Wegen Spionierens vor die Tür gesetzt

Kanada unterstellt chinesischem Diplomaten Spitzeltätigkeit
Titelbild
Nicht mehr willkommen in Kanada: Der chinesische Diplomat und Botschaftsmitarbeiter Wang Pengfei (Foto: DJY)
Von 21. November 2006

Ein peinliches Schicksal widerfuhr Wang Pengfei, Zweiter Sekretär in der Abteilung für Bildung in der chinesischen Botschaft in Ottawa / Kanada, und das wohl nicht zu Unrecht. Er war zur Ausreise aus Kanada gezwungen, weil ihm ein weiterer Aufenthalt nicht gewährt wurde, ein deutlicher Misstrauensbeweis seitens der kanadischen Behörden. Wie verlautet, hat er Kanada bereits am 25 Oktober verlassen. Wangs Name erscheint nicht mehr auf der Liste ausländischer Vertreter in Kanada, auf der er noch im September zu finden war.

Offiziell hüllt man sich auf kanadischer Seite in Schweigen, aus internen Quellen verlautet, dass die Ablehnung aufgrund des Sammelns von Informationen und seiner Anti-Falun Gong-Aktivitäten erfolgte, womit Wang seine Grenzen als Diplomat deutlich übertreten hat.

Die Abteilung für Bildung in der chinesischen Botschaft in Ottawa ist ein Bindeglied zwischen der Botschaft und der Gemeinde der chinesischen Studenten in Kanada. Wie in anderen Ländern auch, liegt die Auswahl der Leiter für die chinesischen Studenten-Organisationen im Gastland Kanada in den Händen der Abteilung für Bildung in der chinesischen Botschaft. Ihr unterstehen in Kanada chinesische Studenten-Organisationen in 22 Universitäten und Hochschulen. Diese sind meist finanziell von der Botschaft abhängig und folgen daher der kommunistischen chinesischen Parteilinie.

Studenten werden ausspioniert

Lingdi Zhang, eine ehemalige Informatik-Studentin an der Universität von Ottawa, sieht sich als ein Opfer von Wangs Spionagetätigkeit.

Am 26. September 2005 erhielt Lingdi eine E-mail von Chris Xu, dem Vize-Vorsitzenden einer chinesischen Studentengruppe an ihrer Universität. Xu schrieb: „Der chinesische Studentenverband der Universität von Ottawa untersteht direkt der Abteilung für Bildung bei der chinesischen Botschaft in Kanada. Nach Berichten einiger Studenten und der Ermittlung, die vom Kader des Verbandes durchgeführt wurde, sind Sie noch Falun Gong-Mitglied.“ Der Vize-Vorsitzende warnte die Studentin: „Passen Sie auf und nehmen Sie sich in Acht.“

Die Studentin dürfte eins von vielen Opfern chinesischer Spionage im Ausland sein.

Friedliche Menschen im Visier von Chinas KP in Übersee

„Der Kampf gegen Falun Gong ist eine unserer vordringlichen Aufgaben und wir werden sie kontinuierlich in einer langfristig angelegten Operation voranbringen. Wir schauen in die Zukunft und werden aggressivere Initiativen wählen, um es zu bekämpfen.“ Dies ist ein Zitat aus einem internen chinesischen Papier, gekennzeichnet als „Doc No. 106″, mit Datum 8. Dezember 1999, und der Aufschrift „Geheim“. Es wurde im Juli vorigen Jahres vor dem US-Kongress vorgetragen von Chen Yonglin, bis zu seiner Flucht Erster politischer Sekretär der chinesischen Botschaft in Australien. Der Kampf gegen Falun Gong-Praktizierende in Australien hatte zu den Hauptaufgaben des Ersten Sekretärs gehört. Er war aus der Botschaft geflohen und hatte um politisches Asyl gebeten, weil er diese Aufgabe nicht mehr länger erfüllen wollte.

Menschenrechtsgruppen berichten über eine brutale Verfolgung von Falun Gong-Schülern in China einschließlich Folter, ihn vielen Fällen mit Todesfolge, und über eine heftige Propaganda-Kampagne des chinesischen Regimes gegen Falun Gong auch außerhalb Chinas, um der Kritik an den Verletzungen der Menschenrechte zu begegnen.
Für „die Propaganda-Aktivitäten des Verbandes und seine tapferen und klugen Aktionen gegen Falun Gong“ lobte Wang daher den Vorsitzenden des chinesischen Studenten-Verbandes der Université du Québec à Montréal in seinem Bericht des Jahres 2004 in „Chinesische Studenten im Ausland“, einer Zeitschrift, die sich an chinesische Studenten in Übersee richtet.

Kanada will keinen ‚Werte-Ausverkauf‘

Sandra Buckler, die Sprecherin des Premierministers, hat inzwischen bestätigt, dass Wang Pengfei eine Verlängerung des Visums verweigert wurde, gab allerdings keine Gründe dafür an.

Kanadas Beziehung zum chinesischen Regime war auch während des APEC-Gipfels in Hanoi in der vergangenen Woche ins Rampenlicht geraten. Im Rahmen des Gipfels war ein offizielles Treffen zwischen Kanadas Premier Stephen Harper und Chinas Staatschef Hu Jintao geplant. Nachdem Premier Harper die Menschenrechtssituation in China als unabdingbaren Gesprächspunkt auf die Agenda gesetzt hatte, wurde das Treffen von Hu Jintao abgesagt, der ursprünglich den Wunsch nach diesem Treffen geäußert hatte.

Premier Harper blieb standfest gegenüber China

„Ich glaube, Wunsch der Kanadier ist es, dass wir unsere Handelsverbindungen weltweit voran treiben, und das tun wir auch, aber ich denke nicht, dass die Kanadier einen Ausverkauf wichtiger kanadischer Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechten wünschen.“ sagte Harper gegenüber Reportern und signalisierte, dass der chinesische Staatschef das Treffen vermutlich streichen wollte, weil Kanada an der Erörterung der Situation der Menschenrechte in China bei diesem Treffen festhielt.
Bleibt anzumerken, dass immerhin ein 15-minütiges, inoffizielles Treffen zwischen den beiden Herren stattgefunden hat.
Chinas Staatspräsident kann sich die Beziehungen zu Kanada nicht verderben. Sein Land ist dringend auf die Erfüllung der Verträge zur Erdöllieferung angewiesen, die er während seines Staatsbesuches 2005 in Kanada abgeschlossen hat.

*Falun Gong ist eine spirituelle Praxis auf der Grundlage der Werte von Wahrheit, Mitgefühl und Toleranz . Die Schule wurde in China 1992 eingeführt und in den ersten Jahren von den chinesischen Behörden stark gefördert, da Falun Gong die Kosten der Gesundheitsvorsorge bei den Schülern erheblich reduzierte, ja gegen null senkte.
Laut offiziellen Schätzungen praktizierten 1998/1999 etwa 100 Millionen Chinesen Falun Gong – deutlich mehr als die Anzahl der Mitglieder in der regierungsbestimmenden KP. Diese Zahl sorgte für Unruhe und Irritation bei einigen Führern des atheistischen Regimes, insbesondere bei dem seinerzeitigen Staatschef Jiang Zemin. Jiang Zemin verbot Falun Gong im Juli 1999 und rief zur kompletten Auslöschung dieser Meditationspraxis auf. Die Verfolgung der Falun Gong-Praktizierenden nimmt seitdem immer schlimmere Formen an. Im Frühjahr 2006 wurde bekannt, dass eine große Anzahl von Falun Gong-Praktizierende systematisch zu erzwungener Organentnahme benutzt und ihre Leichname anschließend verbrannt werden.



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