Türkische Fußballer widmen Torerfolg den Soldaten – Erneuter Militärgruß sorgt für Aufsehen

Frankreich und die Türkei trennen sich im Pariser Stade de France mit einem 1:1-Remis. Die Gäste gleichen kurz vor Schluss aus und zeigen nach dem 1:0 in Albanien auch in Frankreich beim Torjubel den Militärgruß in Richtung der Fans.
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Die türkische Fußball-Nationalmannschaft salutiert nach dem Ausgleich in Paris.Foto: Thibault Camus/AP/dpa/dpa
Epoch Times15. Oktober 2019

Frankreichs Fußball-Nationalmannschaft hat in der EM-Qualifikation die Revanche für die 0:2-Niederlage im türkischen Konya verpasst. Das Team von Didier Deschamps kam im Pariser Stade de France nur zu einem 1:1. Vor allem der Ausgleichstreffer der Türken sorgte für großes Aufsehen.

Frankreich führte im Stade de France mit 1:0 bis zur 82. Spielminute. Ein Freistoß von Hakan Calhanoglu findet an der zweiten Stange den frei postierten Kaan Ayhan. Der köpft den Ball sicher zum 1:1 ins Netz. Die Türkei jubelt, wobei dieser mit einem Militärgruß abgeschlossen wird. Die Spieler plus Towart nehmen an der Seitenlinie Aufstellung und salutieren und zeigen damit ihre Sympathie mit der Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Düsseldorf-Legionäre verweigern Militärgruß

Torschütze Kaan Ayhan jubelt, beteiligt sich jedoch nicht am Militärgruß seiner Teamkollegen. Abwehrspieler Merih Demiral läuft zum Torschützen und animiert diesen – letztendlich erfolglos – mit den Spielern zu salutieren. Ein Streit entbrannte am Feld.

Ayhan, Legionär bei Fortuna Düsseldorf, ging daraufhin mit dem ebenfalls bei Düsseldorf engagierten Kenan Karaman von seinen Teamkollegen weg, während die mitgereisten türkischen Fans noch immer vor ihren Spielern salutierten. Kurz vor Schluss wird im Stadion ein pro-kurdisches Banner entrollt: „Hört auf Kurden zu massakrieren“ steht darauf. Kurze Zeit später entfernen Ordner den Schriftzug.

Bereits am Freitag im Duell gegen Albanien (1:0 für die Türkei) wurde der Siegtreffer mit der gleichen Ehrenbezeugung gefeiert. Gerichtet sei diese an die aktuell in Nordsyrien eingesetzten Soldaten, die gegen die Kurdenmiliz YPG heftige Kämpfe ausfechten. Kaan Ayhan und Kenan Kamara hatten hier noch mitsalutiert.

Deren Klub Fortuna Düsseldorf teilte daraufhin am Sonntag mit: „Wir sind davon überzeugt, dass ihnen nichts ferner lag, als ein politisches Statement abzugeben. Beide Spieler stehen für die Werte, die unser Verein lebt.“ Fortuna-Sportvorstand Lutz Pfannenstiel – ein Globetrotter in Sachen Fußball – suchte nach dem Albanien-Spiel der Türkei das Gespräch mit seinen beiden Schützlingen.

„Gefällt mir“ von Gündogan und Can

Der türkische Fußballverband schrieb auf der Verbandsseite: „Die Fußballer haben dieses Tor mit dem Militärgruß den Soldaten geschenkt, die in der ‚Operation Friedensquelle‘ dienen.“ Das stößt unter anderem dem europäischen Fußballverband sauer auf. Die UEFA hat ein Verfahren gegen den türkischen Verband eingeleitet. Zunächst werden Stellungnahmen von den Beteiligten gesammelt.

Wird der gesamte Verband bestraft? Oder richtet sich dieses nur gegen einzelne Spieler? Eines ist in dieser Causa klar: Die UEFA verbietet sich politische Äußerungen und Gesten auf dem Spielfeld. Der Europäische Fußballverband hat in der Vergangenheit bei solchen Fällen hart durchgegriffen.

 

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Die UEFA beobachtet auch die Social Media Präsenzen der Spieler. Der Goldtorschütze im Spiel gegen Albanien Cenk Tosun hatte auf Instagram ein Foto von seinem Militärgruß-Jubel gepostet. Dieses Bild wurde von den deutschen Teamspielern Ilkay Gündogan und Emre Can mit einem „Gefällt mir“ versehen. Kurze Zeit später nahmen die beiden DFB-Spieler dieses wieder zurück mit der Stellungnahme, dass man keinerlei politische Stellungnahme abgeben wollte.

Absage von EM-Quali-Spiel stand im Raum

Wegen der türkischen Militäroffensive in Syrien hat Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian seine Teilnahme an einem Fußballspiel zwischen Frankreich und der Türkei abgesagt. Zugleich wurden Rufe nach einer Absage des Fußballspiels laut. Der konservative französische Parlamentsabgeordnete Jean-Christophe Lagarde twitterte, Frankreich könne nicht Vertreter einer Nation empfangen, „die das Massaker an unseren kurdischen Verbündeten gutheißen“.

„Was in Syrien passiert, ist eine Sache, das Match eine andere“, sagte der türkische Botschafter in Paris, Ismail Hakki Musa. Der türkische Teamchef Senol Günes wollte die Geste von Paris nicht hochspielen: „Wir handeln in gutem Glauben, es geht darum, unsere Soldaten zu unterstützen.“ Der 67-Jährige betont aber weiter, dass es nicht darum gehe, Zivilisten zu töten, sondern es gehe nur darum, Gewalt gegen türkische Bürger zu unterbinden.

BFV und St. Pauli greifen hart durch

Auch der Bayerische Fußballverband reagierte auf einige Ehrenbezeugungen von Spielern am Wochenende mit einer Aussendung auf der Verbandshomepage: „Spieler, die den Fußball für politisch motivierte Provokationen missbrauchen, können sich der Diskriminierung gemäß Paragraf 47 a der Rechts- und Verfahrensordnung schuldig machen und müssen mit empfindlichen Strafen rechnen.“

Der FC St. Pauli hat sich vor Kurzem von seinem Mittelfeldspieler Cenk Sahin getrennt, nachdem dieser auf seiner Instagram-Seite die Syrien-Offensive der Türkei begrüßt hatte. Er schrieb in türkischer Sparche: „Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und der Armeen. Unsere Gebete sind mit euch!“ Die Ultras von St. Pauli forderten daraufhin die Entlassung des Spielers. Der Verein tat dies auch unter Berücksichtigung wiederholter „Missachtung der Werte des Vereins“. (cs)



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