Polen rüstet auf und will in zwei Jahren die stärkste Armee Europas haben

Deutschlands Nachbarland Polen rüstet weiter auf. Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak kündigte am Sonntag ein großes Ziel an – dabei setzt er eine weitere Amtszeit der nationalkonservativen Regierung voraus.
Titelbild
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov (links) und der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am 21. April 2023 auf der Air Base Ramstein im Südwesten Deutschlands.Foto: SEBASTIAN GOLLNOW/POOL/AFP via Getty Images
Von 24. April 2023

Polens Armee soll einem Wahlkampfversprechen zufolge innerhalb der nächsten zwei Jahre zur stärksten Europas werden. Das kündigte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak vergangenen Sonntag auf einer Wahlveranstaltung in der rund 20 Kilometer nordöstlich von Warschau gelegenen Stadt Wolomin an, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete.

Voraussetzung sei, dass die nationalkonservative Regierung bei der Parlamentswahl im Herbst bestätigt werde, sagte der Minister, der zugleich auch Vize-Regierungschef ist.

PAP zitierte Blaszczak mit dem Versprechen: „Wenn die Wähler, wenn das Volk uns eine weitere Amtszeit geben, dann können wir uns in zwei Jahren wieder hier in Wolomin treffen und dann kann ich Ihnen zeigen, dass die polnische Armee die stärkste Landarmee Europas sein wird.“

Der stellvertretende Minister für Entwicklung und Technologie, Piotr Uściński, spricht in einem Twitter-Beitrag über ein „sehr gutes Treffen“: „Polen ist ein starkes und sicheres Land. Mit einer starken Armee und einer verantwortungsvollen Regierung.“


Die von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) geführte Regierung in Warschau gehört zu den entschlossensten politischen und militärischen Unterstützern der Ukraine. Sie liefert aber nicht nur dem von Russland angegriffenen Nachbarland Panzer, Kampfflugzeuge und große Mengen anderer Rüstungsgüter, sondern rüstet auch die eigene Armee kräftig auf.

Verdoppelung der Truppenstärke auf 300.000 Mann

Im Februar dieses Jahres hatte Blaszczak die Ambitionen Warschaus schon angedeutet. Damals berichtete das österreichische Nachrichtenmagazin „profil“, dass Polen bis 2035 die stärkste Landarmee Europas stellen wolle. Dazu habe es neue Panzer, neue Flugzeuge, neue Raketenwerfer und eine Verdoppelung der Truppenstärke auf 300.000 Mann geplant. Dann hätte das Land mehr Soldaten als Deutschland mit einer Zahl von 200.000.

In Bezug auf Russland betonte der polnische Verteidigungsminister: „Wir wissen, woher die Bedrohung kommt und müssen fähig sein, jegliches Aggressionspotential abzuwenden, damit kein Fleck polnisches Territorium besetzt werden kann“, wie er in einem Interview mit dem Wochenmagazin „Siece“ verlautet habe.

Polen grenzt im Süden an die Ukraine, im Osten an Belarus und im Norden an die Grenze der russischen Exklave Kaliningrad.

Auf dem Weg zur „militärischen Supermacht“?

In den kommenden Jahren will Polen mehr als 112 Milliarden Euro für seine Armee ausgeben, heißt es in einer „ARTE“-Dokumentation. Dabei würden nicht nur die USA, sondern auch Südkorea, die Türkei und Italien das Land mit schweren Waffen beliefern.

Konkret orderte Warschau über 360 teilweise gebrauchte Abrams-Panzer aus den USA, 1.000 südkoreanische K2-Panzer (Black Panther), 80 Kampfflugzeuge der Sorte F-50 und F-35, Hubschrauber und knapp 600 Panzerhaubitzen. 2024 sollen laut „profil“ die ersten Lieferungen die Weichsel erreichen.

Laut Günter Hofbauer, Generalmajor beim Österreichischen Bundesheer, sei Polen zwar „auf dem besten Weg, eine militärische Großmacht zu werden, zur Supermacht werde es aber nicht reichen”, so das österreichische Nachrichtenmagazin weiter. Begründet habe er dies folgendermaßen: „Dafür fehlen einige Elemente, die eine globale strategische Machtprojektion ausmachen, wie es beispielsweise bei den US-amerikanischen Streitkräften der Fall ist.“

Nach Hofbauers Meinung müsse genauestens beobachtet werden, wie und ob Polen die langfristige Finanzierung dieser Aufrüstung stemmen könne, um die militärische Stärke beizubehalten. „Die Ausrüstung zu kaufen, ist das eine, das Personal langfristig zur Verfügung zu haben und zu finanzieren, das andere“, zitiert „profil“ den Generalmajor.

(mit Material von dpa)

 



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