Undercover-Telefonat: Chinesischer Botschafter verhindert Shen Yun-Shows in Madrid

Wie ein Undercover-Telefonat enthüllt, hat die chinesische Botschaft die Theaterdirektion des Teatro Real in Madrid so sehr unter Druck gesetzt, dass mehrere Vorstellungen von Shen Yun nur drei Wochen vor ihrer Aufführung abgesagt wurden.
Epoch Times29. Januar 2019

Ein Undercover-Telefonat mit dem chinesischen Botschafter in Madrid bestätigt nun die Aussagen des lokalen Veranstalters von Shen Yun in Spanien, wonach der Druck des chinesischen Regimes zur Absage mehrerer Aufführungen im Teatro Real geführt hat.

Der chinesische Botschafter gab in dem aufgezeichneten Telefonat, das der Epoch Times vorliegt, zu, dass er den Generaldirektor des Teatro Real in Madrid persönlich besucht hat, und ihn bei diesem Treffen dazu gedrängt hat, die beliebte traditionelle chinesische Tanz- und Musikperformance Shen Yun, die dort Ende Januar stattfinden sollte, abzusagen.

Die in New York ansässige Shen Yun Performing Arts – deren Mission es ist, 5.000 Jahre chinesische Zivilisation durch Musik und Tanz wiederzubeleben, hatte laut ihrer Website das Teatro Real in Madrid gebucht, um am 31. Januar und 2. Februar aufzutreten.

Shen Yun Performances beinhalten Stücke, die das zeitgenössische China darstellen, darunter die anhaltende Verfolgung der dort verfolgten spirituellen Praxis Falun Gong – ein Thema, das vom chinesischen Regime als tabu angesehen wird.

„Technische Schwierigkeiten“ nur ein Vorwand

Wenige Wochen vor den geplanten Aufführungen sagte das Theater die Vorstellungen wegen „technischer Schwierigkeiten“ ab. Das Teatro Real bestätigte diese Argumentation in einer E-Mail an The Epoch Times.

Die US-Niederlassung der Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong (WOIPFG), eine gemeinnützige Organisation, die Menschenrechtsverletzungen gegen Falun Gong-Anhänger untersucht, führte eine Untersuchung der Annullierung des Vertrags mit Shen Yun durch, da eine mögliche Einmischung der chinesischen Botschaft im Raum stand.

Verdeckte Untersuchung: KP Chinas steht hinter der Absage

Im Rahmen ihrer verdeckten Untersuchung rief die WOIPFG am 22. Januar die chinesische Botschaft an, wobei sich die Anruferin als hochrangige chinesische Regierungsbeamtin ausgab. Die Person, die den Anruf entgegennahm, identifizierte sich laut Pressemitteilung der WOIPFG als chinesischer Botschafter in Spanien, Lü Fan. Die Organisation veröffentlichte am 28. Januar eine Audioaufnahme des Telefonats auf ihrer Website.

„Die Untersuchung bestätigte, dass die Kündigung des Theatervertrages mit den Organisatoren von Shen Yun ausschließlich das Ergebnis der Einmischung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) war“, so WOIPFG in der Mitteilung.

„Lü Fan hat persönlich Druck auf das Theater ausgeübt, den Vertrag mit Shen Yun Performing Arts zu kündigen. Lü Fan und der Direktor des Theaters planten gemeinsam, die Shen Yun-Aufführungen unter dem Vorwand technischer Schwierigkeiten abzusagen.“

Die Original-Tonwiedergabe des Telefonats finden sie im englischen Originalartikel. 

Während des Gesprächs erklärte Lü, wie er den Generaldirektor des Königlichen Theaters davon überzeugt hatte, Shen Yun abzusagen, indem er den Generaldirektor warnte, „dass es sich das Theater nicht leisten kann, den chinesischen Markt dadurch zu verlieren“.

Lü fügte hinzu, dass der Generaldirektor des Theaters, dessen Name in der Telefonkonferenz nicht genannt wurde, zunächst zögerte, der Bitte der Botschaft nachzukommen, da er befürchtete, dass dies „zu Umsatzeinbußen führen würde“ und befürchtete, dass der Ruf des Theaters beeinträchtigt würde. Zum Zeitpunkt der Stornierung von Shen Yun waren knapp 900 Tickets online verkauft, und das Theater hatte nach Lüs Angaben bereits eine Reihe von Vorbereitungen für die Vorstellung getroffen.

Doch nach dem persönlichen Treffen gab der Generaldirektor schließlich auf die Bitte des Botschafters hin nach.

„Neue Seidenstraße“: Druck auf westliche Staaten auch im Kultursektor

„Ich sagte ihm, er solle nicht nur über das wirtschaftliche Einkommen nachdenken, sondern auch über die Politik. Wenn man mit China zusammenarbeitet und die ‚International League of Theaters of the Silk Road‘ unterzeichnet, hat man ein großes Potenzial auf dem chinesischen Markt“, sagte Lü und verwies auf ein Abkommen, das das Madrider Theater 2016 mit dem chinesischen Regime unterzeichnet hatte.

Die Vereinbarung „International League of Theaters of the Silk Road“ ist ein Projekt zur Förderung des „künstlerischen Austausches im Bereich der darstellenden Kunst“, so ein Bericht der staatlichen China Daily. Die Liga ist wiederum Teil von Chinas Vorzeigeprojekt zur Stärkung des geopolitischen Einflusses auf der ganzen Welt, der „One Belt, One Road“-Initiative (OBOR).

Lü erklärte in der Telefonkonferenz auch, dass er eng mit dem Geschäftsführer zusammenarbeitete, um einen Grund für die Absage der Show zu finden, der später vom Theater genutzt wurde.

„Wir sagten ihnen, sie sollten technische Gründe [als Tarnung] verwenden, um zu sagen, dass sie, da die Show in Eile gebucht wurde, nicht über die technischen Fragen nachgedacht haben“, sagte Lü in der Telefonkonferenz und wies den Generaldirektor ausdrücklich an, die Veranstalter von Shen Yun darüber zu informieren, dass das Theater nicht in der Lage sei, die Bühne rechtzeitig für das Unternehmen für darstellende Kunst zu räumen.

Als die Verantwortlichen des Teatro Real die Künstlergruppe über die Absage am 7. Januar informierte, hatten sie es damit begründet, dass die Oper „Das Rheingold“, die am Tag vor und nach Shen Yun aufgeführt wurde und werden soll, Schwierigkeiten habe, ihre Bühnenbilder für die Aufführungen von Shen Yun abzubauen. Allerdings schien das Theater kein solches Problem mit anderen Shows zu haben, die um die Termine der Rheingold-Oper herum aufgeführt wurden.

Nachdem die Auftritte von Shen Yun in Madrid abgesagt wurden, äußerte ein europäischer Politiker seine Bedenken hinsichtlich einer möglichen Einflussnahme des chinesischen Regimes.

Chinesische Einheiten versuchten kürzlich auch, engere Beziehungen zum Teatro Real zu knüpfen.

Das Theater unterzeichnete im Mai 2018 einen Vertrag mit dem National Center for the Performing Arts in Peking – einem Veranstaltungsort unter dem Vorsitz von Parteifunktionären – über den Austausch von Produktionen und Koproduktionen beider Theater, so eine Pressemitteilung.

Darüber hinaus ist der chinesische Botschafter Lü derzeit Mitglied des „Diplomatic Circle“ des Teatro Real, einer Gruppe von Diplomaten, die nach Angaben der Website des Theaters die internationale Attraktivität des Theaters fördern.

Die Epoch Times berichtete kürzlich auch, dass der Generaldirektor des Theaters am 14. und 15. Januar dieses Jahres auf einer Reise in China war.

KP Chinas versuchte schon mehrfach Shen Yun in Spanien zu sabotieren

Dies ist nicht das erste Mal, dass die Kommunistische Partei Chinas versucht, die Darbietungen von Shen Yun in Spanien mit ähnlichen Taktiken zu untergraben.

Nach Berichten von El Mundo, der zweitgrößten Zeitung in Spanien, bedrängten chinesische Diplomaten Beamte des Nationaltheaters Kataloniens und des spanischen Außenministeriums, Shen Yuns Auftritte in Barcelona  im Jahr 2014 abzusagen.

Die Vertreter des Regimes gingen persönlich ins Theater und forderten, dass die Show abgesagt werden soll, weil sie „gegen die Interessen der Kommunistischen Partei Chinas verstößt“. Während ihres Besuchs bei hohen Beamten im Außenministerium warnten die chinesischen Vertreter davor, dass die Nichtverhinderung der kulturellen Darbietung die Beziehungen zwischen Spanien und China „beeinträchtigen“ könnte. Sie verwiesen auch „unterschwellig auf Chinas Investitionen in unserem Land und den Export spanischer Produkte“, berichtete El Mundo.

Erst im Jahr 2017 veranstaltete eine KP China-Frontgruppe einen Protest vor dem Liceu-Opernhaus in Barcelona, während Shen Yun im Inneren auftrat. Etwa 25 bis 30 chinesische Staatsangehörige trugen Banner und schrien Parolen, die Shen Yun und Falun Gong diffamierten, eine chinesische spirituelle Disziplin, die von den Shen Yun-Künstlern praktiziert wird. Falun Gong-Anhänger in Spanien haben eine Diffamierungsklage gegen die KP China-Frontgruppe eingeleitet.

Rechtsanwalt Carlos Iglesias, der die Kläger vertritt, ist der Meinung, dass das Verhalten der Frontgruppe Hassrede gleichkommt.

Shen Yun stand immer wieder aufgrund der chinesischen Einmischung in anderen Städten auf der ganzen Welt, darunter Holland, Dänemark, Südkorea, Australien und die Vereinigten Staaten, vor Herausforderungen. In einigen Fällen hat das kommunistische Regime sogar versucht, Regierungsbeamte zu zwingen, nicht an den Aufführungen teilzunehmen oder die öffentliche Unterstützung für das Unternehmen zu bekunden.

Tschechien: Shen Yun „positive Barriere gegen das Böse“

Solche Vorfälle gab es etwa in der Tschechischen Republik. Daniel Herman, der ehemalige Kulturminister der Tschechischen Republik, sagte in einem kürzlich veröffentlichten Interview, dass er den Druck der KP Chinas mehrmals erlebt habe. Unter anderem, als der tibetische Religionsführer Dalai Lama 2016 in die Tschechische Republik eingeladen wurde, und als Shen Yun 2014 in Prag auftrat. Der christdemokratische Politiker und ehemalige katholische Priester sagte, dass die chinesische Botschaft den Leiter des Nationaltheaters in Prag kontaktiert hatte, um die Aufführungen von Shen Yun zu stoppen, aber letztendlich erfolglos war.

Herman, der zwei Jahre später selbst in einer Shen Yun-Vorführung saß, lobte diese mit den Worten: „Es ist eine massive Macht, fähig, die Welt zu umarmen. Ich finde, es ist eine positive Barriere gegen das Böse, Gewalt, Lüge und Falschheit – und das ist der Weg“, so der damals noch amtierende Kulturminister Tschechiens.

Warum fürchtet das chinesische Regime Shen Yun?

Das in New York ansässige Unternehmen wurde von Anhängern der spirituellen Praxis Falun Gong gegründet, die auf dem chinesischen Festland schwer verfolgt wird. Der damalige KP China-Vorsitzende Jiang Zemin glaubte, dass die immense Popularität von Falun Gong – bis zu 100 Millionen Anhänger, wie in westlichen Medien zitiert – die Autorität der Partei gefährden würde. So initiierte er im Juli 1999 eine landesweite Kampagne zur Schikanierung, Verhaftung, Inhaftierung und Folterung von Falun-Gong-Praktizierenden.

Die KP Chinas hat auch die Anti-Falun-Gong-Propaganda strategisch im Inland und über ihre Grenzen hinaus verbreitet – durch pro-Peking oder parteiangehörige chinesische Medien und Frontgruppen, die in überseeische chinesische Gemeinschaften eingebettet sind.

Shen Yun hat in über 100 Städten auf der ganzen Welt gespielt und Shows in New York, Barcelona und anderen Großstädten ausverkauft.

Im Original erschienen auf der amerikanischen Epoch Times: Undercover Phone Call Reveals Chinese Embassy Pressure to Cancel Shen Yun in Spain (übersetzt von nmc)



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