Südafrika: Nicht für Weiße – Programm gegen Jugendarbeitslosigkeit erntet Vorwürfe inverser Apartheid

In Südafrika liegt die Arbeitslosigkeit bei knapp 28 Prozent, die unter jungen Menschen ist deutlich höher. Die ANC-Regierung unter Cyril Ramaphosa scheint zunehmend bestrebt zu sein, die weißen Bevölkerungsteile die Zeche für die Folgen ihrer gescheiterten Wirtschaftspolitik bezahlen zu lassen. Jüngst geriet ein Jugend-Jobprogramm in die Kritik.
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Ein Tafelberg bei Kapstadt, Südafrika.Foto: iStock
Von 13. November 2018

Seit fast 25 Jahren regiert der sozialistische Afrikanische Nationalkongress (ANC) in Südafrika das Land mit absoluter Mehrheit, seit knapp 20 Jahren spielen andere Parteien so gut wie keine Rolle mehr. Mittlerweile blühen Nepotismus, Korruption und Misswirtschaft – und dort, wo das Geld ausgeht, bedient man sich und seine Günstlinge notfalls selbst.

Im Laufe des Jahres waren immer mehr Berichte über Zwangsenteignungen hauptsächlich weißer Farmer am Kap bekannt geworden. Nicht selten besetzten dabei regierungsnahe Stoßtrupps unter Billigung vonseiten der Führung gewaltsam Farmen. Dabei kam es mehrfach zu Gräueltaten gegen die Eigentümer und deren Familien. Seit Ende der Apartheid soll es bereits zu tausenden Morden an Grundbesitzern gekommen sein, nicht selten mit eindeutigen Hinweisen auf einen rassistischen Hintergrund.

Die sogenannte Bodenreform durch die Regierung in Pretoria im Februar des Jahres hat die Zahl der Übergriffe auf hauptsächlich weiße Farmer noch einmal drastisch in die Höhe schnellen lassen. Diesen gehören zurzeit etwa 70 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche in Südafrika, die Führung will sie entschädigungslos enteignen. Kriminelle Banden und politische Extremisten fühlen sich durch das Gesetz in ihrem Vorgehen legitimiert. Die Farmer bilden angesichts der permanenten Bedrohung zunehmend bewaffnete Selbstschutzeinheiten, die sich unter anderem Hilfe von Ausbildern aus den USA oder Israel suchen.

YES 4 Youth will zu staatlich anerkannten Berufsabschlüssen verhelfen

Nun ist auch ein staatliches Aktionsprogramm gegen die Jugendarbeitslosigkeit ins Gerede gekommen, das eine rassendiskriminierende Ausrichtung haben soll. Wie „The South African“ berichtet, sollen weiße Staatsbürger Südafrikas von vornherein von einer Teilnahme am Programm YES (Youth Employment Service) 4 Youth ausgeschlossen sein.

Eine Arbeitslosenquote von 38,8 Prozent unter jungen Menschen ist im rohstoffreichen Südafrika kein Ruhmesblatt für die Regierung. Allerdings beharrt diese auch fast ein Vierteljahrhundert nach Ende der Apartheid immer noch darauf, dass die Ungleichheit an Chancen immer noch ein Resultat angeblicher struktureller Privilegien weißer Südafrikaner sei.

YES 4 Youth soll nun Südafrikanern zwischen 18 und 35 Jahren, die seit mehr als sechs Monaten beschäftigungslos sind, die Möglichkeit bieten, staatlich anerkannte Berufsabschlüsse mit Erfahrungen in der Digitalwirtschaft zu erwerben. In diesem Zusammenhang sollen mehr als eine Million Arbeitsgelegenheiten unter dem Banner des Nationalen Entwicklungsplans 2030 zur Beseitigung von Armut und Überwindung von Ungleichheit geschaffen werden.

Wer keinen Abschluss, aber die falsche Hautfarbe hat, hat hingegen Pech gehabt: Eine Registrierung für das Programm, das nach eigenen Angaben mit 153 Unternehmen Partnerschaften unterhält, ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Dazu gehört neben dem Alter und einer südafrikanischen Staatsangehörigkeit auch, dass man „schwarz“ im Sinne des „Black Economic Empowerment“ (BBE) ist.

Als indischstämmiger Südafrikaner oder Angehöriger einer sonstigen nichtweißen Bevölkerungsgruppe erfüllt man die Kriterien. Als Weißer jedoch nicht – und ob sich ein Bono oder Roger Waters finden wird, um dafür Solidaritätskonzerte zu initiieren, ist ebenfalls ungewiss.

Nach Protesten Auffangprogramm eingerichtet

YES 4 Youth, das von dem gleichen Präsidenten Cyril Ramaphosa ins Leben gerufen wurde, der auch hinter der „Bodenreform“ steht, wäscht seine Hände in Unschuld und verweist auf die strikte Bindung an die B-BBEE-Richtlinien, die ein solches Vorgehen vorschreiben und auch den ökonomischen Realitäten entsprächen. In den Trailerpark-Siedlungen der Nachkommen enteigneter weißer Farmer oder anderer Angehöriger dieser Bevölkerungsgruppe, die dem ideologischen Dogma vom reichen kapitalistischen Ausbeuter nicht entsprechen, merkt man davon allerdings wenig.

Mittlerweile hat die Anbieterplattform infolge einer Vielzahl an Protesten, unter anderem vonseiten der Gewerkschaftsbewegung „Solidarität“, erklärt, man habe den Registrierungsprozess überarbeitet, um auch Personen die Möglichkeit einer Teilnahme an Qualifikationsprogrammen und Jobsuche-Plattformen zu ermöglichen, die für YES 4 Youth nicht in Betracht kommen. Auf der Seite der Initiatoren heißt es nun:

„Die YES-Bewegung ist größer als Rasse. Es geht darum, jedem Südafrikaner mit der Möglichkeit auszustatten, seine Ressourcen zu nutzen, um die ökonomische Zukunft des Landes mitzugestalten.“



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