Spätes Verständnis der chinesischen Wirtschaft
Am 28. März sprach Stephen Roach, Chefökonom der US-Investmentbank Morgan Stanley, auf der Pressekonferenz anlässlich einer jüngst veröffentlichten Meinungsumfrage zu Chinas Wirtschaft. Er bezog sich bei seiner Rede auf ein Gespräch mit dem chinesischen Premierminister Wen Jiabao.
Dieser habe Stephen Roach gegenüber geäußert, dass die chinesische Wirtschaft kein Potential für eine kontinuierliche Entwicklung habe. Im Gegenteil, sie sei instabil, unkoordiniert und nicht ausbalanciert. Der chinesische Ministerpräsident habe sich darüber „besorgt“ gezeigt.
Roach zählte in der Vergangenheit immer zu den Ökonomen, die Chinas Wirtschaft positiv beurteilt haben, diesmal jedoch stimmte er Wen Jiabao zu. Roach führte aus, dass über 80 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsproduktes aus Anlageinvestitionen und Exporten stammt. Unter diesen Voraussetzungen könne die Wirtschaft nicht weiter wachsen. Roach hob hervor, dass die unverhältnismäßig hohe Sparquote in China auf die Unsicherheit der Bevölkerung über die Zukunft des Landes zurückzuführen sei.
Ohne Einkommen keine Konsumquote
Dieses Verständnis beruht nicht auf Roachs Insiderwissen. Ähnliche Erkenntnisse gehören unter den chinesischen Akademikern zur Allgemeinbildung (nur bei den loyalen Regierungsanhängern nicht).
Seit 2004 wurde die zu hohe Abhängigkeit der chinesischen Wirtschaft vom Außenhandel und die damit verbundenen Gefahren in zahlreichen Abhandlungen thematisiert. Es ist unter den Volkswirten und Wirtschaftsinteressierten lange bekannt, dass 80 Prozent der chinesischen Wirtschaft vom Außenhandel abhängig sind, ein Prozentsatz, der weit über der Rate anderer Schwellen- oder Industrieländer liegt.
Die von dem Internationalen Währungsfonds veröffentlichen Zahlen besagen, dass die derzeitige Konsumquote von Industrieländern bei etwa 78 Prozent und die von den Schwellenländern bei durchschnittlich 74 Prozent liegt.
Die ostasiatische Wirtschaft ist für ihre hohen Sparquoten bekannt und hat eine Konsumquote von 65 Prozent. China hingegen hat – außer vereinzelter Monate – eine Konsumquote, die unter 60 Prozent liegt.
Im Jahr 2006 erreichte Chinas Konsumquote ein Rekordtief von 50 Prozent. Diese geringe Konsumbereitschaft und hohe Sparquote sind auf die hohen Belastungen durch die medizinische Versorgung, Bildungs- und hohe Immobilienkosten zurückzuführen, die das chinesische Volk bewältigen muss und die zu finanzieller Unsicherheit führen.
Roach war stets einer der „besten Freunde“ der chinesischen Regierung. In den vergangen Jahren sprach er nicht selten über die großartige wirtschaftliche Entwicklung Chinas. Dabei vertrat er die Auffassung, dass die Kritiker Chinas bedeutendste Wettbewerbsvorteile übersehen würden: Die Lohnkosten, die Technologie, die Infrastruktur, das Potential an menschlichen Ressourcen und die Leidenschaft der Regierung für Reformen.
Wachstum auf Kosten der Armen
Roach hatte jedoch nicht erkannt, dass der bedeutendste Vorteil Chinas, die billige Arbeitskraft, den schwachen inländischen Markt herbeigeführt hat. Dass der chinesische Arbeiter den ganzen Tag hart arbeiten muss und dafür einen Lohn bekommt, mit dem er kaum seinen Lebensunterhalt sicherstellen kann, ist bekannt.
Gleichzeitig belastet die Regierung die Bevölkerung in zunehmenden Maße in den Bereichen Wohnen, Bildung und medizinischer Versorgung. Woher sollen die Menschen das Geld für den Konsum denn haben?
China hat sich zur „Weltfabrik“ entwickelt, die Arbeitsplätze für die Bauern schafft. Aber diese Arbeit ist äußerst schlecht bezahlt und findet unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen statt.
Chinas geringe Lohnkosten sind auf den Entzug der Arbeitgeberleistungen und das Ausbeuten der Arbeiter zurückzuführen. Für das Ignorieren der Arbeitnehmerrechte stand die chinesische Regierung bereits regelmäßig in der Kritik internationaler Menschenrechtsorganisationen. Roach sollte das bekannt sein.
Wunder Punkt Investitionen aus dem Ausland
Chinas Modell des Wirtschaftswachstums basiert auf dem beständigen Absenken des Lohnkostenanteils, was einen schwachen inländischen Markt zur Folge hat, und bleibt daher von Exporten und ausländischen Investitionen abhängig, um weiterhin Wirtschaftswachstum generieren zu können.
Diese Form von Wirtschaftswachstum ist unvorteilhaft für die Armen, etwas drastischer ausgedrückt: Man tötet die Hühner, anstatt sie zu hüten, um an die Eier zu gelangen, und das ist genau der Grund, weshalb es der chinesischen Wirtschaft an Potential für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum mangelt.
Die chinesische Regierung steht vor der Wahl, entweder mit der Ausbeutung der Armen fortzufahren, bis dieses System kippt, oder zum Wohle aller die Armen an dem Wirtschaftswachstum teilhaben zu lassen.
Ein wahrer Freund Chinas?
Es gibt viele, die ebenso wie Roach Chinas Politik befürworten. Sie leben in einem freien Land, aber umarmen den Kommunismus. Sie benutzen ihre Stellung, um China zu bewerben und dessen „Freund“ zu werden, was ihnen dabei hilft, erfolgreiche Wirtschaftsbeziehungen zu China zu knüpfen. Diese Leute, die von der chinesischen Regierung als „Freunde“ tituliert werden, sind nicht die Freunde des chinesischen Volkes, auch wenn die Regierung sie als solche bezeichnet.
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