Textil-Proteste in Bangladesch: Regierungschefin lehnt weitere Lohnerhöhungen ab
Bangladeschs Regierungschefin Sheikh Hasina hat weitere Lohnerhöhungen für die Arbeiter der Textilindustrie abgelehnt. Die Arbeiter sollten sich mit den angekündigten Erhöhungen zufriedengeben „und ihre Arbeit fortsetzen“, sagte Hasina am späten Donnerstag bei einem Treffen ihrer Partei Awami League. „Wenn sie auf die Straße gehen, um auf Veranlassung von jemandem zu protestieren, werden sie ihre Arbeit verlieren und in ihre Dörfer zurückkehren müssen.“
In Bangladesch kommt es seit zwei Wochen zu heftigen und teils gewaltsamen Protesten. Die Arbeiter der zahlreichen Textilfabriken des Landes fordern eine Erhöhung ihres Mindestlohns auf umgerechnet mindestens 190 Euro im Monat, was eine Verdreifachung des aktuellen Niveaus wäre. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission hatte am Dienstag eine Mindestlohnerhöhung um 56,25 Prozent auf 104 Euro ab Dezember angekündigt.
Die Gewerkschaft der Textilarbeiter wies dies als „inakzeptabel“ zurück. Die Lohnerhöhung sei nicht mit den steigenden Kosten für Lebensmittel, Wohnungsmieten, Gesundheitsversorgung und Schulgebühren vereinbar. In den vergangenen Tagen kam es erneut zu heftigen Protesten, bei denen eine Frau getötet wurde – der dritte Todesfall seit Beginn der Demonstrationen.
Bangladeschs Hauptstadt Dhaka und ihre Vororte sind ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Viele westliche Marken wie Gap, H&M oder Aldi lassen dort Kleidungsstücke herstellen. Die Produktion wurde durch die Proteste beeinträchtigt, hunderte Fabriken wurden geschlossen. Nach Polizeiangaben stürmten die Demonstranten rund 70 Fabriken und verwüsteten sie.
„Wenn diese Fabriken geschlossen werden, wenn die Produktion unterbrochen wird, wenn die Exporte unterbrochen werden, wo werden dann ihre Arbeitsplätze sein? Das müssen sie verstehen“, sagte Regierungschefin Hasina mit Blick auf die Demonstranten.
Bangladesch ist einer der größten Produzenten von Textilien weltweit, im Land gibt es rund 3.500 Fabriken und Werkstätten. Vier Millionen Menschen arbeiten in der Branche. Textilien machen 85 Prozent der Exporte aus. (afp/dl)
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