Papst Franziskus: Heftige Breitseite gegen EU, UNO und Cancel Culture

Mit überraschend deutlichen Worten hat Papst Franziskus bei seinem Neujahrsempfang mit den ausländischen Diplomaten im Vatikan die in multinationalen Gremien vorherrschende linksliberale Denkweise kritisiert. Diese nehme Ausmaße eines „ideologischen Kolonialismus“ an.
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Papst Franziskus wurde früher beim Fußball als Torwart eingesetzt.Foto: Giuseppe Ciccia/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa/dpa
Von 12. Januar 2022
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In seiner jährlichen Ansprache „Zur Lage der Welt“ im Apostolischen Palast des Vatikans hat Papst Franziskus vor Diplomaten aus 183 Ländern heftige Kritik an der linksideologischen Agenda geübt, die in Form von Cancel Culture und der Missachtung traditioneller Wertvorstellungen zum Ausdruck komme. Dies berichtet die „Catholic News Agency“.

„Spaltende“ Agenda erobert internationale Organisationen

In diesem Zusammenhang macht das Oberhaupt der katholischen Kirche auch vor multilateralen Institutionen nicht halt. Internationale Organisationen würden zunehmend eine „spaltende“ Agenda verfolgen, die im Widerspruch zu den Sensibilitäten und Wertvorstellungen von Ländern, Völkern und Kulturen stehe.

Nicht selten habe sich das Interesse solcher Institutionen „auf Themen verlagert, die aufgrund ihrer spaltenden Natur nicht unbedingt zu den Zielen der Organisation gehören“, äußert der Pontifex. Infolgedessen würden „die Tagesordnungen zunehmend von einer Denkweise diktiert, die die natürlichen Grundlagen der Menschheit und die kulturellen Wurzeln, die die Identität vieler Völker ausmachen, ablehnt“.

Zwar nennt der Papst keine konkreten Namen und Beispiele. Mit Blick auf das Gebaren mehrerer Institutionen auf UNO- und EU-Ebene und dort gefasster Entschließungen zu Themen wie LGBT, Gender, Schwangerschaftsabbruch oder ideologische Einflüsse auf die Kindererziehung liegt jedoch auf der Hand, dass Papst Franziskus auf diese anspielt.

Papst Franziskus warnt EU vor „ideologischer Kolonisierung“

Im Dezember hatte der Papst vor Reportern im Flugzeug auf seiner Rückreise aus Griechenland beispielsweise eine mittlerweile nach Protesten zurückgezogene interne Anweisung der EU-Gleichstellungskommissarin Helena Dalli thematisiert. In dieser war unter dem Banner der „integrativen Kommunikation“ von Mitarbeitern der EU-Kommission gefordert worden, auf religiöse Namen, Begriffe oder Grußformeln gegenüber Dritten zu verzichten.

In diesem Zusammenhang äußerte Franziskus: „Die Europäische Union muss sich die Ideale der Gründerväter zu eigen machen, die Ideale der Einheit und der Größe, und sich davor hüten, den Weg der ideologischen Kolonisierung einzuschlagen.“

Diesen Ausdruck verwendete der Papst auch in seiner aktuellen Ansprache vor den Diplomaten jener Staaten, die diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan unterhalten. Er warnte vor einer „Cancel Culture“, die öffentliche Institutionen und den öffentlichen Raum erobere und in deren Namen „ideologisch befeuerte Empörungs-Meuten das Leben Andersdenkender zu vernichten suchten“.

Er betrachte dies, so der Pontifex, „als eine Form der ideologischen Kolonisierung, die keinen Raum für die freie Meinungsäußerung lässt“.

„Einspuriges Denken unter dem Banner der Vielfalt“

Durch die aggressiv säkularistische Agenda, die hinter diesen Erscheinungen stehe, verbreite sich ein „gefährliches einspuriges Denken“, das „gezwungen ist, die Geschichte zu leugnen oder, schlimmer noch, sie in den Kategorien der Gegenwart umzuschreiben, während jede historische Situation gemäß einer Hermeneutik der damaligen Zeit und nicht der heutigen interpretiert werden muss.“

Auf diese Weise werde unter dem Vorwand, die „Vielfalt“ zu schützen, tatsächlich „jeglicher Sinn für Identität aufgehoben“. Die multilaterale Diplomatie sei „daher aufgerufen, wirklich inklusiv zu sein, indem sie die Unterschiede und Sensibilitäten, die die verschiedenen Völker historisch geprägt haben, nicht aufhebt, sondern wertschätzt“.



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