Studie: China nutzt gefälschte Twitter-Konten, um Propaganda über die Corona-Pandemie zu verbreiten

China benutzt Tausende von gefälschten und gestohlenen Twitter-Konten, um eine Desinformationskampagne rund um COVID-19 zu führen. Kommentartexte wurden oft wortwörtlich aus den staatlichen Leitartikeln genommen – und die gehackten Twitter-Konten zu „Cheerleadern für die chinesische Regierung“, wie „ProPublica“ in einer Studie feststellt.
Titelbild
Das Twitter-Logo.Foto: Bethany Clarke/Getty Images
Epoch Times2. April 2020

Die in New York ansässige gemeinnützige Plattform „ProPublica“ verfolgte in einer am 26. März veröffentlichten Studie mehr als 10.000 verdächtige gefälschte, gekaperte und gehackte Twitter-Konten. In der Studie wurde festgestellt, dass diese seit August 2019 „in einer koordinierten Einflusskampagne mit Verbindungen“ zum chinesischen Regime verwickelt sind.

Viele dieser Konten, die sich früher gegen politische Dissidenten und die Proteste in Hongkong richteten, haben nun damit begonnen, „Propaganda und Desinformation über den Virusausbruch“ zu veröffentlichen, so „ProPublica“.

Diese 10.000 Konten handelten nicht unabhängig. Mit Hilfe von Computerprogrammen stellte „ProPublica“ fest, dass die gefälschten Twitter-Konten Teil eines gemeinsamen Netzwerks von mehr als 2.000 Konten waren.

„ProPublica“ warnte: „Das wahre Ausmaß der Einflusskampagne ist wahrscheinlich viel größer; unsere Nachverfolgung legt nahe, dass die von uns identifizierten Konten nur einen Teil der Operation ausmachen.“

Die Taktik

Die gefälschten Konten versuchten, „Impulse für bestimmte Geschichten zu geben“, erklärte „ProPublica“. Erstens würden zentrale Twitter-Konten, also solche mit „eher legitim wirkenden Geschichten“, zu auffälligen Kanälen werden. Dann würden andere, offensichtlicher gefälschte Konten mit diesen Beiträgen interagieren, z.B. durch Reposting oder durch positive Kommentare.

Ob es sich um die Proteste in Hongkong oder den aktuellen Virenausbruch handelte – diese Kanäle verwendeten Hashtags, um „Sichtbarkeit für ein Konto zu bekommen, das sonst nur wenige Follower hatte“.

Manchmal würden „Beiträge Hashtags verwenden, die nur für das Einflussnetzwerk gelten, vermutlich um zu versuchen, sie auf Twitter zum Trend zu machen“, ergänzte „ProPublica“.

Die Studie listete mehrere bekannte gehackte Konten auf, wie z.B. einen Professor in North Carolina, einen Studenten an der Universität von Nebraska Omaha, einen Webdesigner in Großbritannien und einen Wirtschaftsanalytiker in Australien.

Der Twitter-Account von Kalen Keegan wurde gehackt und in einen Zombie-Account mit Propaganda-Posting umgewandelt. Screenshots ihres Twitter-Profils vom 21. Januar 2020 und 22. März 2020. Quelle: ProPublica

„Es ist unklar, ob die Inhaber von gefälschten Konten die Konten selbst gehackt oder sie von anderswo gekauft haben“, so die Studie.

Einige der von „ProPublica“ überprüften Konten wurden inzwischen von Twitter gesperrt.

Twitter-Konten geben Hinweise auf das chinesische Regime

„ProPublica“ wies nach, dass Peking auf viele dieser Konten Einfluss hatte. So stellte es beispielsweise fest, dass das Einflussnetzwerk „seinen Schwerpunkt am 29. Januar plötzlich auf die Corona-Epidemie verlagerte“, sechs Tage, nachdem die Behörden in Wuhan, dem Epizentrum des Virusausbruchs, eine Sperre verhängt hatten.

Am selben Tag kündigte „OneSight“ die Einführung einer neuen App an, die virenbezogene Informationen verfolgen und dabei helfen soll, „Chinas richtige Stimme“ in die Welt zu tragen. „OneSight“ ist eine in Peking ansässige Internet-Marketingfirma mit Verbindungen zum chinesischen Regime.

„OneSight’s“ App-Ankündigung an dem Tag, an dem das Einflussnetzwerk seinen Schwerpunkt auf die Corona-Pandemie verlagerte: „Daten zur Bekämpfung des Virus nutzen; globale Dynamik des neuartigen Coronavirus; der Welt die richtige Stimme Chinas liefern!“ Quelle: „ProPublica“

Der Geschäftsführer des Unternehmens arbeitete zuvor in der Abteilung für Auslandspropaganda der Stadt Peking. Zu seinen Kunden zählen staatliche Medien und regimefreundliche Firmen wie Huawei und Alibaba.

Im vergangenen Jahr erhielt „ProPublica“ die Kopie eines Vertrags, den „OneSight“ abgeschlossen hatte, um Twitter-Aktivitäten zu verstärken – mithilfe der staatlichen Nachrichtenagentur „China News Service“. Nach Angaben der „Jamestown Foundation“ betreibt die Agentur auch „verdeckt Medienorganisationen in Übersee“.

Cheerleader für die chinesische Regierung

„China News Service“ ist der internationale Medienzweig des Büros für Auslands-chinesische Angelegenheiten, das für die Einflussnahme auf Chinesen im Ausland zuständig ist. Dieses Büro wiederum wird von der „Vereinigten Arbeitsfront“ [„China‘s Overseas United Front Work“; auf Deutsch: „Chinas Einheitsfront im Ausland“] geleitet, einem Parteiorgan, das sich der Verbreitung der Pekinger Agenda innerhalb und außerhalb Chinas widmet.

„Unsere Untersuchung einer ineinander greifenden Gruppe von Konten innerhalb unserer Daten hat die Arbeit mit ‚OneSight verknüpft“, fügte „ProPublica“ hinzu.

Die Studie stellte fest, dass der Inhalt und das Verhalten der gefälschten Twitter-Konten denen ähnlich waren, die in einem Bericht des „Australian Strategic Policy Institute“ im Jahr 2019 festgestellt wurden. Beispielsweise wurden die Beiträge oft während der Arbeitszeit in Peking erstellt.

Viele der Beiträge, welche der Politik und den Vorgehensweisen von Peking zustimmen, wurden gefälscht. Es wurden oft wortwörtlich die gleichen Inhalte benutzt, die auch in den staatlichen Medien in China veröffentlicht wurden:

Kommentartexte wurden oft wortwörtlich aus den staatlichen Leitartikeln genommen, welche schon seit längerer Zeit als politischer Leitfaden für Regierungsbehörden und Parteifunktionäre dienen.“

Die Berichte wurden „ProPublica“ zufolge zu „Cheerleadern für [die chinesische] Regierung, welche die Bürger aufforderten, sich zusammenzutun, um die Bemühungen zur Bekämpfung der Epidemie zu unterstützen. Sie forderten [die Bürger] auf, Online-Gerüchte zu zerstreuen“.

Das Geld

„ProPublica“ fand heraus, dass in einigen Fällen mutmaßliche chinesische Agenten einflussreichen chinesischsprachigen Twitter-Nutzern Bargeld anbieten würden, wenn sie Nachrichten zu Gunsten von Peking veröffentlichen.

Die Studie von „ProPublica“ hob den Fall von Badiucao hervor, einem in Australien lebenden chinesischen politischen Zeichner.

Badiucao sagte, er sei von einem Kontoinhaber angesprochen worden, der sich als „internationales Austauschunternehmen“ ausgab und dem Zeichner 1.700 Yuan (etwa 218 Euro) per Tweet anbot, wenn er bestimmte Inhalte postet.

Während der vorgetäuschten Verhandlungen mit dem Unternehmen sagte Badiucao, er habe eine Probe von dem erhalten, was er twittern sollte: einen 15 Sekunden langen Propaganda-Clip, der zeigt, dass Peking „das Coronavirus besiegt hat und alles wieder auf dem richtigen Weg ist“.

Badiucao fügte hinzu, er sei zuversichtlich, dass das Unternehmen für das chinesische Regime arbeite. Das Unternehmen schloss schließlich keinen Vertrag mit Badiucao ab, mit der Erklärung, dass nach der Überprüfung festgestellt wurde, dass „der Schreibstil nicht zu diesem Werbethema passt“.

 

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung:
China Uses Fake and Hijacked Twitter Accounts to Spread Propaganda About Pandemic: Study



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