US-Außenminister Blinken reist Ende der Woche nach China

Das Verhältnis zwischen Washington und Peking war selten so schlecht. Eine Spionageaffäre sorgte zuletzt für zusätzliche Entfremdung. Nun wollen sich beide Seiten zusammensetzen.
US-Außenminister Antony J. Blinken holt seine Anfang Februar abgesagte Reise nach China in dieser Woche nach.
US-Außenminister Antony J. Blinken holt seine Anfang Februar abgesagte Reise nach China in dieser Woche nach.Foto: Soeren Stache/dpa
Epoch Times14. Juni 2023

Zur Verbesserung der stark angespannten Beziehungen zu Peking reist US-Außenminister Antony Blinken Ende der Woche nach China. Das Außenministerium in Washington kündigte offiziell an, Blinken werde am Freitag nach Peking aufbrechen und dort am Sonntag und Montag politische Gespräche führen. Blinken holt damit eine länger geplante Reise nach, die er Anfang Februar wegen Spionagevorwürfen gegen China in letzter Minute abgesagt hatte.

Ein hochrangiger Mitarbeiter des US-Außenministeriums betonte, angesichts der angespannten Beziehungen beider Länder sei bei dem Besuch keine lange Liste von Ergebnissen zu erwarten. „Wir müssen realistisch sein“, betonte er. Es sei nicht mit einem „Durchbruch“ zu rechnen. Es gehe eher darum, die Kommunikationskanäle aufrechtzuerhalten, den Wettbewerb beider Staaten verantwortungsvoll zu gestalten und das Risiko von Fehlkalkulationen zu minimieren.

Nach Angaben des US-Außenministeriums ist es der erste China-Besuch Blinkens als Ressortchef. „Es wird der erste Besuch eines US-Außenministers in China seit 2018 sein und der erste Besuch eines US-Kabinettsmitglieds seit 2019“, sagte der ranghohe Beamte. Persönliche Treffen seien durch nichts zu ersetzen. Und die Vereinigten Staaten hätten viel Erfahrung damit, mit Konkurrenten zu sprechen und auch zusammenzuarbeiten, wenn US-Interessen dies erforderten. „Intensiver Wettbewerb erfordert intensive Diplomatie, wenn wir mit Spannungen fertig werden wollen.“

Aufregung um Spionageballon

Die Beziehungen zwischen den USA und China sind wegen einer ganzen Liste von Streitpunkten stark angespannt. Für Auseinandersetzungen sorgen unter anderem Chinas Rückendeckung für Russlands Krieg in der Ukraine, Drohungen aus Peking gegen Taiwan und der anhaltende Handelskonflikt beider Länder. Die Regierung von Präsident Joe Biden sieht China als größte geopolitische Herausforderung und fährt einen harten Kurs gegenüber Peking.

Anfang Februar hatte ein Streit über mutmaßliche Spähaktionen Chinas das Verhältnis weiter belastet. Das US-Militär hatte einen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon vor der amerikanischen Küste abgeschossen. Die USA warfen China vor, es habe damit Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei, und beschwerte sich, die Amerikaner hätten vollkommen überreagiert. Die USA legten nach und warfen China vor, ein großes internationales Spionageprogramm zu betreiben, was Peking ebenfalls zurückwies.

Blinken hatte wegen der Spähaffäre einen unmittelbar bevorstehenden China-Besuch Anfang Februar kurzfristig abgeblasen. Blinken traf den obersten chinesischen Außenpolitiker, Wang Yi, zwar später im Februar am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Das Treffen sorgte allerdings nicht für echte Entspannung. Blinken betonte stets, er wolle nach China reisen, sobald die Umstände dafür gegeben seien. In den vergangenen Monaten gab es allerdings nur wenig Austausch zwischen beiden Seiten. Auf Gesprächsangebote aus Washington reagierte China über eine längere Strecke kühl.

Zwischenfälle mit Flugzeugen und Schiffen

Zuletzt gab es schließlich etwas Bewegung. Im Mai fand nach längerer Funkstille wieder ein Treffen hochrangiger Vertreter beider Regierungen statt: Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan, traf Wang Yi in Wien. Von US-Seite hieß es danach, man sei bereit, die jüngste Spionageaffäre hinter sich zu lassen. Anfang Juni reiste dann ein hochrangiger Beamter aus dem US-Außenministerium nach China. Dies wurde als Vorbereitung eines Blinken-Besuches gewertet.

Allerdings blieb auch die vorsichtige kommunikative Annäherung nicht ohne Komplikationen: Vor einigen Tagen löste ein Zwischenfall mit Militärflugzeugen beider Länder über dem Südchinesischen Meer neue Diskussionen aus. Die US-Regierung warf China ein aggressives Abfangmanöver vor. Kurz darauf meldeten die USA einen Vorfall zwischen zwei Schiffen in der Taiwanstraße. Die US-Regierung betonte mehrfach, derartige Zwischenfälle könnten zu Missverständnissen und Fehleinschätzungen führen – es sei daher enorm wichtig, die Kommunikationskanäle zwischen Washington und Peking und auch zwischen den Militärs beider Staaten offenzuhalten.

Medienbericht über neue Spähversuche via Kuba

Kurz vor Blinkens Reiseankündigung wurden außerdem neue Vorwürfe über Spähversuche Chinas gegen die USA publik. Blinken sagte vor wenigen Tagen, China nutze seit geraumer Zeit die den USA nahe gelegene Insel Kuba, um Geheimdienstinformationen zu sammeln. Er reagierte damit auf entsprechende Berichte des „Wall Street Journals“.

In den vergangenen Tagen hatte es bereits unbestätigte Medienberichte über einen anstehenden Blinken-Trip nach China gebeben, die das Ministerium aber nicht kommentiert hatte. Kurz vor der offiziellen Ankündigung der Reise telefonierte Blinken mit seinem chinesischen Kollegen Qin Gang. Der sprach danach laut chinesischen Staatsmedien davon, dass die Beziehungen beider Länder auf neue Schwierigkeiten gestoßen seien. Er forderte die USA einmal mehr auf, sich nicht in Chinas innere Angelegenheiten einzumischen. (dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion