Skandal um Missbrauch in Chile: Papst in der Kritik – Für Opfer ist Franziskus‘ Verhalten „beleidigend und schmerzhaft“

Franziskus bittet in Chile um Verzeihung wegen Sexualverbrechen eines Priesters. Er verteidigt aber den Bischof, der nach Opferangaben den Täter schützt. Selbst in der Kirche gibt es dazu kritische Stimmen.
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Papst Franziskus fährt mit dem Papamobil durch Lima.Foto: Dante Zegarra/dpa
Epoch Times20. Januar 2018

Im Skandal um Kindesmissbrauch in Chile durch einen Priester ist Papst Franziskus auf seiner Reise in dem lateinamerikanischen Land in die Kritik geraten.

Das Kirchenoberhaupt hatte Vorwürfe, dass Bischof Juan Barros aus Osorno einen Päderasten angeblich geschützt habe, als Verleumdung bezeichnet. Dazu sagte der Bischof von Rancagua, Alejandro Goic, bei ihm sei ein „bitterer Nachgeschmack“ zurückgeblieben, weil Barros an allen Papstmessen in Chile als Konzelebrant teilnehmen durfte, wie das Nachrichtenportal Emol berichtete.

Barros soll nach Aussagen von Opfern die Sexualdelikte des Pfarrers und Priesterausbilders Fernando Karadima gedeckt haben. Karadima wurde 2011 von einem Gericht des Vatikans schuldig gesprochen. Papst Franziskus hatte zum Auftakt seines dreitägigen Chile-Besuchs am Dienstag um Verzeihung für „den nicht wieder gutzumachenden Schaden“ gebeten, den Karadima verursacht habe.

Kurz vor seinem Abflug nach Peru in Iquique erklärte der Papst jedoch einer Journalistin, dass Barros unschuldig sei. „Es besteht kein einziger Beweis gegen ihn, es ist alles Verleumdung“, sagte der Papst in hartem Ton. Barros selbst beteuerte vor der Presse seine Unschuld und dankte dem Papst für seine Unterstützung.

Drei der Opfer Karadimas sagten auf einer Pressekonferenz, Barros sei anwesend gewesen, als sie vom Priester missbraucht worden seien. Die Haltung des Papstes sei für sie daher „beleidigend und schmerzhaft“. Der Regierungsbeauftragte für die Papstreise in Chile, Benito Baranda, erklärte, Barros hätte längst das Bischofsamt aufgeben sollen. „Er hat der Kirche großen Schaden verursacht“, sagte Baranda dem Sender Radio Cooperativa.

Die päpstliche Hilfe für Barros habe bei vielen Chilenen einen „verheerenden“ Eindruck hervorgerufen, schrieb selbst Stefan von Kempis, Korrespondent des Vatikansprachrohrs Vaticannews. Bei den Messen des Papstes in Chile war eine viel geringere Anzahl von Gläubigen zusammengekommen, als erwartet worden war. Im nordchilenischen Iquique, wo mit bis zu 400.000 Menschen gerechnet worden war, waren es am Donnerstag knapp 100.000 Menschen. Nach einer Umfrage von Latinobarómetro ist nach der Aufdeckung des Falls Karadima 2010 der Anteil der chilenischen Bevölkerung, die sich als katholisch bekennt, von 61 auf 36 Prozent gefallen.

Papst Franziskus stand schon öfter in der Kritik, nicht hart genug gegen Kindesmissbrauch durchzugreifen. Zwar verurteilt er Missbrauch stets als Sünde und Teufelswerk, aber Vielen fehlen die konkreten Schritte, mit denen er gegen verdächtige Kirchenmänner vorgeht. So warf auch der Skandal um den ranghohen Kardinal George Pell ein Schatten auf Franziskus‘ Amtszeit.

Der Finanzchef des Vatikans steht in seiner Heimat Australien seit langem unter Verdacht, Missbrauch vertuscht oder gar selbst begangen zu haben. Der Papst hielt jedoch weiter an Pell fest, ehe dieser nach Australien ging, um sich den Vorwürfen zu stellen. Auch in der päpstlichen Kinderschutzkommission gab es Ärger, weil Mitglieder Hürden beklagt hatten, die ihnen im Vatikan in den Weg gelegt würden. (dpa)



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