Spanien: Illegal Eingewanderte flüchten zurück nach Afrika

Seit Schließung der Grenzen in Marokko und Verkündung des Corona-Lockdowns in Spanien Mitte März versuchen immer mehr illegal eingewanderte Marokkaner, in ihre Heimat zurück zu gelangen. Schlepper verlangen für Rückführungen mehr Geld als für das Schleusen nach Europa.
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Durch Covid-19 und die wirtschaftlichen Folgen in Spanien ziehen es viele illegal eingewanderte in Spanien vor, in ihr Heimatland zurückzukehren.Foto: Marcos Moreno/dpa
Von 25. April 2020

Die Schleuser-Mafia, die jährlich Millionenumsätze mit der illegalen Einschleusung von Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten nach Europa macht, bietet mittlerweile auch Menschenschmuggel in die Gegenrichtung an. Dieser wird auch zunehmend nachgefragt: Verantwortlich dafür ist die Corona-Pandemie. Jüngst sollen bereits 100 illegal nach Spanien eingewanderte Marokkaner deren Dienste in Anspruch genommen haben.

Wie „El País“ berichtet, sollen die Angst vor der Seuche und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen eine Situation geschaffen haben, in der zuvor nach Spanien geflüchtete Nordafrikaner mittlerweile in ihrer Heimat gesicherte Verhältnisse erwarten. Entsprechend haben sich auch die Preise für die „Dienstleistungen“ der Schleuser angepasst.

Diese bieten zwar immer noch Schlauchboote und Überfahrten von Marokko nach Spanien an – für Preise zwischen 400 und 1.000 Euro. In die Gegenrichtung kostet es mittlerweile jedoch mehr als 5.000 Euro. Erst Ende März sollen sich zwei Gruppen auf den Weg gemacht haben.

Immer mehr Marokkaner wollen die Corona-Krise in ihrem Heimatland überstehen

Die Gründe für die Fluchtwelle in die Heimat sind vor allem die Zahl der mit COVID-19 Infizierten, die Massenarbeitslosigkeit und der Ramadan. Zwar ist die wirtschaftliche Lage in Marokko nicht besser als in Spanien, immerhin böte ein Aufenthalt im Herkunftsland aber den Vorteil, den muslimischen Fastenmonat im familiären Kreis zu verbringen.

Zudem hat viele bereits in Spanien ansässige Marokkaner überrascht, dass ihr Heimatstaat von sich aus die Grenzen für die reguläre Einreise geschlossen hat. Spaniens Regierung ihrerseits steht ebenfalls vor Problemen, die eine Abschiebung illegaler Einwanderer nicht als Priorität erscheinen lässt. Außerdem hätte eine „Selbstanzeige“ der Betroffenen in der Hoffnung, kostengünstiger in die Heimat zurückgebracht zu werden, den Nachteil, dass sie dann in den entsprechenden Datenbanken aufscheinen und möglicherweise sogar erkennungsdienstlich behandelt würden.

In Spanien gibt es derzeit 104.885 aktive Corona-Fälle, 7.705 Infizierte befinden sich in kritischem Zustand. Genesen sind bislang 92.355 Erkrankte, verstorben 22.524. Erst am gestrigen Freitag (24.4.) stieg die Zahl der Neuinfizierten pro Tag von 4.635 auf 6.740. In Marokko sind derzeit 3.114 aktive Fälle registriert. Verstorben sind bis dato 158 Menschen an den Folgen einer COVID-19-Infektion.

Lockdown in Spanien ließ auch illegalen Arbeitsmarkt zusammenbrechen

Marokko hatte am 13. März einen vollständigen Einreisestopp verhängt. Dieser betraf auch eigene Staatsbürger und sogar legal in Spanien beschäftigte Marokkaner, die als Pendler eingereist waren. In Spanien gilt ein umfassender Lockdown, der auch den illegalen Arbeitsmarkt zusammenbrechen ließ. Sollten illegale marokkanische Einwanderer in Spanien medizinische Hilfe benötigen, wären sie auf den guten Willen der dortige Ärzte angewiesen – die jedoch Corona-bedingt stark ausgelastet sind.

Dennoch ist der Zustrom illegaler Einwanderer von Marokko nach Spanien nicht vollständig abgerissen. Wie es aus Spaniens Innenministerium heißt, sind im ersten Monat seit Verhängung der Pandemie-Maßnahmen am 15. März noch 829 Menschen illegal über den Land- oder Seeweg nach Spanien gelangt. Insgesamt ist die Zahl der entsprechenden Einreisen bis 19. April Daten der Europäischen Kommission zufolge mit 6.056 um 24 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.



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