Russischer Konvoi rollt auf Kiew zu – „Sie werden versuchen, die Stadt einzukesseln“

Der Krieg fordert weiterhin Menschenleben – Friedensgespräche liefen bisher ins Leere. Unter erbittertem Widerstand der Ukraine bewegt sich die russische Armee weiter auf Kiew zu.
Ein russischer Militärkonvoi nordwestlich von Invankiv in der Ukraine.
Ein russischer Militärkonvoi nordwestlich von Invankiv in der Ukraine.Foto: Uncredited/Maxar Technologies via AP/dpa
Epoch Times1. März 2022


Der Krieg in der Ukraine geht weiter: Ein gewaltiger russischer Militärkonvoi aus Panzern und anderen Fahrzeugen rollt auf die Hauptstadt Kiew zu.

Satellitenbilder, die die Nachrichtenagentur Unian veröffentlichte, zeigen einen russischen Konvoi aus Panzern und anderen militärischen Fahrzeugen, der rund 64 Kilometer lang sein soll. Er erstrecke sich vom Flughafen Hostomel im Nordwesten Kiews bis zum Dorf Prybirsk, das zwischen Kiew und Tschernobyl liegt. Die Lage sei angespannt, so der Generalstab.

Nach Einschätzung amerikanischer Verteidigungskreise will das russische Militär trotz des starken ukrainischen Widerstandes Kiew nach wie vor einnehmen. Man habe „alle Hinweise“ darauf, sagte ein ranghoher Pentagon-Verantwortlicher dem US-Sender CNBC. „Wir gehen davon aus, dass sie sich weiter fortbewegen und versuchen werden, die Stadt in den kommenden Tagen einzukesseln.“

Auch in anderen Teilen des Landes dauern die Gefechte an. Informationen über das Kriegsgeschehen blieben in der Nacht bruchstückhaft und waren nicht unabhängig zu überprüfen. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow sagte der Agentur Ukrinform zufolge, das russische Militär sprenge dort Umspannwerke. Dadurch komme es zu Problemen bei der Strom- und Wasserversorgung. Die Nachrichtenagentur Unian berichtete, die oberen Stockwerke zweier Hochhäuser seien zerstört worden.

Nach früheren Angaben gab es bei Angriffen in Charkiw mindestens elf Tote und Dutzende Verletzte, 87 Wohnhäuser seien zerstört worden. Die Anzahl der Toten kann nicht unabhängig verifiziert werden. In Videos waren Einschläge und Rauch in der Stadt zu sehen.

Mariupol unter ukrainischer Kontrolle

Im Süden ist die Hafenstadt Mariupol nach staatlichen Angaben derzeit unter der Kontrolle der ukrainischen Armee. Wegen eines Luftangriffs sei die Stadt in der Region Donezk jedoch fast ohne Stromversorgung, meldete der staatliche Informationsdienst der Ukraine unter Berufung auf den Bürgermeister. Es gebe auch Internet- und Mobilfunkausfälle. Am Montag hatte die Stadt noch als umkämpft gegolten.

Die ukrainische Armee schoss nach eigenen Angaben mehrere russische Kampfflugzeuge ab. Insgesamt seien bei Luftangriffen am Montag fünf russische Kampfflugzeuge und ein Hubschrauber zerstöre worden, wie die „Ukrainska Pravda“ unter Berufung auf das ukrainische Verteidigungsministerium schrieb. Die Kampfflugzeuge seien während der Luftangriffe auf Wassylkiw und Browary im Kiewer Umland getroffen worden, hieß es. Auch ein Marschflugkörper und ein Hubschrauber seien in der Nähe von Kiew abgeschossen worden.

Darüber hinaus sollen ukrainische Kampfflugzeuge Raketen und Bomben auf russische Panzer und Truppen bei Kiew und in der Nähe der Großstadt Schytomyr abgefeuert haben. Auch in der nördlichen Region Tschernihiw und in der Nähe der inzwischen von Russland kontrollierten südukrainischen Stadt Berdjansk seien Bomben abgeworfen worden.

Bei einem Angriff in der Region Sumy im Nordosten soll es zu großen Verlusten auf beiden Seiten gekommen sein. Das ukrainische Anti-Korruptions-Portal Antikor berichtete von möglicherweise 70 Toten auf ukrainischer Seite und einer großen Zahl von Opfern auf russischer Seite. Russische Artillerie habe eine Militäreinheit getroffen. Laut der Agentur Unian will die ukrainische Armee in der Region Sumy rund 100 russische Militärfahrzeuge zerstört haben.

Das ukrainische Militär geht davon aus, dass inzwischen auch belarussische Truppen Richtung Ukraine unterwegs sind. „Einige Einheiten der kampfstärksten Formationen der belarussischen Streitkräfte haben begonnen, sich zur Staatsgrenze der Ukraine in Richtung Wolhynien zu bewegen“, schrieb der ukrainische Generalstab auf Facebook. Auch diese Informationen ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Bei der Invasion sind nach Angaben der Vereinten Nationen bislang mehr als 100 Zivilisten ums Leben gekommen. Zudem seien mehr als 300 Unbeteiligte verletzt worden, teilte das Büro der UN-Menschenrechtsbeauftragten Michelle Bachelet in Genf mit. Russland weist den Vorwurf, es greife zivile Einrichtungen an, vehement zurück.

Kein Durchbruch bei Verhandlungen

Die vom belarussischen Außenminister Wladimir Makej eröffneten Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine waren gestern ohne einen Durchbruch zu Ende gegangen – das Treffen an der belarussisch-ukrainischen Grenze dauerte etwa sechs Stunden.

Die Ukraine habe noch nicht das gewünschte Ergebnis erzielt, so Selenskyj. „Russland hat seine Positionen dargelegt, von uns wurden Gegenargumente vorgebracht, um den Krieg zu beenden.“ Sobald die Delegation wieder in Kiew sei, werde man analysieren und entscheiden, wie es in der zweiten Verhandlungsrunde weitergehen soll. (dpa/red)



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