Prigoschins Sohn: „Ich habe das Kommando über die Gruppe Wagner übernommen“

Der Erbe einer der reichsten Männer der Welt übernimmt nicht nur das Vermögen und das Unternehmen. Der Sohn von Prigoschin steigt an der Spitze der Wagner-Söldner ein.
Titelbild
Ein Wandgemälde der russischen Söldnertruppe mit der Aufschrift: „Wagner Gruppe – Russische Ritter“ an der Wand eines Gebäudes in Belgrad (17. November 2022).Foto: OLIVER BUNIC/AFP via Getty Images
Von 4. Oktober 2023


Genau vierzig Tage nach dem Tod des Wagner-Führers Jewgeni Prigoschin wurde über einen Wagner-nahen Telegram-Kanal eine Ankündigung gemacht. Demnach ist der einzige Erbe des Verstorbenen sein Sohn Pawel Jewgenjewitsch Prigoschin – und dieser könnte der neue Anführer sein. Die Nachricht wurde von Pawel Prigoschin auch selbst bestätigt.

„Dem Beispiel seines Vaters folgend, blieb er dem Weg der Wagner-Truppe nicht gleichgültig, und er war sogar einer der ‚Musiker‘. Heute ist er der Leiter der Angelegenheiten seines Vaters“, steht in der Erklärung vom 1. Oktober.

Ferner heißt es, dass Pawel Prigoschin mit der Wagner-Truppe gerade über die Rückkehr in das Kampfgebiet in der Ukraine verhandelt.

„Ich habe das Kommando über die Gruppe Wagner übernommen“, schrieb Pawel Prigoschin „watson.ch“ zufolge auf Telegram. Dabei erklärt er die „Vernichtung der Nazis“ als Ziel und meint: „Es bleibt keine Zeit mehr zu trauern, aber die Verantwortlichen für den Tod meines Vaters werden bestraft.“

Ein aktueller Bericht des Kriegswissenschaftlichen Instituts (Institute for the Study of War, ISW) bestätigt auch die Aushandlung eines Deals durch den 25-jährigen Pawel Prigoschin.

Prigoschin „Junior“ koordiniert und verwaltet das Multi-Milliarden-Erbe

Der vom ISW zitierten populären Militärbloggerin Anastasia Kashevarova zufolge verhandelt Prigoschin jr. derzeit mit Personen wie Viktor Zolotov, dem ehemaligen Leibwächter von Wladimir Putin und heutigen Direktor der inländischen Streitkräfte. Ebenfalls an den Gesprächen beteiligt ist der Wagner-Kommandeur Anton Jelisarow, der unter dem Rufnamen „Lotus“ bekannt ist.

Als einziger Sohn muss Pawel Prigoschin im Alter von 25 Jahren seiner Verantwortung bei den Wagner-Verhandlungen gerecht werden. Bislang war nicht viel über seine Person bekannt, obwohl eine indische Nachrichtenseite kürzlich einige Einzelheiten im Hinblick auf den Tod seines Vaters über ihn veröffentlichte.

Das indische Portal „Factynews.com“ beschreibt Pawel Prigoschin als einen Unternehmer und CEO. Der Junggeselle hat eine Schwester, Polina Prigoschina, die 30 Jahre alt ist und angeblich ein Luxushotel in St. Petersburg besitzt.

Der Bericht enthüllt auch, dass Pawel Prigoschin gemeinsam mit Wagner-Söldnern in Syrien und in der Ostukraine gekämpft hat.

 

Pawel Prigoschin steht auf der Sanktionsliste der ukrainischen Regierung. Der Screenshot zeigt die offizielle Website der ukrainischen Regierung am 03.10.2023. Foto: https://sanctions.nazk.gov.ua/en/sanction-person/600/

Ein junger Milliardär

Jewgeni Prigoschin förderte seinen Sohn, obwohl der junge Pawel Prigoschin seine Schulausbildung in St. Petersburg nicht abgeschlossen hatte. Innerhalb der Familie erlernte er einige geschäftliche Fähigkeiten und wurde bald CEO des Unternehmens „Concord Management and Consulting“. Dieses Unternehmen seines Vaters war an einer Vielzahl von Geschäften beteiligt – darunter im Gastgewerbe, im Bauwesen, den Medien und der Internetforschung. Der junge Milliardär ist auch der „Gründer und Eigentümer“ des Kulturzentrums „Russian House“ in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.

Es ist eine interessante Tatsache, dass er auch als Koch tätig war – genau wie sein Vater, der als der „Koch von Wladimir Putin“ bekannt wurde. Im Grunde verdankt die Familie ihren Aufstieg dieser gastronomischen Ader.

Sein Vater wurde vom Kriminellen zum Gastronom und später zu einem superreichen Unternehmer. Er wurde 1961 in St. Petersburg (damals Leningrad) geboren und war ein talentierter Skilangläufer. Als junger Mann schloss er sich einer kriminellen Vereinigung an und saß für neun Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls und Betrugs im Gefängnis.

Nach seiner Entlassung begann er seine Karriere mit einem Hotdog-Stand. Er war so erfolgreich, dass er bald zum Manager und Miteigentümer der ersten Supermarktkette der Stadt wurde.

Auf diese Weise kam die Familie in die Nähe von Präsident Putin. 1996 eröffnete Prigoschin ein Luxusrestaurant. „Er verwandelte ein rostiges Boot in ein schwimmendes Restaurant namens ‚Neue Insel‘ auf der Newa, das zum schicksten Ort in St. Petersburg wurde“, erinnert die ungarische Website „Index.hu“.

Putin besuchte mehrfach das trendige Restaurant, immer mit angesehenen Gästen – darunter George W. Bush. Einmal feierte er dort seinen Geburtstag.

Der Geschäftsmann Jewgeni Prigoschin zeigt dem russischen Premierminister Wladimir Putin seine Fabrik für Schulessen außerhalb von Sankt Petersburg am 20. September 2010. Foto: ALEXEY DRUZHININ/SPUTNIK/AFP via Getty Images

Die Geschichte ging dann ihren Weg in hohe Kreise. Prigoschin lieferte das Essen bei staatlichen Zeremonien, später an die Armee. Währenddessen wuchs sein Unternehmen. Später stieg er in andere Geschäfte ein, gründete eine Nachrichtenagentur und rekrutierte Soldaten.

So legte der ehemalige „Koch“ auch ein starkes Fundament für die Zukunft seines Sohnes. Eigentlich kochte Prigoschin nach eigenen Angaben nicht selbst, aber er bediente Putin gerne.

Die Rebellion seines Vaters wurde von Pawel Prigoschin unterstützt

Auf die Frage, wie die Beziehung zwischen Pawel Prigoschin und seinem Vater war, fiel die Antwort laut indischen Korrespondenten eindeutig positiv aus. Der Sohn soll sich für die Handlungen und Ansichten seines Vaters ausgesprochen haben, vor allem in Bezug auf den Krieg in der Ukraine. Prigoschin jr. äußerte auch seine Unterstützung für die Rebellion seines Vaters.

„Er kritisierte das russische Verteidigungsministerium für Korruption und Inkompetenz und lobte seinen Vater dafür, dass er im Juni 2023 eine Rebellion gegen sie anführte“, so die Analyse aus Indien.

Nun könnte der junge Pawel Prigoschin einer der fünf reichsten Männer der Welt sein, vermuten ungarische Analysten. Nebenbei steht er derzeit ganz oben auf der Sanktionsliste im Zusammenhang mit Russland.

Wagner zurück in der Ukraine?

Im aktuellen Bericht des Kriegswissenschaftlichen Instituts heißt es auch, dass sich der russische Staatschef vergangene Woche mit dem ehemaligen Wagner-Kommandeur Andrei Troschew getroffen hat. Nach Angaben des Portals wurde der kremlnahe Troschew damit beauftragt, eine neue Einheit von Wagners Männern zu organisieren. Das ultimative Ziel wäre, diese Einheit an die ukrainische Front zurückzubringen.

Troschew wurde nach dem Prigoschin-Putsch aus der Führung entfernt. Er soll sich der Meuterei widersetzt und dann auf eine Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium bestanden haben. Allerdings würde Troschew nicht explizit die Wagner-Söldner leiten, sondern an der Reorganisation der nationalen Garde beteiligt sein. Diese könnte dann Wagners Söldnertruppe als Untereinheit beherbergen, so die ungarische Website „Magyar Hírlap“ in einer ausführlichen Analyse.

Ein Sprecher der Staatsduma machte bezüglich der Nationalgarde vor Kurzem eine Ankündigung. Alexander Hinstein, der russische Vorsitzende des informationspolitischen Ausschusses, sagte, dass Mitglieder der Staatsduma und des Föderationsrates am 22. September einen Gesetzesentwurf „zur Aufnahme von Freiwilligeneinheiten in die Rosgwardija“ (Russische Nationalgarde) vorgelegt haben. Das russische Verteidigungsministerium würde zudem alle seine zuvor festgelegten Befugnisse und Mechanismen auf die Rosgwardija ausweiten.

Sicherheitsexperte Hinstein behauptete auch, dass „der russische Präsident selbst über die Freiwilligeneinheiten der Rosgwardija entscheiden wird“. Dies würde bedeuten, dass Putin über die Eingliederung der Wagner-Truppe entscheidet.



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