Sea-Eye: „Alan-Kurdi“-Crew sieht sich von Libyern bedroht – Libysche Marine weist die Darstellung zurück

Libysche Einsatzkräfte haben während eines Einsatzes zur Rettung von 90 Menschen aus dem Mittelmeer Warnschüsse abgefeuert. Libysche Patrouillenboote seien "mit hoher Geschwindigkeit" auf das Schiff "Alan Kurdi" zugesteuert. Die "Alan Kurdi" nahm Kurs auf Lampedusa, eine Einfahrtgenehmigung von Italien liegt nicht vor.
Titelbild
Die "Alan Kurdi".Foto: Pavel D. Vitko/Sea Eye/dpa
Epoch Times26. Oktober 2019

Libysche Einsatzkräfte haben am Samstag nach Angaben der NGO Sea Eye während eines Einsatzes für 90 Menschen, die sie aus dem Mittelmeer holten, Warnschüsse abgefeuert und Retter sowie Migranten bedroht. Die libyschen Patrouillenboote seien „mit hoher Geschwindigkeit“ auf das Schiff  „Alan Kurdi“ zugesteuert, die Einsatzkräfte seien maskiert gewesen, sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler.

Die „libyschen Milizen“ hätten Schüsse in die Luft und ins Wasser abgegeben und ihre Maschinengewehre auf die Menschen im Wasser gerichtet. Die libyschen Boote hätten „keine Bootskennung“ gehabt und mit ihrem Bordgeschütz gedroht. Sie hätten die „Alan Kurdi“ eingekreist, so dass das Schiff zeitweise nicht mehr manövrierfähig gewesen sei.

Letzlich sei es aber mit einem Hilfsboot gelungen, die Migranten, die zuvor auf einem Schlauchboot trieben, an Bord der „Alan Kurdi“ zu nehmen. „Die akute Bedrohungssituation ist beendet“, sagte Isler am Nachmittag. Er zeigte sich zugleich empört über das Verhalten der „Schwerverbrecher“ aus Libyen. „So etwas haben wir noch nie erlebt – weder mit der ‚Alan Kurdi‘ noch mit anderen Schiffen“, sagte Isler.

Libysche Marine weist die Darstellung zurück

Die libysche Marine wies die Darstellung zurück. „Als libysche Küstenwache weisen wir eine Beteiligung an dem Zwischenfall kategorisch zurück“, hieß es in einer Mitteilung.

Unsere Patrouillen haben ein Boot einer Nichtregierungsorganisation weder abgefangen, noch bedroht, noch beschossen.“

Die EU unterstützt die libysche Küstenwache darin, Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa wollen, zurück in das Bürgerkriegsland zu bringen. Italien liefert zum Beispiel Boote an die Libyer. Derzeit sind drei zivile Rettungsschiffe mit Migranten auf dem Mittelmeer unterwegs und haben keine Erlaubnis in einen Hafen in Malta oder Italien zu fahren.

Auf dem Weg nach Lampedusa – ohne Einfahrterlaubnis

Am Abend veröffentliche Sea-Eye eine Erklärung. „Der Kontakt zum Schiff brach für fast eine Stunde ab. Bei der Informationslage hatten wir auch große Sorge um das Leben unserer eigenen Besatzung“, erklärte Missionsleiter Jan Ribbeck. Die Besatzung habe professionell und besonnen reagiert.

Bei einer Kollision zwischen der „Alan Kurdi“, dem dazugehörigen Rettungsboot und dem Schlauchboot seien mehrere Menschen ins Wasser gefallen und von den libyschen Booten an Bord genommen worden, dann aber wieder ins Wasser gesprungen. Im Endeffekt sei aber niemand schwer verletzt worden, sagte Isler.

„Wir haben den Eindruck, dass wir alle Leute an Bord nehmen konnten.“ Die libyschen Boote hätten dann abgedreht, die „Alan Kurdi“ sei in Richtung Norden unterwegs. Sea Eye teilte via Twitter mit, dass die 17 Mitglieder der Crew und die 90 Geretteten „sicher an Bord“ seien, darunter eine schwangere Frau, die nach Einschätzung der Helfer ihr Kind verlieren könnte.

Die „Alan Kurdi“ nahm nach dem Vorfall Kurs auf die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa, aus Italien und Malta habe es aber bisher keine Einfahrterlaubnis gegeben.

Sea-Eye-Sprecher Isler nannte es „schockierend“, dass die libyschen Einsatzkräfte „von den eigenen Heimatländern der Rettungskräfte bei völkerrechtswidrigen Bemühungen unterstützt werden, Menschen von der Flucht aus Libyen abzuhalten“.

Die libysche Küstenwache wird von der EU unterstützt. Sie soll Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa wollen, zurück in das Bürgerkriegsland zu bringen. (AFP)

 



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