Russland fordert für Getreidelieferungen die Aufhebung der Sanktionen

Russland hat sich zu Maßnahmen gegen die Nahrungsmittelkrise bereiterklärt, falls der Westen seine Sanktionen gegen Moskau aufhebt. Derweil werden Ausweichrouten für die Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine gesucht.
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Ein LKW mit Getreide.Foto: iStock
Epoch Times27. Mai 2022


Russlands Präsident Wladimir Putin habe in einem Telefonat mit dem italienischen Regierungschef Mario Draghi erklärt, dass Russland bereit sei, „durch den Export von Getreide und Düngemitteln einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der Nahrungsmittelkrise zu leisten, sofern die politisch motivierten Beschränkungen des Westens aufgehoben werden“, teilte der Kreml am Donnerstag mit.

Putin habe in dem Gespräch die Anschuldigungen des Westens, wonach Russland seit seiner Offensive in der Ukraine die ukrainischen Getreideexporte blockiere, als „unbegründet“ zurückgewiesen.

Das Telefonat mit Putin kam auf Initiative Draghis zustande. Er habe ausloten wollen, ob etwas getan werden könne, um die Blockade des Getreides in der Ukraine zu beenden, sagte der italienische Regierungschef. Er schlug eine „Zusammenarbeit zwischen Russland und der Ukraine bei der Freigabe der Schwarzmeer-Häfen“ vor, „um einerseits diese Häfen von Minen zu befreien und andererseits sicherzustellen, dass es bei der Räumung nicht zu Zusammenstößen kommt“.

Auf russischer Seite gebe es die Bereitschaft, diesen Weg einzuschlagen, sagte Draghi. Er werde nun mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über seinen Vorschlag sprechen. Zugleich betonte Draghi nach dem Telefonat mit Putin, dass er keinen „Hoffnungsschimmer für einen Frieden“ gesehen habe.

Moskau: „Sind wir nicht die Ursache des Problems“

Der Kreml hatte zuvor dem Westen vorgeworfen, die Krise mit seinen Sanktionen selbst hervorgerufen zu haben. Russland hindere die Ukraine nicht daran, Getreide etwa mit der Bahn in Richtung Polen auszufahren, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Und was den Transport auf dem Seeweg betrifft, so sind wir nicht die Ursache des Problems.“ Die Ursache seien „diejenigen, die Sanktionen gegen uns verhängt haben, und die Sanktionen selbst, die wirken“.

Wegen ihrer fruchtbaren Böden ist die Ukraine einer der wichtigsten Weizenexporteure weltweit. Hinzukommen hohe Weltmarktanteile bei Gerste, Mais und Sonnenblumenöl. UN-Angaben zufolge wurden 2020 allein gut 30 Millionen Tonnen Mais und knapp 25 Millionen Tonnen Weizen geerntet. Zusammen produzieren die Ukraine und Russland einer Studie zufolge 12 Prozent der weltweit gehandelten Kalorien.

Ein Großteil davon droht nun auszufallen. Denn viel ukrainisches Getreide wird über die Schwarzmeerhäfen verschifft. Weizen ging von dort im vergangenen Jahr etwa nach Ägypten, Tunesien und Marokko, nach Äthiopien, in den Jemen und den Libanon, nach Indonesien, Pakistan und Bangladesch. Zurzeit stecken in der Ukraine nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) knapp 25 Millionen Tonnen Getreide fest. Das Land sucht daher dringend nach Ausweichrouten.

Deutsche Bahn will mehr Getreide aus der Ukraine transportieren

Unterdessen will die Deutsche Bahn (DB) die Ukraine stärker beim Getreideexport unterstützen. „Angesichts der drohenden Hungersnot in Teilen der Welt und des enormen Bedarfs, Millionen von Tonnen ukrainisches Getreide in die Welt zu exportieren, werden wir als DB Cargo in Abstimmung mit dem Bund weitere Aufträge und Zugfahrten organisieren“, sagte DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Donnerstagsausgabe).

Wegen der unterschiedlichen Spurweiten müssen Güterzüge jedoch an der Grenze umgeladen werden. In die Gegenrichtung hat DB Cargo über die „Schienenbrücke Ukraine“ nach drei Monaten Krieg rund 700 Containerladungen mit humanitären Hilfsgütern in die Ukraine transportiert, teilte ein Bahnsprecher dem RND mit. Es handelt sich um Spenden von Kommunen, Firmen und Privatpersonen. Nach wie vor werden zahlreiche Lebensmittel, Hygieneartikel oder auch Mittel des täglichen Bedarfs versendet.

Mittlerweile werden auch viele technische Hilfsgüter auf der Schiene transportiert. Laut Angaben eines Bahnsprechers wurde zum Beispiel ein komplettes Wasserkraftwerk mit Pumpen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein geliefert. Ebenso rund 1.400 Solaranlagen für Privathaushalte, ein Autokran oder drei Containerladungen mit Tierfutter und Tiermedizin vom Zoo Berlin für den Zoo in Kiew. (afp/dpa/dl)



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