Strategisch wichtige Stadt in Tigray von Äthiopiens und Eritreas Armee besetzt
Im Konflikt um die äthiopische Region Tigray haben die äthiopische und die eritreische Armee nach Rebellenangaben die strategisch wichtige Stadt Shire eingenommen. Die Soldaten hätten in Tigray „für den Moment die Kontrolle über manche Gebiete, darunter Shire“ übernommen, erklärte die Führung der Rebellen in Tigray am Dienstag und rief die Bewohner der Gebiete zum Widerstand auf. Der neue UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk warnte vor einer Eskalation des Konflikts.
Shire hatte vor Ausbruch des Konflikts in Tigray etwa 100.000 Einwohner. Die Stadt, die etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Eritrea entfernt liegt, verfügt über einen Flughafen und liegt an einer Straße, die sie mit der rund 300 Kilometer entfernten Regionalhauptstadt Mekele verbindet. In Shire leben tausende Binnenvertriebene, die wegen des Konflikts in Tigray ihre Heimat verlassen haben.
Türk erklärte in Genf, er sei „zutiefst beunruhigt über das bedeutende Risiko einer Eskalation“ des Konflikts in Tigray. Der aus Österreich stammende UN-Menschenrechtskommissar verwies auf die anhaltende „massive Mobilisierung von Soldaten und Kämpfern der verschiedenen Konfliktparteien“ und rief alle Seiten zu einem Ende der Kämpfe sowie Verhandlungen über eine langfristige friedliche Lösung auf.
Am Montag hatte bereits UN-Generalsekretär António Guterres gewarnt, die Lage in Tigray drohe „außer Kontrolle“ zu geraten. „Die Gewalt und die Zerstörung haben ein erschreckendes Ausmaß erreicht“, erklärte Guterres und rief die eritreische Armee zum Rückzug aus Äthiopien an.
Der bewaffnete Konflikt in Äthiopien hatte im November 2020 mit einer Offensive der äthiopischen Streitkräfte begonnen, nachdem die in Tigray regierende TPLF die Autorität der Zentralregierung immer wieder infrage gestellt hatte. Eine fünfmonatige Waffenruhe hatte Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung genährt, Ende August brachen die Kämpfe aber wieder aus.
Seitdem seien aus Tigray zahlreiche Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur gemeldet worden, erklärte Türk. Bei derartigen Attacken handele es sich um „Kriegsverbrechen“. (afp/dl)
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