar verfünffacht

Im Anstieg des Menschenhandels zeigten sich „wirklich tiefe Abgründe“, betont die Diplomatin. Besonders besorgniserregend sei dabei das Missverhältnis zwischen Fällen von Menschenhandel und Verurteilungen Tatverdächtiger.

Weltweit nehme der Menschenhandel dramatisch zu, man gehe „mittlerweile von 25 bis 27 Millionen Opfern pro Jahr aus“. Davon landeten lediglich etwa 10.000 Fälle jährlich bei den Strafverfolgungsbehörden. Weniger als ein Prozent der Opfer könnten überhaupt nur identifiziert werden.

Nicht nur die Aussicht auf Straffreiheit, sondern auch die hohen Gewinnpotenziale machten diese Form der Kriminalität für manche attraktiv. Die jährlichen Gewinne hätten sich seit 2007 auf 150 Milliarden US-Dollar verfünffacht:

 

Wäre der Menschenhandel ein Land, so würde es bei der Wirtschaftsleistung weltweit auf Platz 55 liegen.“

Neben sexueller Ausbeutung gebe es auch einen immer stärkeren Trend zu Zwangskriminalität, Zwangsbettelei und Scheinehen.

Schmid erteilt Suspendierungswünschen eine Absage

Während viele Staatsbürgerinnen der Ukraine und ihre Kinder dem Zugriff von Menschenhändlern ausgesetzt sind, sieht Ukraines Außenminister Dmytro Kuleba andere Handlungsprioritäten. Er fordert einen Ausschluss der Russischen Föderation aus der OSZE.

Generalsekretärin Schmid wies dieses Ansinnen zurück. Es gehe darum, diplomatische Kanäle offenzuhalten:

 

Eines Tages werden wir auch wieder Gesprächskanäle brauchen. Und die OSZE ist die einzige Sicherheitsorganisation, in der alle an einem Tisch sitzen, die für die europäische Sicherheitsarchitektur von Bedeutung sind.“

Darüber hinaus gäbe es in der OSZE auch keinen Suspendierungsmechanismus. Die Organisation sei gezielt im Kalten Krieg aus der Motivation heraus gegründet worden, Eskalationen zu verhindern. Deshalb seien auch Länder mit sehr unterschiedlichen Interessen darin vertreten.

(Mit Material von dts)



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