Suche im Fall „Maddie“ abgeschlossen: Fundmaterial nach Deutschland gebracht
Gestern war Internationaler Tag der vermissten Kinder. Und gestern wurde die am Dienstag begonnene Suche nach Spuren im Vermisstenfall Madeleine „Maddie“ Beth McCann in der Algarve beendet.
Von „Schubkarren, Schaufeln und Spitzhacken“ hatte der portugiesische TV-Sender „SIC Notícias“ berichtet, als in dieser Woche Ermittler aus Deutschland, Portugal und Großbritannien die Gegend am Arade-Staudamm in der Algarve untersuchten. Auch Drohnen und Spürhunde waren im Einsatz, um etwas über den Verbleib des im Mai 2007 verschwundenen kleinen Mädchens herauszufinden.
Was wurde an dem Stausee nahe der Stadt Silves, rund zehn Kilometer landeinwärts von der südportugiesischen Küste gefunden? Der Ort liegt knapp 50 Kilometer vom Badeort Praia da Luz entfernt. Dort wurde das Kind eines Ärztepaares aus Rothley, in der mittelenglischen Grafschaft Leicestershire, nach Ansicht der Behörden aus einem Appartement der Hotelanlage Ocean Club entführt.
Rosa Decke, Schlafanzug, Waffe und Videokamera
Initiiert hatte die Suche das Bundeskriminalamt in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Die deutschen Behörden gingen dem Hinweis eines Informanten nach, wie die portugiesische Wochenzeitung „Expresso“ berichtet. Taschen voll mit entnommenen Bodenproben, Stofffetzen und anderem Material werden nun untersucht – in Deutschland.
„Um die Interessen der laufenden Ermittlungen in Portugal zu wahren, wird das gesammelte Material den deutschen Behörden übergeben“, zitiert „SIC Notícias“ die portugiesische Kriminalpolizei Polícia Judiciária.
Nach Angaben des NDR könnte es bei der Suche um die Überreste einer rosa Decke und des Schlafanzuges der kleinen Maddie gegangen sein. Bestätigt wurde das offiziell nicht. Wie die britische „Daily Mail“ berichtet, sei es jedoch um ganz was anderes gegangen: um eine Waffe und einen Camcorder. Beides soll aus dem Haus des in Deutschland inhaftierten Hauptverdächtigen im Fall „Maddie“, Christian B., gestohlen worden sein.
Der Informant soll die Aussagen von zwei deutschen Kronzeugen bestätigt haben, die zur gleichen Zeit wie Christian B. an der Algarve lebten und mit ihm Teil eines Netzwerks von Kleinkriminellen gewesen seien. Sie hätten sich aber zerstritten.
Die beiden seien den Angaben nach später in das Haus von Christian B. im einige Kilometer vom Stausee entfernten Floral eingebrochen, als B. im Gefängnis saß. Aus dem Haus hätten sie dann die Videokamera und die Waffe mitgenommen. Die Aufnahmen der Videokamera sollen einen Maskierten zeigen. Die beiden Ex-Kumpane sollen die Stimme von Christian B. erkannt haben. Zu sehen sei gewesen, wie er eine Amerikanerin foltert und vergewaltigt, sowie Aufnahmen eines etwa 15-jährigen Mädchens in selbiger schlimmen Lage. Die beiden sollen bei der Sichtung des Videos in Panik geraten und fortgefahren sein. Die Videokamera und die Waffe sollen sie dann in den Stausee geworfen haben.
Im Jahr 2019 wurde Christian B. von einem deutschen Gericht wegen der Vergewaltigung einer älteren Amerikanerin in ihrem Haus in Praia da Luz in der Nähe des Ortes, an dem Madeleine verschwand, zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt.
Hauptverdächtiger Christian B. schweigt
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig war es auch, die 2020 bekannt gab, gegen den wegen Vergewaltigung einsitzenden und wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vorbestraften Deutschen Christian B. im Fall „Maddie“ wegen Mordes zu ermitteln.
Eine Anklage erfolgte nach Angaben der „Berliner Zeitung“ offenbar noch nicht. B. habe von 1995 bis 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt und dort in Hotels und Ferienanlagen eingebrochen. Den untersuchten Ort am Stausee bei Silves nannte Christian B. auch sein „kleines Paradies“.
Laut „Bild“ sitze B. derzeit in der JVA Oldenburg ein. Von seiner siebenjährigen Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin in ihrem Haus habe der Mann bereits 4,5 Jahre verbüßt. Den Informationen der Zeitung nach habe der Mann mittlerweile einen Antrag auf Freilassung auf Bewährung gestellt.
Maddie McCann ist entweder tot oder lebt irgendwo unter unbekannten Umständen. Im zweiten Fall wäre sie am 12. Mai 20 Jahre alt geworden.
25. Mai – Tag der vermissten Kinder
1983 legte US-Präsident Ronald Reagan den Internationalen Tag der vermissten Kinder auf den 25. Mai fest – im Gedenken an den Fall Etan Patz aus dem Jahr 1979. Damals verschwand der Sechsjährige auf dem Weg zur Schule. Die Behörden suchten sogar mit Fotos auf Milchpackungen nach dem Kind.
Erst 33 Jahre später wurde ein Verdächtiger festgenommen. Der Mann gestand später die Ermordung des Kindes und wurde 2017 zu 25 Jahren Haft verurteilt. Unter anderem berichtete die „New York Times“ über den Fall. Die Leiche des Jungen wurde jedoch nie gefunden.
Europaweite kostenlose Hotline
Den Tag der vermissten Kinder gibt es seit 2002 auch in Europa. Auch in Europa verschwinden immer wieder Kinder. Jedes Jahr rund 300.000, berichtet die portugiesische Kriminalpolizei. Die Initiative „Vermisste Kinder“ berichtet von jährlich rund 60.000 vermissten Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Glücklicherweise sollen in 99 Prozent der Fälle die Vermissten wieder wohlbehalten auftauchen. Beratung und Hilfe erhalten Eltern im Bedarfsfall europaweit kostenlos aus allen Netzen und rund um die Uhr über die Hotline 116 000.
In der nachfolgenden interaktiven Karte sind alle offenen Vermisstenfälle von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 26 Jahren in Europa eingetragen – unter anderem auch der Fall „Maddie“ in Portugal.
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