Schweiz: Kritik an KP Chinas kostet Doktorand den Job

Ein Doktorand der Universität St. Gallen in der Schweiz kritisierte zu Beginn der Corona-Krise die Kommunistische Partei Chinas und bürdete sich damit unüberwindbare Probleme auf.
Titelbild
Studenten auf dem Campus, Symbolbild.Foto: Karen Ducey/Getty Images
Epoch Times25. August 2021

Ein Schweizer Doktorand geriet an einer Schweizer Universität unter Druck, nachdem er das Regime in Peking kritisiert hatte. Die Professorin, die seine Doktorarbeit betreute, kündigte das Arbeitsverhältnis, der Mann fand keinen Platz mehr an der Uni.

Oliver Gerber [Name geändert] forschte als Naturwissenschaftler im Bereich Umweltverschmutzung. Sein Interesse galt insbesondere China. Er erhielt ein Stipendium von der chinesischen Regierung bewilligt und durfte drei Jahre lang an einer Universität in Wuhan Kurse besuchen.

Dort merkte er schnell, dass er mit seiner Meinung aneckt. Ein chinesischer Professor kritisierte seine Arbeit als „zu regierungskritisch“. Als er ein Essay zum Thema der Uiguren-Arbeitslager in der Provinz Xinjiang einreicht, erhält er eine schlechte Note.

Zu Weihnachten flog er, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) berichtet, zurück in die Schweiz und konnte wegen der Corona-Krise nicht nach Wuhan zurückkehren. Er begann sich auf Anraten seiner chinesischen Freundin auf Social Media zu vernetzen, um ein Netzwerk für seine Zeit nach dem Doktorat aufzubauen. In einigen Tweets kritisierte er die Kommunistische Partei Chinas. Zu dem Zeitpunkt hatte er nur etwa zehn Follower.

Im Frühjahr erhielt der Doktorand überraschenderweise eine E-Mail seiner Professorin. Sie hatte eine Beschwerde von Peking erhalten, was seine Tweets betreffe. Aus Angst vor unangenehmen Konsequenzen für ihre berufliche Laufbahn beendete die Professorin das Betreuungsverhältnis abrupt.

Kurz darauf konnte Gerber sich im Intranet der Universität nicht mehr einloggen, sein Konto schien gesperrt worden zu sein. Der IT-Techniker erklärte ihm, dass sein Account nicht mehr existiere. „Es fühlte sich an, als sei ich über Nacht eliminiert worden“, sagte Gerber.

Gerber wandte sich an seinen Vater, der einen Anwalt engagierte. Zuletzt gab er seine juristischen Bemühungen auf. Er konnte keinen neuen Betreuer finden. Nachdem die Universität ihm nicht entgegengekommen war, suchte er eine Stelle, die nichts mit China zu tun hat.

Bis heute findet es Gerber schwer anzunehmen, dass er über einige kritische Tweets drei Jahre Forschungsarbeit hatte verlieren können. „Ich will mich nicht zensieren müssen“, sagte er, „schon gar nicht in der Schweiz.“

NZZ Bericht schlägt hohe Wellen

Der Artikel der NZZ schlug national und international hohe Wellen, schrieb das „St. Galler Tagblatt“. In den sozialen Medien kritisierten viele den vorauseilenden Gehorsam der Universitätsleitung und der Professorin gegenüber der KP Chinas. Man warf ihnen fehlenden Mut, ja sogar Feigheit vor.

In einer ersten Stellungnahme der Universität wies sie jegliche Verantwortung von sich. In einer zweiten kündigte sie eine externe Untersuchung zu den Vorkommnissen an, man wolle eine Arbeitsgruppe prüfen lassen, ob es „potenzielle Angriffsflächen“ auf die Lehr- und Forschungsfreiheit gäbe. Zudem unterstütze die HSG die Bemühungen der Dachorganisation Swissuniversities um gesamtschweizerische Richtlinien in der Zusammenarbeit mit China.

Die Universität St. Gallen pflegt 15 Abkommen mit Universitäten in China. „Wir erachten es als wichtig, unseren Studierenden die Möglichkeit bieten zu können, Gastsemester in China zu absolvieren“, so die Universität. (nw)



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