Prognosen: Vucic bleibt Serbiens Präsident

Der Nationalist Vucic dürfte für eine zweite Amtszeit Präsident von Serbien bleiben - Wahlforscher sehen ihn klar vorn. Erste offizielle Ergebnisse der vorgezogenen Wahl werden am Montagabend erwartet.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic in Belgrad. Vucic und seine rechtspopulistische Partei scheinen auf einen Sieg bei den serbischen Wahlen zuzusteuern und damit eine jahrzehntelange autoritäre Herrschaft in dem Balkanland zu verlängern.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic in Belgrad. Vucic und seine Partei scheinen auf einen Sieg bei den serbischen Wahlen zuzusteuern und damit eine jahrzehntelange autoritäre Herrschaft in dem Balkanland zu verlängern.Foto: Darko Vojinovic/AP/dpa
Epoch Times4. April 2022

In Serbien hat das amtierende Staatsoberhaupt Aleksandar Vucic nach Schätzungen der Wahlforschungsinstitute Ipsos und Cesid erwartungsgemäß die Präsidentenwahl klar gewonnen. Nach Berechnungen beider Institute kam Vucic am Sonntag auf 59,8 Prozent der Stimmen und sein stärkster Gegenkandidat, Zdravko Ponos, auf 17 Prozent. Vucic könnte demnach seine zweite Amtszeit in Folge antreten.

Im Parlament liege Vucics Partei SNS mit 43,6 Prozent auf Platz eins, gefolgt von der Parteu Ujedinjeni mit 12,8 Prozent, erklärten Ipsos und Cesid weiter. Die nationale Wahlkommission kündigte an, dass erste Hochrechnungen aufgrund von Auszählungsergebnissen sowie Daten über die Wahlbeteiligung erst Montagabend bekannt gegeben werden.

Opposition: Unregelmäßigkeiten bei Stimmabgabe

In Serbien fanden am Sonntag Präsidenten- sowie vorgezogene Parlamentswahlen statt. Nach Angaben der serbischen Bürgerrechtsorganisation CRTA habe die Wahlbeteiligung eine Stunde vor Schluss der Wahllokale bei 55,1 Prozent gelegen. Mehrere Oppositionspolitiker berichteten über Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe. Am Montag will sich die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) dazu äußern.

Der Nationalist Vucic bestimmt in wechselnden Funktionen seit 2012 die Politik in Serbien. Das von seiner Serbischen Fortschrittspartei (SNS) dominierte Parlament war erst 2020 gewählt worden. Vucic ließ die Neuwahl vorziehen, um durch die Zusammenlegung mit der Präsidentschaftswahl die Vorherrschaft der SNS abzusichern. Er möchte sein Land in die EU führen, war aber bisher auch um gute Beziehungen zu Russland bemüht – zuletzt trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Erstmals durften die ethnischen Serben aus dem Kosovo nicht an ihren Wohnorten an der serbischen Wahl teilnehmen, sondern mussten zur Stimmabgabe nach Serbien reisen. Grund dafür war, dass es zwischen Belgrad und Pristina keine Einigung über ein Abstimmungsprocedere auf kosovarischem Territorium gab. Zahlreiche Busse sowie Privatautos mit Kosovo-Serben fuhren am Sonntag ohne Zwischenfälle zur Abstimmung nach Serbien.

Kosovo-Serben mussten zur Wahl anreisen

Bisher hatten die ethnischen Kosovo-Serben bei serbischen Wahlen in ihrer Heimat ihre Stimme abgeben dürfen – aufgrund einer Vermittlung durch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Diesmal blieb dieses Prozedere aus. Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti hatte verlangt, dass sich die Regierung in Belgrad in dieser Angelegenheit direkt an die Regierung in Pristina wendet. Dies aber lehnte Serbiens Regierung ab, weil sie in einem solchen Schritt eine indirekte Anerkennung Kosovos als Staat sieht.

Das überwiegend von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 nach einer NATO-Intervention von Serbien losgelöst und 2008 für unabhängig erklärt. Serbien hat dies bis heute nicht anerkannt und erhebt weiter Anspruch auf das Territorium des von Deutschland und den meisten anderen EU-Ländern anerkannten Staates. (dpa/mf)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion