Russland, Ukraine: Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs

Kiew und Moskau erinnern heute an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Den Ukraine-Krieg betrachten beide als dessen Fortsetzung – und werfen einander faschistische Tendenzen vor. Die News im Überblick.
Wolodymyr Selenskyj (r), Präsident der Ukraine, und Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, während ihres Treffens in Kiew.
Wolodymyr Selenskyj (r.), Präsident der Ukraine, und Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, während ihres Treffens in Kiew.Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Epoch Times9. Mai 2023


Russland feiert heute den Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland im Jahr 1945. Die Feierlichkeiten werden – wie schon im Vorjahr – überschattet vom Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Gekämpft wird auch um die Deutungshoheit dieses Ereignisses. Der Kreml rechtfertigt seinen Angriffskrieg als Abwehr einer westlichen Bedrohung und eines angeblich nazistischen Regimes in Kiew. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hingegen stellt die Verteidigung der Ukraine in eine Reihe mit dem Kampf gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Zur Feier des Europatags ist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew eingetroffen.

Selenskyj: Gedenken bedeutet auch schützen

Selenskyj sagte gestern Abend in seiner täglichen Videoansprache: „Heute, am 8. Mai, wenn sich die Welt an die Worte „Nie wieder!“ erinnert, geben wir in der Ukraine diesen Worten eine Bedeutung.“ Es gehe nicht nur darum, sich zu erinnern, sondern seine Werte auch zu schützen und Aggressoren zu besiegen.

„Die Erfolge der Ukrainer bei der Verteidigung gegen die russische Aggression sind eindeutig ein Gegengift gegen andere Aggressionen“, sagte Selenskyj. Die Welt könne sehen, wie sich ein freies Volk vor Eroberern schütze. „Wenn wir das können, können dies andere auch.“ Am 8. Mai wird in Europa alljährlich des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht.

Selenskyjs Ansprache dürfte sich angesichts der bevorstehenden Siegesparade in Moskau auch gegen die russische Propaganda richten. Diese beansprucht für den Kreml das Monopol auf den Sieg gegen Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg und erklärt den eigenen Angriffskrieg gegen die Ukraine quasi zur Fortsetzung des sowjetischen Abwehrkampfs.

Von der Leyen trifft zu Besuch in Kiew ein

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist am Dienstagmorgen zu einem Besuch in Kiew eingetroffen. Die deutsche Spitzenpolitikerin will in der ukrainischen Hauptstadt gemeinsam mit Präsident Wolodymyr Selenskyj den Europatag feiern. Zudem sind politische Gespräche geplant. Bei ihnen soll es unter anderem um Munitionslieferungen für den Abwehrkrieg gegen Russland sowie um weitere finanzielle Unterstützung und die Vorbereitungen für EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine gehen.

„Die Ukraine gehört zu unserer europäischen Familie“, sagte von der Leyen zur Ankunft. Dass sie am Europatag in Kiew sei, sei ein Symbol, es zeige aber auch, dass die EU bereits jetzt in vielen Bereichen mit der Ukraine Hand in Hand zusammenarbeite.

Generalinspekteur: Unterstützung der Ukraine „an vorderer Stelle“

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, gibt der weiteren militärischen Unterstützung der Ukraine bei der Verteidigung gegen die russischen Angreifer Priorität.

„Der Kampf auf Leben und Tod rechtfertigt Einschränkungen in Ausbildung und Materialverfügbarkeit bei uns. Die Unterstützung der tapferen ukrainischen Streitkräfte im Kampf gegen den russischen Aggressor steht für uns an vorderer Stelle“, sagte der ranghöchste deutsche Soldat der Deutschen Presse-Agentur nach einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Der General bekräftigte: „Die Ukraine kämpft für uns alle.“

Breuer war in der vergangenen Woche in der Ukraine und traf Armeechef Walerij Saluschnyj und den ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow. Resnikow dankte laut Mitteilung für die bisher erhaltenen Waffen aus Deutschland, unter denen moderne Flugabwehrsysteme, Panzerhaubitzen und auch der Kampfpanzer Leopard 2 sind.

Russischer Besatzungschef: Regen verzögert Kiews Offensive

Regenfälle verzögern nach Angaben der russischen Besatzungsbehörden in der Südukraine den Beginn der erwarteten Offensive Kiews. „Wieder hat instabiles, feuchtes Wetter Einzug gehalten. Der Boden muss zehn bis zwölf Zentimeter durchgetrocknet sein, damit die Technik darüber rollen kann“, sagte der Verwaltungschef des von Moskau kontrollierten Teils von Saporischschja, Jewgeni Balizki, gestern im russischen Fernsehen. Trotzdem könne die Gegenoffensive „jeden Moment beginnen“.

Am Freitag hatte die russische Verwaltung mit der Evakuierung der frontnahen Ortschaften im Gebiet Saporischschja begonnen. Davon betroffen ist auch die Stadt Enerhodar, in der sich das Atomkraftwerk Saporischschja befindet. Balizki sprach von einer zeitweisen Umsiedlung der Bewohner zur Sicherheit der Bevölkerung.

Russische Rakete zerstört Lagerhaus des Roten Kreuzes

Russland versucht zugleich mit Raketen- und Drohnenangriffen die Vorbereitung der Ukrainer auf einen Gegenangriff zu stören. Immer wieder werden dabei aber auch zivile Ziele getroffen.

Durch einen russischen Raketenangriff wurde in der südukrainischen Hafenstadt Odessa ein Lagerhaus des ukrainischen Roten Kreuzes zerstört. „Das Feuer vernichtete alle humanitären Hilfsgüter, die sich im Lager befanden“, teilte die Organisation gestern mit. Beim Raketenangriff auf das Lager einer Lebensmittelfirma wurden der Staatsanwaltschaft zufolge ein Mensch getötet und drei verletzt.

Belarussischer Machthaber in Moskau

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko traf einen Tag vor der geplanten großen Militärparade in Moskau zu einem unangekündigten Besuch in Russland ein. Auf einem Video, das die belarussische staatliche Nachrichtenagentur Belta veröffentlichte, war zu sehen, wie der 68-Jährige am Moskauer Flughafen von Russlands Vizeregierungschef Denis Manturow in Empfang genommen wurde.

Das wird heute wichtig

Während in Deutschland und andernorts in Europa bereits am Montag an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa 1945 erinnert wurde, begeht Russland seinen Tag des Sieges heute traditionell mit einer großen Militärparade. Neben Kremlchef Wladimir Putin und Lukaschenko wollen auch mehrere andere Staatschefs der ehemaligen Sowjetrepubliken die diesjährige Parade in Moskau besuchen. (dpa/red)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion