Selbstmordanschlag trifft Touristen an türkischer Ägäis
Ankara – Mitten in der sommerlichen Feriensaison ist das türkische Touristenzentrum Kusadasi Ziel eines Selbstmordanschlags geworden, der mindestens vier Menschen in den Tod riss. Wie türkische Polizeikreise erklärten, sprengte sich eine Attentäterin in dem Bus in die Luft, der zu einem Strand fuhr. Nach Angaben eines Krankenhausarztes sind drei, nach Angaben des Polizeigewährsmanns zwei ausländische Touristen unter den Toten.
Fünf schwer verletzte ausländische Touristen seien ins 70 Kilometer entfernte Izmir verlegt worden, sagte der Arzt in Kusadasi. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, es handele sich um fünf britische Touristen, darunter ein 16-jähriger Junge.
Die mutmaßliche Attentäterin wurde von dem Sprengsatz völlig auseinander gerissen, sagte der Polizeigewährsmann. Die Nachrichtenagentur Anadolu zitierte Berichte, nach denen die Frau den Sprengsatz auf ihrem Schoß gezündet hat.
Der Gouverneur von Kusadasi, Ali Baris, bestätigte, das eine türkische Frau unter den vier Todesopfern. Insgesamt seien 14 Menschen verletzt worden. Die Explosion habe sich ereignet, als der Kleinbus den zentralen Platz Kusadasis passierte.
Ob Deutsche unter den Opfern sind, war zunächst nicht bekannt. Das deutsche Generalkonsulat in Izmir stehe in Kontakt mit den türkischen Behörden, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts mit.
NTV berichtete, die Wucht der Explosion habe das Dach des weißen Kleinbusses weggerissen. Die Szene bot ein Bild des Grauens; im Umkreis des Fahrzeugs lagen Leichenteile zerstreut. Passanten leisteten den Verletzten Erste Hilfe. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag.
Dem Anschlag waren aber schon zwei Angriffe kurdischer Rebellen in Touristenorten am Ägäischen Meer vorausgegangen. Bei einem Angriff in Cesme in diesem Monat wurden 21 Menschen verletzt, darunter drei ausländische Touristen. Im April wurden bei einem Anschlag in Kusadasi ein Polizist getötet und vier Personen verletzt. Zu beiden Anschlägen bekannten sich kurdische Rebellen, die sich Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) nennen. Kurdische Guerillas hatten in der Vergangenheit auch Selbstmordattentäterinnen eingesetzt.
NTV zufolge vermutet die Polizei, dass bei dem Anschlag der Sprengstoff C-4 eingesetzt wurde. Nach türkischen Militär- und Geheimdienstinformationen haben kurdische Guerilla hunderte Kilogramm C-4 aus dem Irak bekommen. Es gebe auch Informationen, dass die Rebellen 70 Selbstmordattentäter in große türkische Städte entsandt hätten.
Seit 1984 bekämpften die türkischen Streitkräfte im Südosten Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK). In dem Konflikt wurden 37.000 Menschen getötet, nach der Verhaftung von PKK-Führer Abdullah Öcalan 1999 erklärte die PKK einen Waffenstillstand. Dieser wurde am 1. Juni 2004 für beendet erklärt; seitdem nahm die Gewalt wieder zu.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan versicherte, dass seine Regierung Anti-Terror-Maßnahmen durchführe. Es sei aber nicht möglich, Terroranschläge zu hundert Prozent zu stoppen, sagte er.
Kusadasi ist eines der beliebtesten Touristenzentren am Ägäischen Meer. In seiner Nähe befinden sich historische Stätten wie Ephesus, Didyma, Priene und Miletos (Milet). AP-Korrespondent Selcan Hacaoglu
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