Unterricht am Esstisch statt Pauken in der Schule – Kinder individuell fördern und christliche Werte vermitteln

Rund 1,8 Millionen Schüler werden in den USA nach Angaben des Bildungsministeriums zuhause unterrichtet - doppelt so viele wie 1999. Die schnell wachsende Gruppe könnte in Donald Trumps neuer Bildungsministerin Betsy DeVos eine entschiedene Fürsprecherin bekommen.
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SymbolbildFoto: Getty Images
Epoch Times18. März 2017

Emily Bradley übt mit ihrem Dreijährigen korrektes Sprechen, ihr neunjähriger Sohn konjugiert mit einem Hauslehrer französische Verben, während die Tochter Mathe paukt: Keines von Bradleys vier Kindern hat je eine Schule besucht. Statt sie in staatliche Schulen zu schicken, will die 36-Jährige sie lieber zuhause individuell fördern und dabei auch christliche Werte vermitteln.

Rund 1,8 Millionen Schüler werden in den USA nach Angaben des Bildungsministeriums zuhause unterrichtet – doppelt so viele wie 1999. Die schnell wachsende Gruppe könnte in Donald Trumps neuer Bildungsministerin Betsy DeVos eine entschiedene Fürsprecherin bekommen.

Bradley spricht sich „für Alternativen bei der Bildung“ aus. „Ich halte nicht viel vom amerikanischen Bildungssystem“, sagt die Frau, die eine Karriere als Juristin sausen ließ, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. „Ich kann es besser.“

Zusammen mit rund 20 anderen Familien besuchen Bradleys Kinder in der Hauptstadt Washington wöchentliche Unterstützungstreffen für Homeschooler mit „biblischer Weltanschauung“. Nach einem Psalm und dem Schwur auf die US-Flagge geben Eltern Unterricht in Mathematik, Kunst, Lesen und Schreiben.

Im nahe gelegenen Virginia besuchen rund 350 Familien Kurse der Organisation Compass Homeschool Enrichment. Kinder von vier bis 18 Jahren können zwischen Fremdsprachen-, Chemie-, Schach- und Theaterunterricht privat engagierter Experten wählen. Die wöchentlichen Treffen sollen die Kritik am Homeschooling zerstreuen: Gegner merken an, dass es die Sozialisierung der Kinder stört, manche ohne Kontrolle von außen vernachlässigt werden und Ältere professionellen Unterricht brauchen.

In den meisten US-Bundesstaaten werden Homeschooler kaum kontrolliert, was die Befürchtungen verstärkt: Nicht einmal die Hälfte der 50 Staaten sehen nach Angaben der Website ProPublica Prüfungen für Homeschooler vor. Rund ein Drittel schreibt keine speziellen Fächer vor, und in den meisten anderen Staaten wird die Einhaltung der Vorschriften nicht kontrolliert.

Für Christopher Lubienski, Experte für Bildungspolitik an der Indiana University, ist der Grad der Deregulierung besorgniserregend. „Es gibt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung für alle Kinder. Das schließt zwar Homeschooling als Option nicht aus, aber wir tragen Verantwortung dafür, dass Eltern ihren Kindern wirklich Gutes tun.“

Die überwiegende Mehrheit der Homeschooler ist weiß und lebt über der Armutsgrenze, in den vergangenen Jahren nahm die Zahl schwarzer Familien allerdings zu. Früher nannten viele Eltern religiöse Motive für den Hausunterricht, heute geben rund drei Viertel ihre Unzufriedenheit mit anderen Schulangeboten als Grund an.

Auch die 47-jährige Kristin Yashko kommt mit ihren drei Kindern zu den Compass-Kursen. „Homeschooling hat unzählige Vorteile“, sagt die ehemalige Logopädin. Ihre 13-jährige Tochter Aldrin findet, in einer traditionellen Schule hätte sie sich „nicht so gut entfalten können“.

Später will Aldrin auf die Universität, ihre Mutter ist zuversichtlich: „Universitäten suchen zunehmend Kinder, die die üblichen Denkmuster verlassen“, sagt sie. Wie alle zahlt die Familie Steuern für die Finanzierung öffentlicher Schulen, was Yashko völlig in Ordnung findet: „Ich glaube nicht, dass Heimunterricht für alle funktioniert.“ Auch Bradley räumt ein: „Wir gehören zu einer kleinen Gruppe Privilegierter“. (afp)



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