Wieder Tote auf Weihnachtsmarkt: „Wir haben mehrere Schüsse gehört, vielleicht drei, und wir haben mehrere Menschen laufen sehen“

Nach Angaben lokaler Medien schießt der Täter mit einer Pistole um sich. Menschen geraten in Panik und laufen weg.
Epoch Times11. Dezember 2018

Wieder gibt es Tote auf einem Weihnachtsmarkt: Knapp zwei Jahre nach dem verheerenden Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz mit zwölf Toten hat ein Täter den ältesten französischen Weihnachtsmarkt in Straßburg zum Ziel genommen. Vier Tote und 13 zum Teil schwer Verletzte, lautet die vorläufige Bilanz.

Um 20 Uhr fallen auf dem beliebten Weihnachtsmarkt rund um das Straßburger Münster die ersten Schüsse, wie Zeugen der Nachrichtenagentur AFP schildern: „Wir haben mehrere Schüsse gehört, vielleicht drei, und wir haben mehrere Menschen laufen sehen“, sagt ein Augenzeuge. „Einer von ihnen ist hingefallen. Ich weiß nicht, ob er gestolpert ist oder getroffen wurde.“ Die Menschen in einer anliegenden Bar hätten gerufen „Zumachen, zumachen“, und die Bar habe geschlossen.

Nach Angaben lokaler Medien schießt der Täter mit einer Pistole um sich. Menschen geraten in Panik und laufen weg. Einige glauben zunächst an Lärm durch demonstrierende Schüler oder „Gelbwesten“, wie ein Weihnachtsmarkt-Besucher dem Fernsehsender BFM-TV sagt. Den Ernst der Lage begreifen sie erst, als die Polizei den Markt räumen lässt.

Auf dem schwer bewachten Weihnachtsmarkt patrouillieren auch Soldaten der Anti-Terror-Einheit der französischen Armee. Sie verletzen den Täter, er kann jedoch entkommen.

Bereitschaftspolizisten und Soldaten riegeln den Weihnachtsmarkt ab und fordern alle Besucher auf, sich in umliegenden Restaurants und Gebäuden in Sicherheit zu bringen. Die Ermittler fahnden in dem Straßburger Wohnviertel Neudorf nach dem Flüchtigen, über dem Stadtteil kreist ein Helikopter.

Nach und nach werden erste Details über den mutmaßlichen Täter bekannt: Er soll nach Polizeiangaben 29 Jahre alt sein und aus Straßburg stammen. Laut Präfektur war er den Behörden als Gefährder bekannt. Damit ist in Frankreich in der Regel gemeint: Er war radikalisiert.

Die französische Justiz geht von einem terroristischen Hintergrund aus. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft in Paris eröffnet Ermittlungen wegen „Mordes und versuchten Mordes im Zusammenhang mit einer terroristischen Unternehmung“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beruft in der Hauptstadt das Krisenkabinett ein.

Der mutmaßliche Täter sollte laut einer mit dem Fall vertrauten Quelle eigentlich bereits am Dienstagmorgen festgenommen werden. Dabei ging es um versuchte Tötung. Warum die Festnahme nicht gelang und warum er dann am Weihnachtsmarkt um sich schoss, ist ungeklärt.

Es ist nicht das erste Mal, dass der berühmte Weihnachtsmarkt mit hunderttausenden Besuchern zur Zielscheibe wird: Bereits im Dezember 2000 hatten Islamisten ihn ins Visier genommen. Sie wollten mit einem zum Sprengsatz umgebauten Schnellkochtopf ein Blutbad anrichten.

Der von Deutschland aus vorbereitete Anschlag der sogenannten Frankfurter Zelle wurde aber knapp vereitelt. Vier Männer wurden später in Frankfurt am Main zu Haftstrafen von zehn bis zwölf Jahren verurteilt.

Über die neuerliche Tat ist auch in Deutschland die Bestürzung groß: „Erschüttert über die schreckliche Nachricht aus Straßburg“, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Welches Motiv auch immer hinter den Schüssen steckt: Wir trauern um die Getöteten und sind mit unseren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten. Hoffentlich gerät niemand mehr in Gefahr.“  Zu frisch sind noch die schrecklichen Erinnerungen an den Breitscheidplatz. (afp)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion