„Seien Sie vorsichtig, was Sie sich wünschen!“ – ZTE-Whistleblower bot China die Stirn

Ashley Yablon ist der lebende Beweis dafür, dass das, was einfach zu bekommen ist, nicht immer richtig ist und dass der aufrichtige Weg fast nie leicht zu gehen ist. Blinder Ehrgeiz und Erfolgsstreben trieben ihn in die Arme des chinesischen Telekommunikationskonzerns ZTE und wurden ihm zum Verhängnis. Am Ende setzte er alles auf eine Karte und riskierte damit sein Leben und das seiner Familie.
Titelbild
Ex-ZTE-Anwalt Ashley Yablon, Autor des Buches „Standing Up to China: How a Whistleblower Risked Everything for His Country“, am 19. November 2022 in Dallas, Texas.Foto: Jack Wang/The Epoch Times
Von und 22. Dezember 2022

Als ehrgeiziger junger Anwalt hatte Ashley Yablon nichts anderes im Sinn, als Chefjurist eines großen Unternehmens zu werden. Als der chinesische Telekommunikationskonzern ZTE ihm seinen „Traumjob“ anbot, nahm er ihn an, ohne sich näher zu erkundigen. Doch bald darauf stellte er fest, dass sein Job einen sehr hohen Tribut forderte – nämlich er sollte sein Land verraten. Und so wurde sein einst sehnlichster Traum schnell zu einem Albtraum.

„Ich glaube nicht, dass ich mich jemals sicher fühlen werde“, sagte Yablon, Autor des Buches „China die Stirn bieten: Wie ein Whistleblower alles für sein Land riskierte“. Darin deckt Yablon auf, wie der chinesische ZTE-Konzern die US-Exportgesetze umging – ein riskantes Unterfangen. In der Sendung „American Thought Leaders“ von Epoch TV vom 15. Dezember erzählt Yablon seine Geschichte und wie es dazu kam, dass er sich schlussendlich seinem damaligen Arbeitgeber und somit auch der Kommunistischen Partei Chinas widersetzte.

Blinder Ehrgeiz

Yablon fing im Oktober 2011 bei ZTE an. In den Jahren davor hatte er bereits verschiedene Anwaltskanzleien durchlaufen und, wie er sagt, sein „Repertoire an Handwerkszeug vervollständigt“, um sich die Karriereleiter weiter hochzuarbeiten. „In einer Anwaltskanzlei ist man mit einem Rechtsbereich befasst, hat aber viele Kunden“, sagte er. Als Chefjurist hingegen betreue man nur einen einzigen Mandanten, sei aber in vielen Rechtsbereichen tätig. „Und das hat mich interessiert – mehr Unterstützung für das Geschäft zu leisten, anstatt, wie in einer Anwaltskanzlei, nur Geschäfte abzurechnen.“

Bevor er die Position des Chefsyndikus bei ZTE übernahm, arbeitete Yablon bereits bei McAfee, einem Unternehmen, das Antivirensoftware herstellt. Und später dann bei dem berüchtigten chinesischen Telekommunikationsgiganten Huawei. „Ich dachte: ‚Was für eine unglaubliche Gelegenheit. Hier ist ein internationales Multimilliarden-Dollar-Unternehmen, und ich bin stellvertretender Leiter der Rechtsabteilung“, erklärte er. „Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich bei Huawei einlasse“. Schnell lernte er jedoch den Unterschied zwischen der amerikanischen und der chinesischen Denkweise kennen.

Ein etwas anderes Moralverständnis

Einer dieser Unterschiede sei, dass die Chinesen Moral ganz anders auslegten, als er es vom Westen her kenne. Er erinnerte sich an einen Vorfall bei Huawei, bei dem sein chinesischer Anwaltskollege darauf bestand, dass das Befolgen der Gesetze „nur EIN Vorschlag sei“. „Wir haben einen moralischen Kompass, oder wir glauben, dass gewisse Dinge unmoralisch sind“, sagte Yablon. „Sie sehen das nicht so. Und es ist nicht so, dass sie keine Moral haben, sondern sie betrachten Geschäfte oder Entscheidungen nicht so wie wir hier im Westen.“

Bei diesem Vorfall hätten ihm bereits die Alarmglocken schrillen sollen. Das hätte schon die Richtung angedeutet, in die sich das Ganze später entwickeln sollte. Allerdings sei er damals zu sehr von seinen eigenen Karrierezielen geblendet gewesen. Es habe ihn nachdenklich gestimmt, so Yablon. „Aber es konnte weder meine Arroganz noch meinen Wunsch, mich zum Chefjuristen hochzuarbeiten, stoppen.“

Riskantes Geschäft

Es dauerte jedoch nicht lange, bis Yablon während seiner Arbeit mitbekam, dass das US-Repräsentantenhaus Ermittlungen gegen das Unternehmen führte. ZTE wurde als potenzielle Bedrohung der nationalen Sicherheit angesehen. Und als noch ein Vertrag zwischen dem Unternehmen und dem Iran durchsickerte, wurden ihm die Risiken seines Jobs noch deutlicher.

In einem Artikel der Nachrichtenagentur Reuters wurde eine Kopie eines Vertrags zwischen ZTE und dem Iran veröffentlicht, in dem ZTE Spionagetechnologie im Wert von Hunderten Millionen Dollar verkaufte“, erinnert er sich. „Das Problem war, dass sie dafür US-Bauteile verwendeten.“ Wie Yablon dann herausfand, kaufte ZTE über Briefkastenfirmen US-Komponenten auf, leitete sie zurück nach China und verkaufte sie von dort aus an den Iran.

Aufgrund der US-Sanktionen gegen den Iran ist der Export von Waren in dieses Land nach amerikanischem Recht verboten. Nachdem der Vertrag zwischen ZTE und dem Iran durchgesickert war, sagte Yablon, habe er nur 15 Minuten Zeit gehabt, um den Inhalt des Dokuments zu prüfen und den potenziellen Schaden einzuschätzen, den es anrichten könnte.

„Ich sah einen Abschnitt des Vertrags mit der Überschrift ‚Wie wir die US-Exportgesetze umgehen werden‘, in dem alle Briefkastenfirmen aufgeführt waren und beschrieben wurde, was jede einzelne von ihnen tun würde. Ich fiel fast vom Stuhl, als ich das sah“, erinnert er sich. „Und ich wusste, dass ich etwas tun musste.“

Yablon setzt alles auf eine Karte

Yablon riet seinem Arbeitgeber, sich den Ermittlungen der US-Regierung zu stellen, doch später erfuhr er, dass sich das Unternehmen für eine andere Vorgehensweise entschieden hatte. Er war damals der einzige Amerikaner in der chinesischen Führungsriege des Konzernsitzes in Amerika. „Sie wollten lügen“, sagte er. „Sie wollten mich zum Sündenbock machen, damit sie sagen konnten, dass sie nichts Illegales tun. So wurde ich zum Whistleblower und musste dem FBI erklären, was vor sich ging.“

Yablon stellte dem FBI eine 32-seitige eidesstattliche Erklärung zur Verfügung, in der er entlarvte, wie das Unternehmen die US-Ausfuhrgesetze beim Verkauf amerikanischer Produkte an Embargoländer umging. Dieses Dokument wurde später an die Presse weitergegeben, wodurch Yablon als Whistleblower enttarnt wurde. Dies habe nach Aussage seines Anwalts sein Leben und das seiner Frau in große Gefahr gebracht, da ZTE faktisch vom kommunistischen chinesischen Regime geleitet werde.

„Meine Frau und ich saßen an unserem Computer. Wir drückten auf die Aktualisierungstaste und warteten darauf, dass der Artikel veröffentlicht wird. Wir wussten, dass mein Leben danach nicht mehr dasselbe sein würde“, erinnert er sich. „Und genau das ist auch passiert. In dem Moment, als der Artikel erschien, sprangen wir auf. Meine Frau sagte zu mir: ‚Wir haben 30 Minuten Zeit, um das Haus zu verlassen, sonst werden wir getötet‘. Und genau das haben wir geglaubt.“

Morddrohungen gegen die Familie

Und obwohl die Familie kurzfristig untertauchen konnte, war Yablon später gezwungen, seine Arbeit bei ZTE wieder aufzunehmen, um seine Ansprüche gegen das Unternehmen geltend zu machen. Als er an seinem ersten Arbeitstag in sein Büro zurückkehrte, fand er die Tür mit Polizeiklebeband versiegelt. Eine einzige Nachricht stand auf seinem Whiteboard: „STIRB!!!“ Yablon beschrieb mehrere Vorfälle, bei denen er und seine Frau von chinesischen Staatsangehörigen verfolgt wurden. Zudem habe er mehrere Morddrohungen von seinem Arbeitgeber erhalten.

„Die von ZTE sagten: ‚Wir, ZTE, werden dich töten. Wir werden deine Familie umbringen. Wir werden deine Kinder töten. Wir werden die Kinder deiner Kinder töten.‘ Und so ging es weiter und weiter“, sagte er. Auch seine Frau war von einem chinesischen Herrn im Auto verfolgt worden, als sie mit dem Hund die Straße entlangging. „Jedes Mal, wenn sie abbog, folgte ihr das Auto. Und als sie das Tempo erhöhte, erhöhte auch das Auto das Tempo, bis sie schließlich nach Haus gerannt war“, sagt Yablon.

ZTE und US-Regierung einigten sich auf Vergleich

2017 einigten sich ZTE und die US-Regierung auf einen Vergleich, in dem sich das Telekommunikationsunternehmen schuldig bekannte, gegen den International Emergency Economic Powers Act verstoßen zu haben. Sie gaben zu, illegal amerikanische Produkte in den Iran geliefert sowie die Justiz behindert zu haben. Insgesamt zahlte das Unternehmen rund 1,2 Milliarden US-Dollar an Geldstrafen und Bußgeldern.

Schließlich erließ die Federal Communications Commission am 25. November 2017 eine neue Vorschrift, die die Einfuhr oder den Verkauf von chinesischen Kommunikationsgeräten verbietet, die als Risiko für die nationale Sicherheit angesehen werden, einschließlich der Geräte von ZTE und Huawei.

Karriereschnitt

Für Yablon hat die Enttarnung als Whistleblower auch einen Karriereschnitt bedeutet. Mehr als zwei Jahre lang bemühte er sich um einen neuen Job, den er schließlich mithilfe eines ehemaligen ZTE-Kollegen fand. Jetzt bietet er Unternehmen Rechtsberatung an, um sie bei der Einhaltung von Vorschriften zu unterstützen.

Zu den Lektionen, die er gelernt hat, sagte er: „Ehrgeiz ist natürlich etwas Großartiges, und er treibt uns alle an. Aber wenn er nicht kontrolliert ist, kann er katastrophale Folgen haben. Das erste Motto lautet also: Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, denn du könntest es tatsächlich bekommen. Und die zweite Frage ist: Wie weit bist du bereit, zu gehen, um das Richtige zu tun?“

Yablon sagte, er habe das Gefühl, „den Test bestanden zu haben“. „Ich habe nicht nur meinen Job riskiert – ich habe meine Karriere riskiert. Ich habe meine gesamten Finanzen aufs Spiel gesetzt. Aber am wichtigsten ist, dass ich mein eigenes Leben riskiert habe.“

Die Epoch Times hat ZTE um eine Stellungnahme gebeten.

Dieser Artikel erschien im Original theepochtimes.com unter dem Titel: ZTE Whistleblower Who Defied the CCP: ‘Be Careful What You Wish For’ (deutsche Bearbeitung nh)



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