Putin: Wagner-Gruppe war komplett vom Staat finanziert

Der russische Präsident Wladimir Putin äußert sich zur Wagner-Gruppe. Nach dem Ende des bewaffneten Aufstands kann der Kreml den Vorgängen sogar etwas Gutes abgewinnen.
Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Ansprache an die Nation.
Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Ansprache an die Nation.Foto: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Epoch Times27. Juni 2023


Kremlchef Wladimir Putin hat erstmals eingeräumt, dass die Wagner-Armee des Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin vollkommen vom russischen Staat finanziert wurde. „Wir haben diese Gruppe komplett finanziert“, sagte Putin der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge bei einem Treffen mit Soldaten.

Putin hatte die Wagner-Leute am Samstag angesichts ihres inzwischen beendeten Aufstands als „Verräter“ bezeichnet. Nach Darstellung Putins erhielt die Gruppe von Mai 2022 bis Mai 2023 insgesamt 86,26 Milliarden Rubel (rund 930 Millionen Euro) aus dem Staatshaushalt. Offiziell nennt sich die Wagner-Armee ein privates Militärunternehmen.

Zugleich kündigte Putin eine Untersuchung der Geldströme bei der Muttergesellschaft der Wagner-Armee, der Concord-Holding, an. Denn während die Wagner-Truppe vollständig vom Staat finanziert worden sei, habe Concord zugleich 80 Milliarden Rubel verdient. „Ich hoffe, dass niemand etwas gestohlen hat oder, sagen wir, ein bisschen gestohlen hat“, sagte der Kremlchef.

Putin äußerte sich auch zu den Folgen, die ein erfolgreicher Aufstand der Wagner-Armee für den Fortgang des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hätte haben können. Vieles Erreichte wäre bei der „militärischen Spezialoperation“ nach Worten des Kremlchefs in dem Fall „verloren gegangen“.

Die Wagner-Einheiten des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin waren eine der schlagkräftigsten und brutalsten Truppen im seit 16 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg. Neben vielen Ex-Häftlingen sind in der Privatarmee hochprofessionelle Söldner mit langer Kampferfahrung im Einsatz.

Putin kündigte „in nächster Zukunft“ Veränderungen in der Führungsetage der russischen Streitkräfte an. Das „Rückgrat“ der Streitkräfte-Führung werde künftig aus Personen zusammengesetzt sein, die sich im Kampfeinsatz bewährt hätten. Dazu gehöre auch der Bereich der Luftwaffe. Der Kremlchef äußerte sich nicht dazu, ob er an seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu festhält.

Schoigu steht seit Monaten wegen der Misserfolge beim Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Kritik und hatte auch dem Aufstand Prigoschins – eines seiner größten Widersachers – nichts entgegenzusetzen.

Putin: Faktisch „Bürgerkrieg“ in Russland verhindert

Zuvor hatte Putin in einer Rede den Sicherheitsdiensten für ihren Einsatz zum Schutz Russlands gedankt. Soldaten und Mitarbeiter der Geheimdienste hätten sich dem Versuch einer Revolte am 24. Juni entgegengestellt und so einen „Bürgerkrieg“ verhindert, sagte Putin bei der Rede vor Uniformierten auf dem Kremlgelände. Unter den Anwesenden war auch Schoigu.

„Sie haben die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben, die Sicherheit und die Freiheit unserer Bürger verteidigt, unsere Heimat vor Erschütterungen bewahrt, faktisch einen Bürgerkrieg verhindert“, sagte Putin bei der Rede, die im Staatsfernsehen gezeigt wurde. „Wir wussten, dass wir gewinnen, die Aufständischen hätten Moskau nicht eingenommen“, betonte er.

In seiner Rede im Freien vor den Hundertschaften verschiedener Sicherheitsdienste erinnerte Putin auch an die Piloten, die am Samstag bei ihren Angriffen auf die Wagner-Kolonne getötet wurden. Die Angehörigen des Verteidigungsministeriums, der Nationalgarde, des Inlandsgeheimdienstes FSB, des Innenministeriums und des Sicherheitsdienstes des Präsidenten gedachten mit Putin in einer Schweigeminute der Toten. Die Wagner-Truppen hatten mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug am Samstag abgeschossen.

Söldnerchef Prigoschin hatte am Samstag nach Verhandlungen seinen Marsch Richtung Moskau überraschend gestoppt. Nach eigenen Angaben wollte er ein Blutvergießen unter russischen Soldaten verhindern und kehrte deshalb 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt wieder um. Er hatte auch die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und zog dort ebenfalls ab. (dpa)



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