Vulkan Tonga: Klimatische Folgen, der Krakatau-Vergleich und das „Jahr ohne Sommer“
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Der Unterwasserausbruch des Vulkans in der Nähe von Tonga ist nach Ansicht des australischen Vulkanexperten Richard Arculus die größte Vulkanexplosion auf der Erde seit 30 Jahren. Im Umkreis von 100 Kilometern leben geschätzt 76.000 Menschen, doch die Folgen werden möglicherweise weltweit zu spüren sein.
Auch wenn die Erforschung des Ausbruchs noch am Anfang steht, ist für den emeritierten Vulkanologen der Australian National University bereits klar, dass dieser in einer Reihe mit den größten Vulkanausbrüchen der Welt steht, wie dem Krakatau im Jahr 1883 oder dem Mount Pinatubo 1991.
Einer der größten Vulkanausbrüche unserer Zeit
Professor Arculus erwartet zudem in naher Zeit weitere, kleinere Ausbrüche des Unterwasservulkans, berichtet der australische staatliche Nachrichtendienst „9news“. Eine weitere potenzielle Gefahr für die Bevölkerung Tongas wäre ein teilweiser Zusammenbruch des Vulkans unter Wasser, ein Unterwasser-Erdrutsch.
Der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai, wie der Vulkan richtig heißt, brach am 15. Januar aus und schleuderte binnen acht Minuten schockartig eine Wolke aus Asche, Gasen und Dampf mindestens 20 Kilometer hoch in die Erdatmosphäre. Er blähte sich vor dem Ausbruch rund einen Monat lang auf, seine letzten Ausbrüche waren 2014 und 2009. „Wetter Online“ sprach von 30 Kilometer Höhe, die die Aschesäule erreichte.
International verwenden Vulkanologen den sogenannten Vulkanexplosivitätsindex VEI, um die Stärke von Vulkanausbrüchen zu messen. Der aktuelle Ausbruch lag „wahrscheinlich bei etwa fünf oder sechs“, so Richard Arculus. Die Explosion war selbst im über 9.000 Kilometer entfernten Alaska zu hören, weltweit konnte die Schallwelle gemessen werden. Die erreichte Höhe von 20 Kilometern deutet zumindest auf VEI vier hin.
Der VEI misst, wie viel vulkanisches Material ausgeworfen wurde, wie hoch die Rauchsäule war und wie lange die Eruption andauerte. Der Ausbruch des Mount St. Helens am 18. Mai 1980 lag bei 5, der Ausbruch des Krakatau bei 6. Zum Vergleich: La Palmas Vulkan, der auf der kanarischen Insel bis Ende Dezember 2021 aktiv war, erreichte auf der logarithmischen VEI-Skala die Stufe 2 bis 3.
Schäden auf den Inseln
Tongas Regierung bestätigte bisher drei Todesfälle, einige der kleineren Inseln seien stark betroffen. Es wird befürchtet, dass die Opferzahlen steigen. Auf einer der Inseln seien alle Häuser zerstört, auf einer anderen nur noch zwei Gebäude übrig. Auf der Hauptinsel Tongatapu verursachte der Ausbruch einen 1,20 bis 1,70 Meter hohen Tsunami, es kam zu Überschwemmungen und einem massiven Aschefall. Die Stromversorgung fiel aus.
Tonga ist rund 60 Kilometer vom Vulkan entfernt und ein Königreich mit 176 Inseln. Von diesen sind 36 durch rund 104.500 Einwohner bewohnt. Die Behörden evakuieren Menschen von den isolierten Inseln.
Der Tsunami sei durch eine komplexe Kombination enormer Kräfte erzeugt worden, erklärte Professor Arculus. Es sei zu einem „Rebound-Effekt des Ozeans“ gekommen, der Unterwasserberg effektiv „verdampft“.
„Der Grund für den Tsunami ist nicht die Explosion selbst“, so der Vulkanologe. Das Gestein sei weggesprengt worden und das Meer in den Hohlraum gestürzt. Durch die Hitze verdampfte das Wasser sofort, woraufhin weiteres nachlief. Schockwellenartig hätte sich dieser Effekt radial nach außen über den Ozean ausgebreitet. Auch bei der Explosion des Krakatau verursachte diese Art von „Rebound“ einen Tsunami.
Der Tsunami nach dem Tonga-Ausbruch führte rund um die Welt zu Warnungen. In Peru ertranken zwei Menschen aufgrund der hohen Wellen, es kam zu einer Ölpest an Stränden in der Nähe von Lima. Auch in den Vereinigten Staaten und Japan wurde der Tsunami beobachtet, Schäden sind nicht bekannt. Eine große Menge Bimsstein, welcher von der Vulkanexplosion stammt, bewegt sich derzeit über das Meer nach Süden.
Infrastruktur zerstört, Ascheschicht in der Hauptstadt
Die wenigen Menschen, die auf Tonga erreicht werden konnten, beschrieben ihr Land als eine Mondlandschaft. Internet- und Telefonleitungen nach Tonga wurden kurz nach dem Vulkanausbruch unterbrochen, das Unterseekabel beschädigt.
Das nächste Kabelverlegungsschiff wird bis zu zwei Wochen für die Reparatur benötigen, erklärte Dean Veverka umgehend. Veverka ist Direktor des Southern Cross Cable Network. Bis dahin bleiben Satellitentelefone die einzige Kontaktmöglichkeit.
In den Berichten wurde davon gesprochen, dass Nuku’alofa, Tongas Hauptstadt, mit einer zwei Zentimeter dicken Schicht Vulkanasche und Staub bedeckt war. Die Situation in der Stadt war ruhig, Aufräumarbeiten begannen. Rund 100 Häuser wurden beschädigt und 50 völlig zerstört. Die Uferpromenade wurde ebenfalls schwer beschädigt und war voller Trümmer, die der Tsunami ins Landesinnere geschoben habe.
Umfangreiche Schäden wurden an den westlichen Stränden der Hauptinsel gemeldet, die Versorgung mit Trinkwasser scheint heikel, es könnten Trinkwasserquellen kontaminiert sein. Auch die Regierung der Fidschi-Inseln warnt vor Verschmutzungen durch Regenfälle.
Nach Erkenntnissen der Marine von Tonga wurde ein Teil einer tiefer gelegenen Inselgruppe von 8 bis 10 Meter hohen Wellen getroffen. Auf der Insel Atata gebe es beispielsweise „katastrophale Schäden“. „Die Welle ist offenbar einmal komplett über Atata hinweggerollt“, hieß es aus dem Büro von Ministerpräsident Siaosi Sovaleni. Auf der Insel mit rund 100 Bewohnern sind zahlreiche Gebäude verschwunden, wie es den Menschen geht, ist unbekannt. Atata liegt rund 50 Kilometer vom Vulkan entfernt.
Satellitendaten helfen weiter
Mittels Satellitendaten sind mehrere Dinge erkennbar: Von der fledermausförmigen Vulkaninsel Hunga Tonga ist nach dem Ausbruch nicht mehr viel übrig. Nur ein paar kleine Ränder der ursprünglichen Insel im Nordosten und Südwesten sind noch zu sehen. Zum anderen hat mittlerweile die Aschewolke den Osten Australiens erreicht.
Besonders wichtig werden künftig Satellitendaten der Aschefahne zu Gasen wie Schwefeldioxid sein. Je höher die Aschewolke des Vulkans in die Atmosphäre aufsteigt, desto größer sind die Auswirkungen auf die gesamte Welt. Schwefeldioxid ist das Gegenteil eines Treibhausgases und in der Lage, die Erdtemperaturen messbar zu senken – was bereits mehrfach nach Vulkanausbrüchen dokumentiert wurde.
Derartiges geschah nach den Ausbrüchen des Krakatau, der rund 20 Kubikkilometer Material in die Atmosphäre brachte. Anschließend sanken laut Forschungen die weltweiten Durchschnittstemperaturen einige Jahre lang um 0,5 bis 0,8 Grad Celsius. Ähnliches ist für den Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im April 1815 nachgewiesen. Dieser schleuderte rund 160 Kubikkilometer Material in die Luft, darunter riesige Mengen Schwefeldioxid. Das darauffolgende Jahr 1816 ging in die Geschichte als „Jahr ohne Sommer“ ein, es brachte in Europa und teilweise Nordamerika Unwetter und Fröste im Sommer mit entsprechenden Ernteausfällen.
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