Rätsel um Hamas‘ verborgene Allianzen und die Verwirrung um die Rolle Irans
Wenige Tage nach dem blutigen Terrorakt der Hamas in Israel mit mehr als 1.200 Toten verbreiten Sprecher der Organisation widersprüchliche Angaben über mögliche Unterstützer. Gegenüber der BBC hatte der Funktionär Ghazi Hamad Anfang der Woche den Iran als „instrumentellen Faktor“ bei der Vorbereitung der Attacke bezeichnet.
Terror der Hamas nimmt Bezug auf Situation im Westjordanland
Hamad erklärte, es seien auch andere Länder und Organisationen in die Planungen involviert gewesen. Namen nannte er keine. Als Begründung für den Überfall nannte er vorangegangene Angriffe auf Palästinenser in Judäa und Samaria, dem sogenannten Westjordanland, durch militante jüdische Siedler.
Neben Terrorattacken palästinensischer Extremisten auf jüdische Zivilisten finden auch Übergriffe militanter Siedler statt. Der Umgang des Staates Israel mit diesen unterscheidet sich jedoch in erheblichem Maße von jenem aufseiten der Palästinenserorganisationen.
Politik, Öffentlichkeit und Militär verurteilen Terrorakte oder Straftaten vonseiten extremistischer Siedler. Im Jahr 2020 verurteilte ein israelisches Gericht einen 25-Jährigen wegen eines Brandanschlages, bei dem eine palästinensische Familie starb, zu lebenslanger Haft.
Unterschiedliche Reaktionen auf Hassverbrechen und Terror in Israel und Palästina
Auch Vorfälle wie ein „Pogrom“, wie es IDF-Brigadegeneral Yehuda Fox nannte, Ende Februar durch radikale Siedler in der palästinensischen Stadt Huwara stoßen auf gesellschaftliche Missbilligung in Israel. Fuchs beschuldigte die Verantwortlichen, die Gebäude in Brand setzten und Steine auf Bewohner warfen, der „Verbreitung von Terror“.
Nicht nur palästinensische Zivilisten geraten ins Visier extremistischer Gruppen, auch Soldaten der israelischen Armee wurden bereits vermehrt zur Zielscheibe. Fox beklagte in diesem Zusammenhang jedoch auch die fehlende Bereitschaft von Sicherheitskräften der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), das Vorgehen zu koordinieren.
Demgegenüber wird palästinensischer Terrorismus auch von der Autonomiebehörde in Ramallah nicht verurteilt. Stattdessen erhalten gefangene Terroristen oder die Hinterbliebenen getöteter Angreifer monatliche Geldleistungen und Renten, die beispielsweise Lehrergehälter deutlich übersteigen. Die EU wirkt nach Überzeugung von Kritikern durch ihre Hilfsprogramme für die Palästinenserbehörde indirekt an der Finanzierung dieses Belohnungssystems für Terrorismus mit.
Video mit unklarer Quellenlage verbreitet Dankesbotschaft an den Iran
Auch das „Wall Street Journal“ hat über ein Treffen in Beirut am Montag vor dem Terrorakt geschrieben. Dabei hätten iranische Sicherheitsbeamte und die Hisbollah hochrangigen Hamas-Vertretern grünes Licht dafür gegeben.
Auch die Izzuddin Al-Qassam-Brigaden (IQB) der Hamas, die sich zu dem Angriff bekannt hatten, lobten den Iran für seine Unterstützung. In einem Videoclip, der sich über soziale Medien verbreitete, hieß es:
Wir danken der Islamischen Republik Iran, die uns mit Waffen, Geld und anderen Ausrüstungsgegenständen versorgt hat.“
Allerdings ist aus dem Video nicht zu erkennen, von wann die Aufnahme stammt. Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen hat eine direkte Beteiligung an dem Anschlag vom Samstag in einer Erklärung bestritten. Tatsache ist jedoch auch, dass der Oberste Führer des Iran, Imam Sayyid Ali Khamenei, wenige Tage vor dem Angriff zu Gewalt gegen Israel aufgerufen hatte.
USA haben noch keine Beweise für eine direkte Beteiligung
In einem Interview mit AP hat hingegen Hamas-Führungskader Ali Barakeh eine Verwicklung Teherans oder der Hisbollah in den Angriff vom 7. Oktober in Abrede gestellt. Beide hätten seiner Organisation zwar in der Vergangenheit geholfen, erklärte der Terroristenführer.
Seit dem Gaza-Krieg im Jahr 2014 sei die Hamas jedoch selbst in der Lage, Raketen zu bauen und Krieger auszubilden. Über die von Massakern und der Verschleppung von Zivilisten begleitete Infiltration israelischer Städte aus dem Gazastreifen habe „nur eine kleine Handvoll Kommandanten“ Bescheid gewusst. Sowohl der Iran als auch die Hisbollah seien jedoch bereit, im Fall einer israelischen Vergeltungsaktion aufseiten der Hamas zu den Waffen zu greifen.
US-Außenminister Antony Blinken sieht derzeit noch keine konkreten Beweise für eine direkte Verwicklung des Iran in den Terroranschlag. Dies gelte sowohl für dessen Planung als auch für die Durchführung. „Aber das ist etwas, das wir sehr sorgfältig untersuchen, und wir müssen sehen, wohin die Fakten führen“, fügte Blinken hinzu. Man wisse, dass der Iran Beziehungen zur Hamas unterhalte und diese seit Langem unterstütze.
Iran versucht Normalisierungsprozess zwischen Saudi-Arabien und Israel zu unterminieren
Jonathan Spyer, Forschungsdirektor des Middle East Forum, sieht die Hamas neben anderen Terrorgruppen als Teil einer Strategie des Iran, Israel durch Proxys einzukreisen. Darüber hinaus wolle man ein Signal an Staaten wie Saudi-Arabien senden, die sich um eine Normalisierung der Beziehungen zum jüdischen Staat bemühen. Gegenüber „The Hill“ äußerte Spyer:
Sie beabsichtigen, die Moral der Israelis zu schwächen, die Israelis dazu zu bringen, das Vertrauen in ihre Institutionen zu verlieren, die Israelis dazu zu bringen, Israel zu verlassen. Das ist der Grund, warum sie die Hamas unterstützen. Das ist der Grund, warum sie die Hisbollah gegründet haben. Sie wollen versuchen, Israel mit hybriden Streitkräften zu umgeben.“
Irans oberster Führer Khamenei hatte zudem bereits vor den Anschlägen eine Warnung in Richtung Riad ausgesprochen. Der jüngste Anschlag und die Reaktion Israels haben es für Kronprinz Mohammed Bin Salman schwieriger gemacht, den Normalisierungskurs aufrechtzuerhalten.
Diese Entwicklung ist ganz im Sinne Teherans. Khamenei erklärte gegenüber iranischen Staatsmedien, Länder, die sich auf eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel einlassen, setzten „auf ein verlierendes Pferd“. Die „palästinensische Bewegung“, so Khamenei, sei „heute aktiver als je zuvor“.
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