Syrien: Abzug der USA bringt kommunistische Kurden-Armee in die Bredouille

US-Präsident Donald Trump hatte bereits mehrfach den Abzug der US-Truppen aus Syrien in Aussicht gestellt. Am Mittwoch erklärte er, der Zeitpunkt dafür sei nun gekommen. Den kurdischen YPG als Verbündeten gegen den IS kommt dieser Entschluss ungelegen.
Von 25. Dezember 2018

Die Ankündigung von Präsident Donald Trump, die US-amerikanischen Truppen aus Syrien zurückzuziehen, hat einer kurdischen sozialistischen Gruppierung, die mit den USA im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) zusammengearbeitet hatte, den Boden unter den Füßen weggezogen.

Am Mittwoch der Vorwoche verkündete Trump, die etwa 2000 US-Soldaten, die sich noch im Land befinden, aus Syrien zurückzuziehen – und erklärte, der IS sei in dem Nahoststaat besiegt. Dieser Schritt stellt die Zukunft der kurdischen „Volksverteidigungseinheiten“ (YPG) infrage, die in entscheidender Weise zum Kampf gegen den IS beigetragen hatten, von der Türkei jedoch als Ableger der „Kurdischen Arbeiterpartei“ (PKK) gesehen werden, die auch die USA als terroristische Vereinigung einstufen.

Trump erklärte am Sonntag auf Twitter dazu:

„Der Präsident der Türkei hat mir sehr entschieden versichert, dass er das, was vom IS in Syrien noch übrig sein sollte, ausradieren wird… und er ist jemand, der das bewerkstelligen kann. […] Zudem ist die Türkei in unmittelbarer Nachbarschaft dazu. Unsere Truppen kommen nach Hause!“

YPG sollte für arabische Kämpfer attraktiver werden

Die US-Truppen haben die YPG in deren Kampf gegen den IS seit 2015 unterstützt. US-amerikanische Kommandeure waren beeindruckt von den militärischen Fähigkeiten der Kurden und haben ihnen Unterstützung im weiteren Kämpfen gegen den IS in Aussicht gestellt, sollte es ihnen gelingen, eine „repräsentativere“ Breite an Kämpfern zu rekrutieren. Insbesondere ging es dabei um arabische, wie der Kommandant des U.S. Special Operations Command, General Raymond Thomas III., erklärte.

Mit den politischen Zielen der YPG wollten die USA hingegen nichts zu tun haben. Diese sind die Erlangung der Autonomie und die Errichtung quasi-sozialistischer Kommunen nach Vorgabe des seit 1999 in der Türkei inhaftierten PKK-Gründers Abdullah Öcalan.

Als die Kurden 2016 die Autonomie dreier von ihnen kontrollierter Provinzen im Norden Syriens ausgerufen hatten, wiesen sowohl Ankara und Washington als auch das von Russland unterstützte Regime des Präsidenten Baschar al-Assad dieses Ansinnen zurück.

Die USA hatten bisweilen versucht, die YPG als von der PKK unabhängig darzustellen, die seit 1984 einen bewaffneten Aufstand gegen die türkische Regierung führt, der bislang 40 000 Todesopfer gefordert hat. General Thomas erklärte diesbezüglich 2017 vor dem Sicherheitsforum in Aspen:

„Wir haben ihnen ausdrücklich zu erkennen gegeben, dass sie ihr Branding verändern müssen, dass sie sich einen Namen abseits von YPG geben müssten, und innerhalb eines Tages verkündeten sie, als Syrische Demokratische Kräfte zu agieren. […] Ich dachte, es wäre ein Geistesblitz, da irgendwo Demokratie reinzubringen.“

„Dort sind alle PKK-Mitglieder“

Die Verbindungen zur PKK blieben dennoch offenkundig. Ein Kämpfer erklärte gegenüber dem „Wall Street Journal“:

„Manchmal bin ich PKK, manchmal YPG. Es ist nicht wirklich wichtig. Das sind alles PKK-Mitglieder.“

Die YPG konnten 30 000 Kämpfer mobilisieren und so mit Unterstützung von US-Truppen mehrere Siege gegen den IS feiern. Die Kurden haben dabei mehr als 6000 Kämpfer verloren, die USA fünf.

Unterdessen hat die Türkei eine Invasion in Syrien angedroht mit dem Ziel, sowohl PKK als auch YPG zu eliminieren. Der Abzug der USA macht ein solches Szenario wahrscheinlicher.

Tatsächlich hatten einige Mitglieder der US-Regierung dafür plädiert, die US-Truppen in Syrien zu belassen. Dies jedoch weniger, um den YPG dabei zu helfen, ihre Kämpfe zu führen, sondern die YPG für US-amerikanische Interessen einzuspannen – etwa den Iran zurückzudrängen.

Thomas selbst bezeichnete die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) als „unsere Proxys, eine Surrogattruppe von 50 000 Personen, die für uns arbeiten und unsere Anordnungen befolgen“.

Die USA betrachten des Iran als Sponsor des Terrorismus und werfen dem Land noch weitere Übergriffe vor, unter anderem sein atomares und ballistisches Programm. Der Iran unterhält nicht nur eigene Kämpfer in Syrien, sondern unterstützt auch das Assad-Regime, dem die USA Massaker an eigenen Bürgern vorwerfen.

Kampf gegen den Terror nicht gefährdet

Die SDF hatten die USA ihrerseits gewarnt, ein Rückzug der Truppen würde einen Wiederaufstieg des IS in der Region anstacheln. Die Regierung Trump hat jedoch klargemacht, dass der Kampf gegen den Terror weitergehe. Immerhin blieben weiterhin 5200 US-Soldaten jenseits der Grenze im Irak stationiert. Zudem sei ein erheblicher Teil der Antiterroroperation der USA von Katar und anderen Stützpunkten aus geflogen worden.

Die USA arbeiten derzeit an der Stabilisierung und dem Wiederaufbau von Gebieten, die vom IS befreit worden waren. Dieses Programm umfasst die Entfernung von Sprengfallen und explosiven Munitionsresten ebenso wie die Wiederherstellung essenzieller Versorgungsdienste.

Zusätzlich zu ihren Bemühungen im Rahmen der internationalen Anti-IS-Koalition sind die USA der größte Geldgeber im Zusammenhang mit der Bewältigung von Konfliktfolgen. Washington hat unter anderem Hilfsgelder im Umfang von etwa 8,1 Milliarden US-Dollar auf den Weg gebracht, unter anderem für 12,1 Millionen Bedürftige in Syrien und 5,6 Millionen syrischer Flüchtlinge in der Region.

Die Krise in Syrien begann 2011 als Effekt des sogenannten „Arabischen Frühlings“ im zeitlichen Zusammenhang mit ähnlichen Unruhen in anderen arabischen Staaten. Die Regierung Obama stellte sich damals auf die Seite der Opposition gegen das Assad Regime und versuchte dieses zu destabilisieren, während Assad die Proteste gewaltsam unterdrückte. Der daraus resultierende Bürgerkrieg ermöglichte auch den Aufstieg des IS.

(mit Material von Reuters)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion