USA: Polizisten stoßen „katholischen Aktivisten“ Gugino nieder – Trump wittert Antifa-Provokation
Für die liberale Presse ist Martin Gugino nach dem bei einem Polizeieinsatz getöteten George Floyd selbst zu so etwas wie einer zweiten großen Symbolfigur für die Protestwelle geworden, die sich gegen die ihrer Überzeugung nach überbordende Polizeigewalt und den angeblichen systemischen Rassismus in den USA richtet.
Vor etwa einer Woche war Gugino in Buffalo niedergestoßen worden, als er sich einer Polizeieinheit, die sich gerade im Einsatz befand, in den Weg stellte. Ein Video zeichnete den Vorfall auf. Zwei Beamte sind seither vom Dienst suspendiert.
Medien fordern Zensur des Trump-Tweets
Dass Gugino zu Boden fiel und dabei verletzt wurde, wurde von Anhängern der „Black Lives Matter“-Bewegung und Befürworter der Proteste als Beweis dafür angeführt, dass der Tod George Floyds bei einem harten Polizeieinsatz immer noch kein Umdenken ausgelöst hätte. Demgegenüber argwöhnt US-Präsident Donald Trump, dass es sich bei dem Vorfall um eine Inszenierung der linksextremen „Antifa“ gehandelt haben könnte – und Gugino möglicherweise dabei als Provokateur aufgetreten sei.
Buffalo protester shoved by Police could be an ANTIFA provocateur. 75 year old Martin Gugino was pushed away after appearing to scan police communications in order to black out the equipment. @OANN I watched, he fell harder than was pushed. Was aiming scanner. Could be a set up?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 9, 2020
CNN bezeichnete Trumps Überlegung als „Verschwörungstheorie“ und zieht unter anderem die „Mitaktivistin“ des 75-Jährigen, Kathy Kelly, als Leumundszeugin heran. Gugino sei ein „Friedensstifter“, der nur die Konversation und den Austausch gesucht habe. Andere Medien wie die „New York Times“ zeigten sich entrüstet darüber, dass Twitter die „grundlose Anschuldigung“ Trumps nicht wie bereits einen Post über die Briefwahl als Falschmeldung markiert habe.
Sogar der New Yorker Jesuitenpater James Martin fühlte sich genötigt, in einem Tweet zu erklären, Gugino sei ein „Friedensaktivist“ und ein „Freiwilliger der Katholischen Arbeiterbewegung“. Jesus habe gesagt, selig seien die Friedensstifter, nicht die Gerüchtekocher.
#MartinGugino is a peace activist and volunteer with the Catholic Worker movement. Why spread rumors about someone who embodies the Beatitudes? In case you've forgotten what's in the Bible you were carrying, Jesus said, "Blessed are the peacemakers," not the rumormongers. https://t.co/LMEAO16LvQ
— James Martin, SJ (@JamesMartinSJ) June 9, 2020
Wie katholisch ist der „Catholic Worker“?
Was Martin ebenso wenig erwähnte wie Medien, die den Präsidenten der grundlosen Diffamierung Guginos ziehen, ist, dass die „Catholic Worker“-Bewegung keine offizielle Einrichtung der Katholischen Kirche darstellt.
Die Laienorganisation, die 1933 von Dorothy Day und Peter Maurin gegründet wurde, berief sich auf die Katholische Soziallehre. Die von der extremen Linken zum Katholizismus gekommene Dorothy Day bemühte sich, einen Spagat zwischen den Lehren der Kirche und den sozialistischen, kommunistischen und anarcho-syndikalistischen Einflüssen zu finden, die ihre Arbeit für „Catholic Worker“ prägten. Kritiker warfen ihr jedoch wiederholt Distanzlosigkeit zur totalitären Ideologie des Kommunismus vor. So erklärte Dorothy Day in ihrem Nekrolog für die mit ihr befreundete Elizabeth Curley Flynn:
„Es erscheint mir, als ob alles, was Geld oder Besitz bedroht, alles, was eine gleichmäßigere Verteilung der Besitztümer der Welt anbelangt, immer schon als Kommunismus bezeichnet wurde. […] Ich selbst mag dieses Wort. Es bringt mich dazu, über den Kommunismus der frühen Christen und den Kommunismus der religiösen Orden nachzudenken.“
Flynn war 1936 in die Kommunistische Partei der USA (CPUSA) eingetreten, wurde 1938, auf dem Höhepunkt der von Sowjetführer Josef Stalin durchgeführten „Säuberungen“, in deren Zentralkomitee gewählt, hatte sich vor ihrer Parteikarriere unter anderem in der heutigen „Antifa“-Hochburg Portland, Oregon, für „Geburtenkontrolle“ eingesetzt und wurde 1961 zur Vorsitzenden des Nationalkomitees der CPUSA gewählt.
„Katholisch-kommunistischer Dialog“ als Strategie der Sowjets
Die Linksextremistin starb 1964 auf einer ihrer zahlreichen Reisen in die Sowjetunion und bekam dort ein Staatsbegräbnis mit einer von mehr als 25.000 Personen besuchten Zeremonie auf dem Roten Platz in Moskau.
Die „Catholic Worker“-Bewegung war eines der wichtigsten Instrumente für den „Katholisch-kommunistischen Dialog“, den die CIA Mitte der 1960er Jahre als ein globales strategisches Aktionsfeld der Sowjetunion und der Moskau-treuen Kommunistischen Parteien begriff. Die Verwässerung traditioneller Lehren und die zunehmend weltliche Orientierung der Katholischen Kirche, deren Ausdruck das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war, bot den Kommunisten die Chance, Katholiken mittels Referenzen an die Katholische Soziallehre gegen den „westlichen Imperialismus“ und den „Kapitalismus“ einzunehmen.
Dass Stalin im Zeichen des „Großen Vaterländischen Krieges“ Gesellschaftsexperimente aus der Frühzeit der kommunistischen Diktatur beendete und auch Abstriche an der Ausrottungspolitik gegenüber dem religiösen Glauben machte, erleichterte Moskau in der Zeit des Kalten Krieges diesen Ansatz – im Unterschied zu den totalitären Partnerregimen in Albanien und China, die darin „Revisionismus“ sahen.
Democratic Socialists of America von „Catholic-Worker“-Aktivist gegründet
Die CIA sah in dem „Dialog“ damals zwar eine Strategie zur Unterwanderung westlicher Gesellschaften, aber auch eine Gefahr hinsichtlich einer Fragmentierung für die kommunistische Bewegung selbst. Diese würde auf diese Weise wenig an Erfolgsaussichten gewinnen, aber gleichzeitig interne Konflikte heraufbeschwören.
Die Analyse des Geheimdienstes mag sich bezüglich der Kreml-treuen kommunistischen Bestrebungen bewahrheitet haben. Was die CIA damals offenbar nicht erahnte, war, dass die Annäherung zwischen Kommunismus und „progressivem“ Katholizismus auf Wegen wie der „Befreiungstheologie“ oder Laieninitiativen wie „Catholic Worker“ zu einem Mainstreaming radikaler marxistischer Ideologie in kirchlichen Kreisen beigetragen hat.
Als Dorothy Day 1980 starb, verfasste ein Mitglied des „Catholic Worker“, Michael Harrington, einen Nachruf auf sie. Dieser erschien im Newsletter „In These Times“, der von jener politischen Bewegung herausgegeben wurde, deren Mitgründer Michael Harrington war: den „Democratic Socialists of America“ (DSA), heute die bedeutendste marxistische Organisation in den USA.
Day habe, so hieß es, den „Catholic Worker“ ins Leben gerufen, um „neben vielen anderen Dingen zu beweisen, dass Katholizismus richtig radikal sein kann“.
Provokationen als Teil der kommunistischen Eskalationsstrategie – auch via Polizei
Auch der linksextreme und der CPUSA nahestehende Podcast „Magnificast“ würdigte jüngst den „Catholic Worker“ und erklärte, es gäbe „keine Geschichtsschreibung der christlichen Linken in den USA“ ohne eine Diskussion über dessen Beitrag.
Die völlige Distanzlosigkeit erheblicher Teile der „Catholic Worker“-Bewegung zur totalitären Ideologie des Kommunismus ist natürlich kein Beweis dafür, dass Gugino mit dem Ziel auf eine im Einsatz befindliche Polizeieinheit zugegangen ist, um einen Zusammenstoß zu provozieren.
Vergegenwärtigt man sich jedoch die lange Geschichte kommunistischer Eskalationsstrategien – die sich etwa 1967 in der Tötung des linksextremen Studentenführers Rudi Dutschke durch den Polizisten und Stasi-Agenten Karl-Heinz Kurras manifestierten -, dann ist die Frage Donald Trumps, ob eine Provokation vorliegen könnte, zumindest nicht aus dem luftleerem Raum gegriffen.
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